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385 welche keine Kolonieen besitzen. Ein noch größerer Vorth»il für das Mutterland liegt darin, das; es den Eiukaufsprers ganz in seiner Willkühr hat, indem kein Käufer ans andern Nationen sie überbieten darss, und folglich die, im freien Handel für den Ver käufer so gewinnvolle, Znsammenströmnng mehrerer Käufer wegfällt. Wissen also die Kaufer aus dem Mutte:lande, daß die ein- znkanfenden Artikel reichlich gewonnen wor den, so breten und geben sie vielleicht ein Drittheil weniger als fremde Kaufer zur nämlichen Zeit würden gegeben haben; ha ben aber die Pflanzungen wegen ungünstiger Witterung, schädlicher Thiere und dergl. nur eine kärgliche Ernte gehabt, so geben die Käufer darum nichts m hr, da sie nur im mer den Preis vor Augen haben, für wel chen sie die Colonialwaarcn in Europa wieder verkaufen können. Alle Bedürfnisse, welche die Kolonieen aus einer andern Gegend nehmen müssen, sind sie ebenfalls in der Regel gezwungen, lediglich vom Mutterlande zu kaufen. Mit hin ist in diesem gegenseitigen Handel aUer Vortheil für letzteres, und aller Schaden nur für erstere. Frankreich besitzt in seinem Domingo, (jetzt btS auf einen kleinen Theil in der Ge walt der ausrührischen Schwarzen) in sei nem Guadeloupe, Guiana, und in den In seln rle Trance und ?<ounion nicht den zwanzigsten Theil der Kolonieen, welche an dere Seemächte (Portugal, Spanien und England) nach dem Verhältnisse ihrer Be völkerung Haber. Dies ist also für eine Na tion von 34 bis 36 Millionen Menschen, sich ihre so wertgedehnten Küsten, für zahlreiche Matrosen und Handelsstädte, und insbeson dere für eine industrröse und spekulationsfä- hige Nation viel zu wenig, und nach allem, was schon geschehen, ist von ihrer Regierung mit Gewißheit zu erwarten, daß sie die al lererste Gelegenheit benutzen werde, dieses schädliche Mißverhaltniß zu heben. Dieses Mißverhältniß ist entstanden, weil Frankreich von 1692 an seine Marine ver nachlässigte, und dagegen dem schnellen An wachse der englischen gleichgültig zusah. Frankreich gab also dadurch zu erkennen, daß es damals noch nicht den großen Nutzen der auswärtigen Besitzungen und die Nichtigkeit des Grundsatzes kannte, je mehr Matrosen für Kauffanheischiffe im Frieden, desto bessere Seeleute im Kriege. Im Kriege von 1736 verlor es an Eng land Kanada und Newfoundland in Nord amerika, die Inseln Dominique, Grenada, St. Vincent und Tabago in Westindien, und die Niederlassungen am Senegal in Afrika. Im Kriege von 1733 aber ließ es die Gele genheit, sich mit Kolonieen zu bereichern, unverzeihlicher Weise aus den Händen schlüp fen, indem es mehrere, den Engländern ab- genommcne westindische Inseln, bis auf Ta bago, ganz ohne Noch zurückgab. Was Frankreich an Kolonieen zu wenig hat, haben Portugal und Spanien davon zu viel. Portugals Bevölkerung be trägt nur 2 Millionen, und cs besitzt ohne die kleinern Kolonieen Goa in Ostindien, die afrikanische Insel Madera, und in