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346 laut den Endorfischen Rcchnungsbüchern, die Stangenroder Gemeine, wenn sie den Zins nach Aufgang der Sonne bringt, für jede Minute eme Tonne Heringe entrichten *). Wie leicht zu erachten, läßt man es nie dazu kommen; indeß sieht man doch daraus, wie streng das eisirne Mittelalter die armen Bauern zum Zinsen und Gehorchen zu brin gen wußte. Von den geopferten 13 Pfennigen behalt der Richler 7 für sich, bekommt auch noch ein Trinkgeld, das jetzt wenigstens mehr als 13 Pfennige wcrth ist; altes schreit nun wild und Ohr zerknirschend durch einander: Wir haben gebracht :c. den Tho mas-Pfennig, den Kuttenzinsl die Deputaten kehren heim und die Bauer- lauwinc verliert sich unterwegs wieder, wie sie entstanden ist. Den Ursprung dieser sonderbaren Abgabe zu enträthscln, erzählt man sich in dortiger Gegend eine gar schauerliche Mönchs ge schickte, die freilich noch so manches Wi dersprechende enthalt, hier aber weder er zählt noch weniger untersucht werden kann **). So viel lagt sich indesi wahrscheinlich vor aussetzen, dafi ein beleidigter oder ermordeter Mönch den Zins von 13 Silber-Pfennigen znm Grunde liegen müsse; denn Kutten- zins bezeichnet die Buße für einen an ei nem Mönch verübten Frevel. Das Kloster aber in Conrads bürg nahe bei Eudorf hatte Auffenhöfe, von welchen Zinsen einge holt werden mußten, in Endorf, Stangen- rode re. Einen Silberpfennig nur für einen Frevel, wohl gar für einen Mord jährlich zu entrichten, kommt einem freilich jetzt lä cherlich, ja fast unglaublich vor. Allein, wenn man sich erinnert, daß Mord, nach dem Criminalcodcx des Mittelalters, sehr ost nur mit Geld bestraft wurde — wenn man weiß, daß Geld, besonders rein Sil ber, damals in Städten schon, noch mehr aber aus den Dörfern äußerst selten war, daß die kleinen penninge oder Denare, wie sie in Urkunden l eisten, nach jetzigem Silber- werthe doch i Gr. 4 Pf. enthielten, daß der Scheffel Korn oft nur 3 — 4 solcher pen ninge kostete -— daß selbst ein Markgraf als Kloster-Schirmvoigt, außer einigen De putaten, oft nicht mehr als 3—-4 solcher Pfennige an baarem Gelde bekam, so läßt sich die Geringfügigkeit des Stangenroder Kuttenzmses wohl erklären.. Vorstehende geographisch-historische Auf sätze über Treffurth, Dorla und Mansfeld gab ich, auf Veranlassung mehrerer achtungSwerther Patrioten, deshalb in dtefen Blättern, weil ich sie in der Fort setzung meiner Erdbeschreibung Sachsens nun, da sie an Westphalen abge treten sind, natürlich nicht aufnehmen kann, und doch manche schätzbare Nachrich ten dazu gesammelt hatte. Berichtigungen Eine ähnliche, auch auf ähnliche Art verpönte Abgabe ist der Brückenscherf in Eilen burg. G. Meine 3te Aust, der Erdbeschr. des Königr. Sacksen, Bd. 7. S. >24. Genaue Nachricht darüber stndet sich in Herrn Hofrath W. G. Beckers Erholungen 1793. Dd. i. S. 190—202.