Volltext Seite (XML)
Man nahm eben die Kleider und Attri bute der Götter heraus: jeder wusste schon, welche Nolle er spielen wurde, wre denn ei ner, den man nicht unter die Zahl der Teu fel aufuehmen wollte, seine Richler durch den Grund gewann: „ Mein Vater ist Teufel ge wesen, mein Grossvater auch: ich sehe also nicht ein, warum ichs nicht seyn soll!" — Man rief nach und nach den ganzen Olymp herbei: ein Fleischerbengel sollte als keusche Diana auftreten, ein ungeschlachter baus- backiger Zunge als zarter Liebesgott; die hehre Zuno fluchte, und Mars, der Furcht bare, ward von der Venus unsanft wegge- schuppt, weil er bei ihrem Putze hinderlich gewesen war, da sie eben ihr Haar mit ei nem Lichtstümpfchen aufwichste. Kurz, der ganze Olymp war in furchtbarer Verwirrung und Bewegung, und der Einzige, der sie unwillig auf ihre goldnen Stühle zur Ruhe hatte weisen können, Zeus Kronion, sah bis zum Lachen fürchterlich aus. Es war wirk lich ein lebendiges Gemahlde von Hogarths Comödianten, die sich in einer Schenne an- putzen. — Uebrigens erhalt jeder Gott, Teufel, Tänzer re. für jeden der Z Tage sein Tagelohn (20 Sous), und was er beim Feste gewinnt, ist sein; Kleiderund Mas ken gibt die Stadl her. So setzte steh denn nun der feierliche Zug in Bewegung. Den Anfang machten vier Stabtragcr (Marschälle), die über ihre aufgepufften und mit Bändern besetzten Klei der eine Leibbinde von der Farbe tragen, welche der Ü6 lu lonnossu oder Io ftoi cke la gewählt hat. Zhnen folgten zwei Fackelträger, Polizeidiener, die dnrch Schüd und Rohr kenntlich waren, und Po lizeiwache. Hierauf kam die Fama, (1u Iwnolnruee) auf einer fchwindsüchtigen Mähre, welche ein Fackelträger führte. Man hat Coustou getadelt, dass er die Göttinu auf dem Nucken des kühnen Pegasus vorge stellt, weil sie ihren eigenen pfeilschnellen Flügeln vertrauen müsse; aber was würde man gesagt haben, hätte man die hundert- züngige Göttinn aus einer solchen Nozinante gesehen. Die hohen Thaten, die diese mit ihrer Trompete verkündet, werden sich schwer lich über das Stadtviertel hinaus erstrecken. Hierzu kam noch ihr sonderbarer Anzug. Sie trug eine Art von gelbem Priesterrock, aus welchem ein paar große Ganscflügcl her- ausguckten, eine weisse Halskrause, eine rö che Mütze, gelb besetzt, mit vier kleinen Flügeln und einem Federstutz. Die Pfeifer und Tambours um sie herum machten eilt Concert, das einer Göttinn, die Lärm und Geräusch liebt, gewiß gefallen mußte. Vor der neuen Gruppe, wie vor oder hinter jeder folgenden, kamen wieder Fackel träger. Der Trupp selbst war zu Pferd und zu Fuß, mit Trommel und Fahne: sie tru gen lange Spiesse, und auf dem Rücken des Wammses wie an der Stirne den goldnen Schmuck (croisLmnt li'ur), den ein gul- müthiger Nachbar dem andern aufhestet, oh ne daß ihn dieser begehrt, und den eine ganze Brüderschaft trägt, von welcher kein Ehemann ein Mitglied zu seyn glaubt. Doch hier bedeutet er nichts Schlimmes; dies sol len die Ritter der Wache (zinot) d. h. die Ccremonien - N lter, seyn, sind all die Rit ter tlu erinnern, eilles voll (1448) gestifteten Ordens, in welchem nie mand ausgenommen wurde/ der nicht aus