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426 Unter den erwähnten vielen frommen Stif tungen, weiche Herr S. auffüdret, bemerke ich sogleich beim ersten Anblick kouni 2O— 25, welche durch Eigennützigkeit und Streitsucht derer, die arisch eu sollten, oder durch Nach lässigkeit oder Habsucht bei der V rwaltling, verringert worden oder emgeganacn und selbst in manchen dieser Fälle hätten die edlen Te statoren durch ein einztgee Wort näherer Be stimmung vorbeugen können. Die m eisten sind mehl nur von braven Hinterlastenen aus- gezahlet oder übergeben, sondern aueb durch rühmliche Verwaltung erhalten — ja zum Theil erhöht und vermehrt worden und die edlen Stifter leben nun noch im Andenken ihrer Nachwelt, wirken fort, nachdem von ihren Gebeinen längst schon nichts mehr übrig ist. Am stärksten fiel es mir auf, dau in einer nahmhaften Stadt die Stipendien nicht unter dem Nahmen ihrer Stifter, sondern überhaupt nur als Stipendien ausgezahlt werden sollen. Indess ist es vielleicht auch noch bei einer andern berühmten Schulanstalt eben so, da ein Re ferent (Inlett.Dl. z.Lpz. Lit. Zeit. I804. Nr. 6Z.) bekennt, die Starke und Z .hl der dazu vorhandenen Stiftungen wisse nur der Nath. Allein, noch ungerechnet, dasi man da durch Verdacht von niedern obwaltenden Ab sichten oder Leidenschaften erweckt, scheint Mir dies; an sich auch schon undankbar und unbillig. Mit Recht sind daher vielmehr die meisten Stiftungen auch noch unter dem Nah men ihrer Stifter bekannt, werden unter dem Nahmen ihrer Stifter ausgezahlt, und ich erinnere mich hierbei noch nach wohl Io Jahren mit Vergnügen eines gemeinen Man nes, welcher mich nebst einer Gesellschaft aus dem Todtenackcr in Görlitz herumführen sollt'. Sobald wir an die Gruft oder den Grabeshügel irgend eines kamen, welcher ern Vermächtnis; hunterlassen, nahm der Mann feinen Hut ab und erzählte in einem eignen Tone: ,,ja, das «st der oder die, we che für Predigten oder Betstunden für uns, für Witwen und Waisen, für Kätchen, Sch .len Universitäten gesorgt.Der mit dem R ctor Baunclstcr dazu kommende da malige Herr G af von Anhalt, ein über- hao.pl ftst bis zum Sonderbaren für Men- schcttwohl lhänger Mann, that nun immer niedrere Fragen; Baumeister wollte antwor ten : so ward das Gespräch allgemein und ich konnte mrch dabei nicht der Betrachtung ent halten: ,, O wie! wenn alle die Seligen jetzt wissen sollten, wie wir hier, jung und alt, aus allerlei Stand und Gegend, zu einer Empfindung vereinigt, an ihrem Grabe ste hen und noch ihren Staub segnen. Verhaltnissmässig nur die wenigsten Stif ter verlangten ausdrücklich, das; ihr oder der Ihrigen Gedächtnis; durch jährlich zu halten de Reden oder sonst gefeiert werde, und selbst dies; kann eilte zu entschuldigende, ja vortheil- hafte Seite haben. Aber die meisten testir- ten in reiner Absicht, blos zu allgemeinem Besten, und überliessen es der Nachwelt, lhr Andenken von selbst dankbar zu ehren. Vergleicht man die Ote, wo man tc- stirt hat, so findet man in Görlitz, Bauzen, u. s. w. weit mehrere Stiftungen, als an manchen andern Orten, welche sich durch Han del oder sonst auszelchnen, wie Chemnitz, Bremen, Hamburg n. s. w., und kann da-