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stell und ihnen die Augen damit zu reiben. Arlotto hatte den Gebrauch bemerkt. Als er seine Messe geendigt harre, goß er Wasser in den Kelch, tauchte die Finger hinein, und bcstnch jedem die Augen, der sich darbot. Aber unkundig des Englischen und des Ge betes, das bei solchen Gelegenheiten hcrge- sagt wurde, sprach er italienisch: „Trinket weniger, damit euch nicht Uebles zustoße. E:n Engländer, der des Italienischen mäch tig war, verstand diesen Scherz über die Trnnkliebe seiner Landsleute, und erzählte ihn dem Könige, der sehr darüber lachte. Er ließ den Italiener vor sich kommen, aber er konnte nur dies; zur Antwort aus ihm zie hen: „Ein Gebet ist immer gut, und das Meinige enthielt obendrein einen guten Rath; verstanden es auch die Engländer nicht, der liebe Gott wird es für sie ver standen haben." Eines Tages war Arlotto bei dem Car dinal von Pavia zur Tafel. Er sey weit zufriedner, als Seine Eminenz, behauptete er, denn er habe, genügsam bei seiner klei nen Pfarre, nie nach einer reichern Pfründe gestrebt, wahrend Monsignore von Stufe zu Stufe bis zum Kardinatshute emporgeklimmt sey, und jetzt nach der dreifachen Krone noch trachte. „Pfarrer, sagte der Kardinal, ihr seyd darum nicht hinaufgcstiegen, weil ihr ein Ignorant seyd." Monsignore, versetzte Arlotto, erlaubt mir, Euch statt der Ant wort ein kleines Geschichtchen zu erzählen, das auf einer Hochzeit in den Niederlanden vorficl, wo ich selbst gegenwärtig war. Gar viele stattlich geputzte Jünglinge mit kostbaren Halb stiefeln waren bei dem Feste. Einer von ihnen hatte sich seine Stiefeln von einem Schuster müssen flicken lassen, der ihm die Versicherung gegeben, cs würde niemand den Schaden bemerken, der nicht vom Hand werke wäre. Nun war wirklich ein junger Mann in der Gesellschaft, der Sohn eines Schusters, welcher als reicher Mann sich zu den Edelleutcn drängte. Er saß neben dem Jünglinge mit den geflickten Halbstiefeln, und scherzte darüber. Dieser erinnerte sich dessen, was ihm fern Schuhmacher gesagt halte, und antwortete dem Spötter, nur ein Schuhflicker könne bemerken, daß seine Stieseln geflickt waren. Der Kardinal sand nicht für gut, Lie Erklärung des Mahrchenö von Arlotto zu fodern. N o t DaS Erzgebirge wird durch verwegene Räuber banden beunruhigt. In der Gegend von Chem nitz hauset cme derselben, die aus vier mit Ge wehr bewaffneten Leuten besteht. DaS Haupt der selben ist ein verabschiedeter Soldat, NahmcnS Herzog. Der erste Frevel, wodurch sie ruchtbar wurden, war der gewaltsame Ucberfall einer bei i z e n. Lengefeld einzeln liegenden Mühle, wo bei der Lossprechung eines Lehrlings eine ansehnliche Ge^ sellschaft versammelt war, in welche sich Hniog Mit seinen Genossen bewaffnet eindrängtc. Zwei felhaft ist noch, ob die nächtlichen Einbrüche, die im Amte Wiescnburg neuerlich statt gefunden ha ben, von derselben Bande, oder einer mit ihr