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len, wo sie so lange sieben bleiben, bis die Brant mit ihren Führern und Brautweibern vorbcigezogen ist. *) Auf dem Altäre bren nen eine Menge Lichter. Wenn dieTrauungs-Ceremonie, die gern gegen Abend vorgenommen wird, vollbracht ist, und das Brautpaar zu Hause den Glück- wünschungskuß von sammelichen Gasten em pfangen hat, dann seht man sich zur Mahl- Z''it, die gemeiniglich aus Lamm - oder Rind- steischsuvpe, Lamms - oder Rindsbraten, Rcis- grühsuppe und endlich aus schwedischer Torte, Waffeln oder Hohlkuchcn besteht. Auch darf der Schenke nicht versäumen, fieisiig Dier und Branntwein zu präsentiren. Nach voll endetem Mahle wird die Stube zum Tanze vorbereitet. Dar, Brautpaar und sammtliche Hochzeitgaste stellen sich in einen Kreis und tanzen alle Hand in Hand nach der linken Seite taktmaßig rund herum nach ein Paar geistlichen Vrautliedern, die voll der ganzen Tanzgseellschaft abgcsungen werden. Ist die Stube zu klein, als daß alle nur in einem einzigen Kreise herumtanzen konnten, so bricht man ab, und bildet einen doppelten oder wohl auch einen dreifachen Kreis. Wenn man ein Stück in den Abend hin eingetanzt hat, so kommt der Schenke herein und erinnert mit einem derben Schlage an einen Balken den Bräutigam das erste Mal zum Dettgehen. Eine halbe Stunde nach her mahnt er Braut und Bräutigam mit wiederholten Schlagen zum zweiten Male, und wenn an jedes von ihnen drei solche Er mahnungen ergangen sind, dann wird zuerst die Braut tanzend zum Bette geführt, wo sie sich halb auSgekleidet hiueiniegt und gern ein Weilchen weint; eben so gehts mit dem Bräutigam — doch ohne Thranen. Wenn beide das Bette bestiegen haben, werden an den meisten Orten ein Paar Psalmen abge sungen und das Abendgebet abgelestn, wor auf die Hochzeitgaste die Drautkammer ver lassen und ihren Tanz fortsehen, so lange sie Lust haben. Den Morgen darauf empfängt das Braut paar, noch im Bette liegend, die Gaben der Gäste, die gemeiniglich aus ä, i bis 2 Kro nen bestehn, und schenkt aus den bei sich ha benden Flaschen jedem Gaste ein Glas Wein oder Branntwein ein. Der ganze nun sol- gnlde Tag wird abwechselnd mit Esten und Tanzen hingebracht; beim Schluß der Abend mahlzeit aber tragt einer der witzigsten Gäste das Schwanzstück von der geschlachteten Hoch- zeitskuh auf, an welchem der feftsihende, krummgebogene Schwanz mit bunten seide nen Vandern geschmückt, bisweilen auch das ganze Stück mit vergoldetem und sigurirten Papiere verziert ist. Der Gast sagt dabei eine geräumte Rede her, die von dem Ruh me dieses Gerichts, ja wohl auch von den Schicksalen und Handlungen der geschlachte ten Kuh so kurzweilig als möglich handelt. Die Schüssel mit diesem Gerichte wird auf das oberste Ende des Tisches gesetzt, und von einem Gaste dem andern zugeschoben, wobei ein Jeder, der Lust dazu hat, seine witzigen *) Eine Wittwe oder eine Braut, die geschwängert ist, wird von keinen Brautjungfern bei ihrer Hochzeit begleitet, und in ihrem Kirchenzuge gehen Männer und Frauen Paar und Paar zusammen.