Volltext Seite (XML)
342 zwei eiserne Skalas haben; und in einer an dern Stelle, welche sagt, das; diejenigen, die verwundete Reiter aus dem Treffen brin gen mußten, an der linken Seite des Pser- des zwei Steigbügel, einen an dem vordem, den andern an dem Hintern Theile des Sat telbaumes haben sollten, damit jeder einen Verwundeten hinter sich aufs Pferd nehmen könne. Doch waren die Steigbügel noch sel ten, und wohl bloß bei Kriegern üblich. Auf einem Denkmahl aus dem eilften Jahr hunderte, das Montfaucon *) aufbewahrt hat, sieht man an allen Pferden Steigbügel. Aber diese Steigriemen waren in den Zeiten der Kreuzzüge häufiger Stricke, mit kostba ren Stoffen bedeckt, worein der Reiter die Füße stellte, um sich Lm Gleichgewichte zu halten. Sehr oft werden die Steigbügel fett dem zwölften Jahrhundert genannt, wo der Stolz der hohen Geistlichen bekanntlich so weit ging, daß sie sich von Kaisern und Königen die Bügel halten ließen. Der lustige Pfarrer. Im fünfzehnten Jahrhunderte lebte in Toskana ein Pfarrer, Nahmens Arlotto, der Weit und breit berühmt war wegen seiner muntern Laune und seiner lustigen Scherze. Erst in seinem sieben und zwanzigsten Jah re — so lange war er ein Tnchhändler — studirte er Theologie, und erhielt eine ziem lich mittelmäßige Pfarre in der Gegend von Fiesole. Hier lebte er musterhaft; wurde von seinen Pfarrkindern geehrt, that den Armen Gutes so viel er vermochte, stattete dürftige Mädchen aus und verlangte dafür nichts zur Belohnung, als daß sie am Hoch' zeitfeste und Tags nachher feine Scherze an hörten. Manche seiner Schwanke und fei ner lustigen Antworten waren überall bekannt, selbst unter den Großen. Mehrere von den Fürsten feiner Zeit beriefen ihn zu sich und entließen ihn mit reichen Geschenken, die er für seine Armen brauchte. Er machte einige Reisen auf toskanischen Fahrzeugen, und war sogar in England, aber immer kam er in seit» stilles Pfarrhaus zurück, wo er endlich im sechs und au)tziastcn Lebensjahre starb. Er ließ sich selbst ein Grab bauen und setzte darauf die von ihm verfertigte In schrift: „Hier ruht der Pfarrer Arlotto, der dieses Grab für sich erbaute und für alle, die Lust haben möchten, ihm Gesellschaft zu leisten." Als er nach London kam, wurde er von mehreren Großen, die in Italien ihn ge kannt hatten, und von den ersten Gliedern der Geistlichkeit freundlich empfangen. Der Archidiakonus der Kathedralkirche von Lon don Lud ihn ein, an einem hohen Festtage das Hochamt zu halten. Zu jener Zeit wa ren die Engländer dem Trinken gar sehr er geben, und wie das Buch sagt, dem ich nacherzähle, das Uebermaaß zog ihnen oft eine heftige Röthe um die Augen zu. Man wollte sich überreden, die scharfe Luft sey Schuld an diesem allgemeinen Uebel, und um es zu heben, suchten sie nicht bloß in ärztlichen Heilmitteln Hülfe. Wenn der Meßpriester die Messe geendigt hatte, dräng ten sich die Leute zu dem Altäre, und baten ihn, ein wenig Wasser in den Kelch zu gie- *-) Ue I» l. 35.