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403 schaffm mit einander zu Werke, und eben diese Redlichkeit, Behülflichkeit und Wohl- thatigkett zeiqen sie auch, wenn irgend ein Schiff das Unglück hat, an ihrer Küste zu stranden. Sie wagen dann alles, was zu wagen ist, um zu retten und zu bergen. Zwar erhalten sie den dritten Theil des Ge reiteten als gesetzliches Vergelohn, aber nie mals suchen sie von dem Geborgenen etwas bei Seite zu schaffen und für sich zu behalten. Vielmehr nehmen sie die gestrandeten Schiff brüchigen in ihre Wohnungen auf, unterhal ten und verpflegen sie, ohne eine Vergütung dafür zu verlangen, oft mehrere Monate lang, so gut als ihre Kräfte es erlauben, und ma chen ihnen bei ihrer Abreise wohl noch Ge schenke an Geld, so daß diese Verunglückten nicht selten mitThränen der Dankbarkeit von Färb scheiden. Während meines Aufenthalts auf diesen Inseln sind zwei dänische Schiffe dort verunglückt. Von dem ersten dieser Schiffe wurden nur 2 Personen von der Mannschaft, dagegen nichts von Schiff und G n aereltet; von dem zweiten wurden der Steuermann und 5 Bootsleute mit wenig Gut und Wrak geborgen. Mun kann nicht in Abrede stellen, daß diese Bewohner des Nordens Liebhaber des Branntweins sind, doch wissen die meisten Maas und Ziel in kessen Genüsse zu halten, und selbst bei chren Hochzelts - und andern Ehrentagen trinken sie sich bloß ein lustiges Ruuschchen, und selten treibt es einer bis zur Trunkenheit. Doch kann man einige Ortschaften, welche in der Nachbarschaft von Handelsplätzen liegen, wegen ihrer Mäßig keit in diesem Stücke nicht gerade sonderlich rühmen. Von ihrer Sparsamkeit im Essen und Trinken, so wie von der einfachen Kleider- tracht der Männer ist schon oben gesprochen worden; das weibliche Geschlecht scheint schon etwas lüsterner nach fremdem Putze zu sein. Mehrere Einwohner besitzen und be dienen sich zu ihrem Lager der Federbetten und Laken, die meisten aber begnügen sich mit wollenen Decken. Drese guten Eigenschaften der Einwohner von Färü werden doch auch durch manche gar stige Flecken verunstaltet. Darunter gehört ihre ungereimte und hartnäckige Anhänglich- kctt am Alten, selbst dann, wenn sie hand greiflich überführt werden können, daß die vorgeschlageue Neuerung von unausbleiblichem Nutzen sein werde. Auch Mißgunst, die häß liche Mißgunst ist ihnen nicht fremd. Man lasse einen Einwohner die Erzeugnisse seines Bodens auf einer Stelle einsammeln, von wo aus er ein fischendes Boot auf der See erblicken kann, so wird er die Gaben der Na tur unter seinen Händen vergessen uud mit schielendem Blicke jeden kleinen Fisch zähle!?, der in das Boot hineingezogen wird. Ihre natürliche Gesprächigkeit artet bei manchen in Schwatzhaftigkeit aus, und eine ganz unbedeutende, ja bisweilen sogar erdich tete Begebenheit verbreitet sich sehr schnell von Ort zu Ort und vergrößert sich, wie ein Schneeball, dec bei Thauwetter vom Felsen herabrollt. Ucber ein gewisses anderes Laster laßt sich der alte Lukas Debes *) zu seiner Zeit so *) Ein früherer Schriftsteller über die Färöer Inseln.