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42O einer äußern Galerie, und ließ uns sogleich sein eignes Wohnzimmer öffnen, das uns für die ganze Zeir unseres Aufenthalts cinge- räumt ward. Nach den hergebrachten De- witlkommungsgebrällchen dnrchlas der Pri mas von Philatrea unsre Empfehlungsbriefe, und nahm darauf Abschied, um uns der Ruhe zu überlassen. Unser Gemach ist frisch und sehr luftig, der Eingang führt durch eine offne Galerie, die rings um das Haus lauft. Auf das Ge länder derselben sind Dlumenvasin gestellt. Die Säulen, welche das vorspringende Dach stützen, sind von Geistdlatt und Jasmin um rankt, die bis zum G'pfe! des Daches hin aufkriechen. Durch das grüne Landgüter blickt man in den Garten. Wir wurden aufgeweckt von den Schwal ben, die sich über unsern Häuptern wiegten, rmd neugierig, doch ohne Furcht, uns zu betrachten schienen. Sie hatten ihre Nester in der Kammer. Man halt sie für heilbrin gende Vögel, und jedes Haus, das sie wäh len, geschützt vor jedem Unfall. Daher stört sie Niemand, und es ist überhaupt einer der ersten Grundsätze, welche die Mütter ihren Kindern einprägen, milde und gastfreundlich zu seyn gegen die Thiere wie gegen die Men schen. Unser Wirth lud uns an seinen Tisch. Wir müssen ihm großes Zutrauen etngeflößt haben; denn als er gleich nach unsrer An kunft auf sein Landhaus ging, wo Ernte war, nahm er alle seine Sklaven mit und nur die Weiber blieben zurück Die Frau vom Hause ließ uns durch eine junge Sklavin» «inen Gruß entbieten, und schickte uns einen Korb mit Früchten undSträußer von kleinen Weißen Nosen mit Basilikum-Blättern um wunden. Da wir der Blume^sp-«che nicht kundig waren, um diese Sendung zu über setzen und zu beantworten, so begnügten wir uns, die Erlaubniß zu erbitten, der Wir- thin unsern Dank selbst darzudrmHen. Diele Gunst ward uns gewahrt. Man führte uns in einen Saal des Ha rems, halb erhellt von Dämmerlicht. Mäu- cherwerk, das in einem Kohlbecken brannte, füllte die Luft mit Wohlgeruch. Die Gat tin» des Primas saß aus dem Soffa, nach lässig sich stutzend aus kostk ire Polster. Sie arbeitete an einem serdnen, mit Golde durch- wirkten Betitel, und kaute dabei Mastlp von Chio. Es überraschte uns, als wir an ihrer Seite einen »rügen PapaS fanden, der ziemlich traulich mü ihr schwatzte. Sie »ar gekreidet wie alle Frauen in der Levante; ein Anzug, der dw natürliche Anmuth hebt, und die Umrisse hervortreten läßt. Ein er »faches, durchsichtiges Gewand von Gaze bedeckt den Dusen, ohne ihn zu verhüllen, und zeigt seine Formen. Gleich unter dem Dusen um schließt ein Eorset, oder vielmehr eilt breiter Gürtel, ohne Zwang den Leib, ein andrer, mü kostbaren Spangen geschlossener Gürtel umfaßt die Hüften und läßt das Gewand un ten offen. Aber dieser Anzug, so reizend, wenn Jugend und Schönheit ihn begünsti gen, ist der veralteten Koketterie wenig vor- theilhaft. Die Dunstbäder, wovon dü Griechinnen so unmäßigen Gebrauch machen, schaden früh der schönen Form und erschlaffen das Fleisch. Ueberdieß brauchen die Grie chinnen alle mögliche Mittel, um sich wohl beleibt zu machen, was sie für große Schön heit halten. Daher läßt sich denken, daß