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fahren. Der sachkundige Gelehrte, dem das Institut die Untersuchung der Erfindung auf- Zerragen hatte, wurde zu Nathe gezogen, und selbst der Urheber des neuen Verfahrens Wollte Zeuge des Versuches seyn. Alle Weiber der Gemeinde wurden auf- gefodcrt, dem Versuche beizuwohnen. Der Friedensrichter und der Gemeindevorsteher wurden gleichfalls eingeladen. Man mußte - dem unbezweiselten Erfolge dcr Probe alle mögliche Äurhenticität geben, welche die Um stande erlaubten, und die allein das nöthige Vertrauen erwecken konnte. Als diese zweck mäßigen Einleitungen getroffen waren, wurde die Küche des Pachlhofes zur Werkstätte ge wählt. Der Kessel, der zu gewöhnlichem wirthschastlichen Gebrauche bestimmt war, wurde mit 220 Pfund Wasser angefüllt, wor in man 24 Loth (12 Unzen) schwarze Seife oustöste. Man hatte 22 Pfund Hanf zu rösten. Da die Gerätschaften unvollkom men und die' Qualität dcr Seife nicht be kannt war, so glaubte D r a 1 l e diesmal et was mehr Seife als gewöhnlich nehmen zu müssen. Als das stark siedende Wasser 80 Grade Hitze nach dem Thermometer hatte, wurde cs in eine gewöhnliche Dadewanne abgegossen, in welcher die 22 Pfund Hanf horizontal ausgebreitet waren. Man hatte ihn nnc Steinen beschwert, damit er völlig unter dem Wasser bliebe. Die Wanne wur de darauf mit Bretern und Leintüchern be deckt, um die Hitze zusammen zu halten, und der Verdunstung so gut vorzubeugen, als cs die Unvollkommenheit des Gcrathes zuließ. Nach zwei Stunden nahm man den Hanf aus der Wanne. Es wurden unter die Wei- Lcr mehrereHandvol! davon ausgctheilt. Sie untersuchten diese Proben genau, und fan den den Hanf so gut geröstet, daß sie ihn mit der größten Lelchtigkett brechen konnten. Der übrige Hanf wurde, mit Strohmatten bedeckt, zum Trocknen weggclegt. Darauf ward der Versuch mit einer glei chen Menge Hanf wiederholt. Man goß das Setfenwasser aus der Sanne wieder in den Kessel, that drei Eimer frisches Wasser und 18 Loth Seife hinzu, verfuhr wie vor her und erhielt einen völlig gleichen Erfolg. Man blieb nicht oabei stehen. Der Hanf konnte dem Anscheine nach gilt geröstet seyn, aber zu winhschaftlichem Gebrauche weniger tauglich sich zeigen, als nach der alten Weise gerösteter Hanf. Diese Einwendung würden vielleicht mehrere Zeugen des Versuchs ge macht haben, wenn nicht der verständige Gutsbesitzer ihnen zuvorgekommen wäre durch den Vorschlag, den gerösteten Hanf nach und nach in den weiteren Operationen, im Dör ren, Drechen, Schwingen, Hecheln, Spin nen und Weben zu erproben, und alle An wesenden auch bei diesen fernern Versuchen zu Zeugen oder Theilnehmcrn zu machen. Als der Hanf unter der Strohdecke getrocknet war, wurde er auf einem hölzernen Boden ausgebreitet und leicht mit einer steinernen Walze zerdrückt. Darauf ward er auf den Rasen ausgebreitet, um ihn zu blerchcn. Dieß gelang dem Gutsbesitzer nicht vollkom men, weil das Versehen begangen wurde, eine Stelle zu wählen, wo die freie Luft und die Sonnenstrahlen zu wenig Zutritt hatten, und die Hühner zu esc herumliefen. Die Preben hingegen, welche man einigen Land- leuten gegeben, und von diesen aus sonnigem