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Das Rathhaus ist ganz im Styl des Mittelalters gebaut und mit Kupfer gedeckt. Im ehemalig"» Gräflichen Kanzleihause kehrte gewöhnlich Luther ein, wenn er nach Eisleben kam, und hier war es auch, wo er den 17. Februar 1546 in einem Alter von 62 Jadren starb *). Vor 40 — 50 Jahre« zeigte man noch verschiedne Meublen, deren er sich einst bediente. Sie wurden aber — und zwar mit Recht — verbrannt; weil der Aberglaube denselben heilende und schmerz stillende Kräfte zutraute und sie deshalb im mer mehr zersplitterte. Wie bekannt ward Luther den io. No vember 1483 zu Eisleben geboren **). Die elende Hütte, worin er das Licht der Welt erblickte, blieb in der Folge durch Zu fall bei mehrer» Feuersbrünsten verschont. Dies schrieb man natürlich einem höher» Einflüsse zu, bis endlich 168Y die Flamme, welche die Stadt g^oßentheils verzehrte, ei nen noch höher» Einfluß zeigte und, gleich andern Gebäuden, auch Luthers Haus zer störte. Der Ruh liest cs aber bald wieder bauen und stiftete in demselben, zum Anden- - ken des Reformators, ein Almosenhaus nebst Schreib - und Rechenschule, die i6y3 einge- weiht wurde. Jetzt ist damit eine Industrie schule verbunden. Auch hier zeigte man sonst Reliquien von Luthern, wovon aber nichts mehr als das Cchreibepult desselben und ein paar unleserliche Zeilen von seiner Hand üdria sind. Für Fremde, welche das Haus besuchen, hält man ein Buch zum Einschrei ben dcc Nahmen. Merkwürdiger sind hier zwei Gemälde Luthers und Melanchthons, von des altern Cranachs kräftigem Pinsel, welche man für die schönsten und ähnlichsten halt, die Cranach je lieferte, der doch, wie bekannt, im Darftcllen dieser beiden Männer eine solche Fertigkeit erlangt hatte, daß er sie augenblicklich aus dem Kopfe malen konnte. Nächst der Armenschule ist die wichtigste milde Stiftung zu Eisleben die eines ehem. fürstl. Mansfeld. Kassirers Lange, der die Imsen von 20,000 Thlr. für arme Schüler, Studenten, Wittwen rc. aussetzte. Der Katharinenhof in der Altstadt ward schon im i4ten Jahrhundert für alte und ge brechliche Bergleute fundirt. Zu demselben Zweck bestimmte auch der verstorbene Dan- quier Löhr in Leipzig ein ansehnliches Le gat. Der Bettelei zu steuern gründete der, um Eisleben, wie das ganze ehemals Sächf. Mansfeld sehr verdiente Amtmann, Hofrath Eisenhuth I8O2 eine vortrefliche Armen- anstalt, nachdem eine ähnliche vom verstor benen Minister von Burgsdorf, als Oberaufseher, gestiftete längst eingegangen war. Seit einigen Jahren sind in dem Ar menhause die Nohsch lacken bä der mit *) Sein Tod zog den Grafen zu Mansfeld oom Kurfürsten zu Sachsen einen harten Verweis zu, daß ne nämlich emcn so alten uno kraftlosen Mann zur Reise beredet, auch mit Geschäften überbäuft bauen, welches einzig die Ursache seiner tödlichen Krankheit sei. **) Seine Feinde Hütten es für einen erdichteten Oit; denn in der Widerlegung seines Sermons vom heil. Abcndmal, Heist cs; lsIodiicLi Lctiüuw esse nomon. Sv bewandert war Man damals in der Geographie! L