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Färöe von diesen schlimmen Entführungen ziemlich befreiet geblieben, doch nicht ganz. Denn auf Oesteröe lebte noch bei meinem Ab gänge von Färöe ein Mann, der nicht über Jahre alt, und als ein Kind von drei Jahren von seiner Aeltern Hause weg entfüh ret worden war, ohne daß man wußte, wie und wohin. Nachdem man zwei Tage ver geblich nach dem Kinde gesucht hatte, fand man cs endlich von ungefähr schlafend auf einer Felskuppe, die eine halbe Meile von seiner Heimath entfernt war. Diese Bege benheit wird von so vielen noch lebenden Zeugen als wahr bekräftiget, daß kein Grund vorhanden ist, daran zu zweifeln — nur daß man nicht weiß, was für ein Geist das Kind so weit von seiner Heimath fortgesühret hat. *) Die Färöer Hexen machen sich zuweilen das Vergnügen, schaarenwelse auf Kühen herum zu reiten, wovon diese (nach dem Glauben des gemeinen Volks) eine Krank heit bekommen, die man Trölri nennt. Dem Behexen der Kühe beim Kalben kommt man zuvor, wenn man ihnen die Haare am Schwänze abstumpft, mit einem brennenden Lichte um die Hörner fährt, einige Haare am Euter, zwischen den Hörnern und an den Klauen absengt, und dann vor dem. ersten Melken ein kleines hölzernes Kreuz, ein Messer, eine weiße Muschelschale, eine Nuß oder Bohne (Qvitienuzra genannt) in den Melkeimer wirft. - Doch kann ich zu Ehrer: unserer aufgeklärten Zeiten und zu meiner Freude versichern, daß es nur unter dem ein fältigsten Färöer Pöbel noch einige wenige gibt, die an solchem abergläubigen Tande hängen. (Die Fortsetzung nächstens.) *) Sonderbar genug ist es, für eine Begebenheit eine unnatürliche Ursache aufzusuchen, wo sich eine natürliche denken läßt. Sollte der Orkan oder Wirbelwind, welcher den Rasen vom Fel sen abhebt, große Heuschober umstürzt und fottwälzt, Dächer von den Häusern abreißt und un geheure große Steine von ihrem Lager herabstürzt, nicht auch einen Menschen ins Meer stür zen oder ein dreijähriges Kind auf einen entfernten Felsen führen können? — Anm. d. Verf. — Der Uebersetzer muß sich wundern, daß der Vf. nicht auf eine zweite, dem Anscheine nach noch natürlichere Ursache gefallen ist. Derselbe erzählt nämlich S. 24z. selbst, daß noch bei Men- schengcdcnken eine Geierart (die er Vultnr älbicilla nennt, auf Tintholm genistet, auch in neueren Zeiten bisweilen von Island aus einen Besuch auf Färöe gemacht habe, jedoch auf alle mögliche Weife verfolget wurde, weil ein dergleichen Geier einmal auf ein, nicht weit von seiner Mutter liegendes, Kind herabgeschossen sei, und es in sein Nest aeführet habe. Zwar sei die Mutter auf die höchste Felsenklippe nachgeeilt, sei aber zu spät gekommen, weil das Kind schon todt und demselben die Augen bereits ausqehackt gewesen wären. Da bekanntlich mehrere Geierarten, z. B. der Condor und Lämmergeier (Vukur ki zxlniz er b.^b^tn8) vom Raube unter den Viehheerden leben; so kann man diese Erzählung mehr geradezu für eine Fabel halten, und es ließe sich also wohl auch denken, daß jener Knabe durch einen Geier fortgeführt, und vielleicht durch eine zufällige Vnschcuchung seines Räubers mit dem Leben davon gekommen