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Rasen aufgebreitet wurden, bleichten voll kommen. Die übrigen Operationen gelangen eben so gut, und malt bemerkte beim Hecheln, daß dieser Hanf weit weniger Werg gab, als der auf die gewöhnliche Art geröstete, daß dieser Werg starker war, als die glatten Faden des gewöhnlichen Hanfes, und daß die innern Fasern des, auf die neue Art bereiteten, Hanfes unvergleichbar schöner, gerader, stärker und weniger verworren waren, als man sie von dem nach der alten Weise gerösteten erhält. Die nothwendige Folge davon mußte seyn, daß man beim Spinnen bessere Faden erhielt. Alle Spinnerinnen — und über dreißig legten Hand ans Werk — fanden die sen Hanf weit zarter zu spinnen und die Fä den starker als von gewöhnlichem Hanf. Bei dem Weben zeigte sich ein gleich erwünschter Erfolg, und es ward allgemein anerkannt, daß die Gewebe von dem Werg wie von den glatten Faden, die beide von einem Dorfwe ber und ohne bcsondre Vorsichtsmaßregeln verfertigt wurden, weit vorzüglicher waren, als Gewebe von Hanfe, der nach alter Art geröstet war. Das war also der gewisse Erfolg eines Versuches, der ohne die sorgfältige Zurü stung, die man gewöhnlich bei solchen Pro ben nicht fehlen läßt, aber so angcstellt wur de, wie es seyn mußte, um ein unwidersprcch- licbes Resultat zu erhalten, und es war ein höchst nützlicher Versuch, dessen Erfolg die Dorfbewohnerinnen, welche, fest am Schlen- dnan hangend, so sehr zu Zweifeln geneigt waren, völlig überzeugte. Jetzt einige kurze Bemerkungen über die Vonheile dieser Entdeckung und über die Mittel, sie allgemein zu verbreiten. Oben an steht unter diesen Vortheilen und der schätzbarste von allen ist, die Erhaltung der Gesundheit der Weiber, welche den Hanf be reiten. Bei der neuen Art des Röstens wird der unangenehme und ungesunde Geruch ver mieden, der immer eine Folge des gewöhnli chen Verfahrens ist, und in den Flüssen und Bächen, die in der Zeit des Hansröstens ohnehin seicht und wasserarm zu seyn pflegen, behalt das Wasser freien Lauf. Dazu kommt noch, daß bei der neuen Art des Röstens die Fäden des Hanfs ihre ganze Starke be halten, und die Operation immer sicher ist; hingegen weiß jeder Landbauer, daß der Hanf, wenn er nur einen halben Tag langer, als es seyn muß, im Wasser liegen bleibt, oft bis zur Fäulniß verdorben wird. Nicht sel ten geschieht's, daß ein Regen, oder ein wirthschaftliches Geschäft, das für den Au genblick dringender scheint, eine nachtheiüge Zögerung veranlassen. Ein anderer hoch wichtiger Umstand für die Landeskultur ist, daß bei der Einführung der neuen Art zu rösten, der Hanf überall gebaut werden kann, wo der Boden dazu taugt, während bis jetzt nur wasserreiche Gegenden für den Anbau dieser Pflanze sich schickten. Welcher Zeitverlust und Kostenaufwand, wenn der Landbauer seine Hanfernte, weil im heißen Sommer Bäche und Pfützen austrockneten, zu einem entfernten Wasser schaffen muß! Freilich pflegt der Landbauer den Gebrauch seiner Zeit und seiner Arme zu eignem Nu tzen nicht als Aufwand in Rechnung zu brin gen; aber diese Zeit und diese Arbeit würden, auf ein anderes Geschäft angewendct, doch Zinsen tragen.