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re, um aus der Bibliothek des berühmten Fabrizius, welche daselbst öffentlich ver steigert wurde, einige der besten Ausgaben Mter Klassiker zu kaufen. Das Geld zur Reise sowohl als zum Ankauf der Bücher er bat er unterwegs bei Adeligen, Beamten und Pfarrern. Die auf diese Weise erkauften Bücher trug er nach Berlin zurück, von wo er 1737 wieder nach seiner Vaterstadt heim- kchrte. Um Ostern 1733 ging er nach Halle auf die Universität; ein kleines Stipendium, das er dort genoß, war nicht hinreichend ihn zu erhalten, und er mußte, während sei nes zweijährigen Aufenthalts daselbst, zum Theil von Unterstützungen seiner Landsleute leben. Das Studium der Gottesgelehrheit, dem er sich widmen sollte, gefiel ihm nicht, weil es ihm die traurige Aussicht zeigte, der einst vielleicht unbekannt sein Leben auf einer Landpfarre hinbringen zu müssen; desto mehr zog ihn fortdauernd das Studium der alten Literatur und der schönen Wissenschaften an. Er besuchte fleißiger die Bibliotheken als die Hörsale, und nährte seinen Geist durch stetes Studium der Alten. Die Begierde zu reisen und fremde Län der zu sehen, welche früher schon durchs Le sen in ihm erweckt und genährt worden, er wachte jetzt aufs neue in ihm, und er ent schloß "sich 1740 zu einer Wanderung nach Paris und Rom. Die Mittel zu dieser Reise hoffte er, sobald er in katholischen Ländern seyn würde, in den Klöstern zu fin den, unter der Versicherung, daß er seine Religion andern und in Nom sein Glaubens- bekenntniß ablegen wolle. Aber er kam für dießmal nur bis Gelnhausen in der Gegend von Frankfurt, wo er, wegen des auöbre- chenden Krieges, der die Straßen unsicher machte, wieder umkehrte, und nach Halle zurück ging. Nachdem er sich einigemal ver gebens an den berühmten Geßner in Göt tingen gewandt hatte, um durch dessen Für sprache zu einem Amte befördert zu werden, ging er 1741 zu dem Rittmeister von Groll mann nach Osterburg als Hauslehrer, wo er ein Jahr blieb, und sodann nach Jena ging, um Medizin und höhere Mathematik zu studiren; da er aber, um dort leben zu können, die zum Studiren nöthige Zeit zum Privatunterricht verwenden mußte, so blieb er nur kurze Zeit daselbst, und lernte wäh rend derselben englisch und italienisch. Im Jahr 1742 ging er zu dem Oberamt mann Lamprecht in Heimersleben bei Hal berstadt als Lehrer, blieb dort anderthalb Jahre, und warf sich während dieser Zeit in das Studium der Geschichte. Im Jahr 17.44 erhielt W i n ck elma n n das Konrekto rat an der Schule zu Seehausen in der Alt mark. Diese Lehrstelle war aber so karg an Einkünften, daß er genöthigt war, sich bei den wohlhabenden Einwohnern der Stadt Freitische auszumitteln. Eben so niederschla gend für ihn war die Beschäftigung, rohe schmuzige Buben tagelang in den Anfangs gründen des Lesens und Schreibens zu unter richten. Er verlor jedoch den Muth nicht, und setzte sein Studium der griechischen Klas siker unaufhörlich und mit solchem Eifer fort, daß er selbst in den kalten Winternachten, nachdem er bis Mitternacht studirer hatte, nicht zu Bette ging, sondern in einen Pelz gehüllt aus einem Lehnstuhle schlief, und früh um 4 Uhr wieder erwachte, seine Lampe an zündete, und bis 6 Uhr ^'ortstudirte, wo