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492 tig wieder nach Neapel zu gehen. Auch der Marchese G a l ia n i, der sonst sein Freund gewesen war, und ihn in den Grabungen zu Pompeji herumgcführt hatte, gab eine hef tige Schrift gegen ihn heraus. Winckelmann erhielt in diesem Z hre durch ein päpstliches Dreve die Anwartschaft auf em Scrittorat an der Vaticana für die nächste Erledigung; und die Königliche großbritanssche Gesellschaft dec Wissenschaften zu Göttingen ernannte ihn zu ihrem Mitgliede, wodurch feine erneuerte Bekanntschaft und sein Briefwechsel Mit Heyne und mit dem Minister v o n M ü n ch- haufen in Hannover veranlaßt ward. Zm Zahre 1765 erhielt Winckelmann von Berlin den Antrag der durch den Tod des Geh. Raths Gautier la Croze erle digten Stelle eines Aufsehers der Bibliothek und des Münz - und Antiken-Kabinels. Der Oberst Gutchard war dabei der Unterhänd ler. Da aber Winckelmann einen Zahrge- halt von 2OOO Thalern verlangte, der König aber nur Lvoo Thaler geben wollte, so zer schlug sich die Unterhandlung, und Winckel mann ward dadurch aufs neue m stinem Ent schlusse bestätigt, für immer in Rom zu blcrben. Erst nach Casanova's Abreise von Rom hatte Winckelmann die Betrügerei ent deckt, welche ihm derselbe mit den zwei an- gebtlch alten Gemälden gespielt hatte; er sandte deshalb im Anfänge dieses Zahres An zeigen davon nach Deutschland und Frank reich, um das Publikum von dieser Betrü gerei zu benachrichtigen und zu bewirken, daß die Kupfer und Beschreibung derselben in der französischen Ueberfetzung seiner Geschichte der Kunst unterdrückt würden. Da er, nicht ohne Grund, auch Mengs in Ver dacht hatte, daß derselbe nut um die Sache gewußt, so c-rk uteten seitdem auch für diesen seine freundschaftlichen Gesinnungen immer mehr, so daß er ihn zuletzt gleichfalls unter seine verlornen Freunde zählte. Diese Be trügerei machte gewissermaßen eine neue Aus gabe derGeschichte der Kunst nothwen dig, wozu Winckelmann auch schon viele Ma terialien gesammelt hatte; da aber von der ersten starken Auflage derselben noch ein gro ßer Vorrath da war, so sah er sich genöthigt, dieselbe in französischer Sprache-zu veran stalten. Zu Anfänge des Zahres 1767 erschienen in Deutschland die Anmerkungen zur Geschichte der Kunst, seinem Freunde Muzel - Etosch m Berlin zugeeignet. Dlese Anmerkungen sollten die Mangel der ersten Ausgave ersetzen, bis eine zweite voll- ställdtgere ans Lickt teeren konnte, zu wel cher er immerfort Materialien sammelte, und an deren Ausarbeitung er in diesem Zahre auch fleißig Hand legte, damit sie der eng lischen Ueberfetzung, welche der Maler Fü ßly in London besorgen wollte, zur Grundlage dienen könnte. Sein Vorsatz, im künftigen Zahre eine Reise nach Deutschland zu ma chen, ward nun auch entschiedener, denn er wollte in Berlin eine franzögsche llebersetzung der Geschichte der Kunst besorgen las sen. Auch die alte Lust, eme Nesse nach Griechenland zu machen, erwachte durch des Daron Ni edesei's Aufforderung wieder lebhaft in ihm, und er schwankte eine Zeit lang zwischen Deutschland und Griechenland; doch entschied er sich zul tzt für ftnes, ohne dieses ganz aufzugeben; im Gegentheit hoffte