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438 ste, wovon man jetzt, wenigstens m Eu ropa , keine Beispiele mehr findet. In unfern Tagen würde die schlechteste Re gierung bei einem solchen Unglücksfalle alles aufbicten, die Opfer dem Untergange zu ent reißen. Die Heerstraße, die nach Pompeja führt, scheint fast seinem Boden gleich zu seyn. Kommt man nader, so erblickt man links ei nen mäßigen Hügel; es ist Pompeja — das verschüttete Pompeja; denn bis jetzt ist erst ein kleiner Thcil der Stadt aufgegraben. Man hat nicht weit mehr; kaum geht's ein paar Fuß tief hinab, und man ist in der Rö- merstadt. Das erste Gefühl, das den Wan derer in diesem verödeten Orte ergreift, kann Jeder ahnen; aber wer könnte es beschreiben! Man wandelt durch die einsamen Straßen, man schaut begierig umher, man möchte al les mit einem Blicke umfassen. Hier sind die Hauser der Römer, hier ihre Straßen, hier ihre Gemahtde, hier ihre Sitten. Kein Gegenstand, der nicht merkwürdig, kein Kie selstein, der nicht interessant wäre. Pom- pcja ist das merwürdigste Museum in der Welt, Zuerst betritt man das Soldatenquartlcr. Es hat viel Aehnliches mit einem Kloster. Hier findet man noch in mehreren Kammern die Handmühlen, deren die Soldaten sich bedienten. Sie sind sehr sinnreich ring» nch- tet, und m mehreren Sammlungen gestochen. Aber den Eindruck, den hi-r das Gcnope eines Soldaten macht, kann kein Grabstichel darstellen. Noch sieht man die Ketten, wo ran der Unglückliche im Augenblicke des Aus bruche gcft miedet war. Die Richter gin gen unter mit dem Gerichteten. Die aufgegrabene Straße ist sehr enge. Sie ist mit Vesuv - Lava gepflastert. Man erblickt hier noch die Spur der Wagenräder, und sieht daraus, daß damals das Geleise vier Fuß war. Auf beiden Seiten der Gasse sind drei Fuß breite Fußwege (Trottoirs); also ein altcr Gebrauch, den man nirgends hätte sollen verloren gehen lassen. Alle Häuser gleichen sich. Die größten wie die kleinsten haben einen innern Hof, in dessen Mttte sich eine Badewanne findet. Fast alle endlgen in einem Säulengange, und noch jetzt herrscht in Italien derselbe Ge schmack m der Baukunst. Die innere Ein- theilung der Häuser ist sehr einfach nnd sehr einförmig. Aste Gemachr gehen auf den Hof oder auf den Säulengrng; alle sind sehr klein, viele ohne Fenster; und diese erhielten das Tageslicht nur durch die Thure oder eine darüber befindliche Oeffnung. Nimmt man dazu, daß diese Gemacher in der Regel ver einzelt und ohne Verbindung sind, so kann man sich einen Begriff von der Art zu woh nen bei den Allen machen, und man wird finden, daß viele unserer Armen bequemer ring"richtet sind, als damals die Rüchen. Demerkenswerth lsi's, daß alle Thüren äu ßerst niedrig sind; wenn also die Alkenes Nickt angenehm sanden, sich vor jeder Thüre sehr Nef zu bücken, so muss n sie cb?n nicht größer gewesen seyn, als wir es sind. Ein neuer Grund gegen die Behauptung, daß der pbystsche Mensch unaufhörlich ausarte. Der Gesibmack der Italiener an Fresco- Mableret findet sich auch in Pomp^a wie der. Weniger Gemacher gibt's, deren Wände ohne Gemähide sind. M n hat viele weggenommen, aber noch sind mrhtere vor-