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2 94 jagen. Die Jäger sind zu Pferde, ohne Sattel, mit einer Art von Hirschfänger be waffnet, womit sie dem Hirsch, wenn sie ihn erreichen, das Fußgelenke zu zerschneiden suchen. Sie sind so gestellt, daß sie sich ein ander ablösen, damit der Hirsch von der Ebene nicht entrinnen könne. Die Großen nehmen nicht eher Theil an der Jagd/ bis der Hirsch ermüdet ist, und sie thnn gewöhn lich den ersten Schuß; aber diesen Vorzug verdanken sie mehr der Schnelligkeit ihrer Pferde, als einer ehrerbietigen Rücksicht der andern Zager, welche keine Unterschiede mehr achten, wenn sie einmal in Feuer sind. Selten gcschieht's, daß Leute aus den ge ringer» Volksklassen dem Tieger mit Feuer- gewehr nachgchcn, eine dringende Gefahr allein kann sie dazu vermögen, denn gewöhn lich werden nur Schlingen gestellt. Hat das furchtbare Thier die Walder verlassen, und sich den Wohnungen genähert, so verrätst sich seine Gegenwart bald durch die Verheerun gen, welche es überall anrichtet. Dann reißt die drohende Gefahr die Bewohner aus lhrcr Trägheit, die allgemeine Angele genheit ruft alle zusammen, und man verei nigt sich zum Kriege gegen den schrecklichen Feind. Man kann ihn todt, oder lebendig sangen, und das Lehre wird oft, als das minder gefährliche, vorgezogen. Um den Tieger lebendig zu fangen, baut man aus gespaltenen Baumstämmen eine 'Art von Kä sig, ziemlich ähnlich unsern Rattenfallen. Eine Ziege oder ein Schöps wird darin an gebunden, und kaum hat das Geschrei des Gefangenen den Tieger in die Schlinge ge lockt, so fallt das Fallgitter herab. Ein Vorurtheil hält die Jager ab, Rache ar dem Thiere zu nehmen; weil man glaubt, der Mann, der einer! Tieger getödtet hat, müsse unter den Krallen eines andern Ticgers nm- kommen. Man läßt also den Gefangenen Hungers sterben, wenn er nicht für den Thiergarten des Sultans aufbewahret wird. Die andere Art, den Tieger zu fangen, ist auf seine bekannten Gewohnheiten ge gründet. Der T reg er frißt, wie inan weiß, nur das Fleisch von solchem Wild, das er selbst getödtet hat; daher sucht mau sich die Ueberbleibsel eines Düffels oder eines andern Thieres zu verschaffen, das kürzlich seine Beute geworden ist, und befestigt sie an ei nen Baum, so daß der Tieger sie mit einem Sprunge erreichen kann. Nmgsum werden sehr spitzige Pfähle in die Erde gesteckt, und wenn der Tieger, von Hunger getrieben, zu seinem Raube zurückkehrt, spießt er sich selbst, indem er sich ausschwingt ihn zu ergreifen. Diese Art des Tlegerfangs, obgleich schein bar leicht, wird darum der andern nicht vor- gezogcn, weil es gefährlich ist, im Walde Lre Ueberbleibsel geraubter Thiere ausznsu- chen; denn der Tieger entfernt sich selten von seiner Bente, und wenn man durch Geräusch ihn vertreiben wollte, müßte man furchten ihn nie wieder zu sehen. Der Fischfang ist ein ruhigeres Vergnü gen, das die Großen des Landes in der schö- uen Jahreszeit zuweilen ihren Weibern be reiten. Hat man den Ort, wo man fischen will, bestimmt, so dämmt man den Fluß mit Flcchtwerk, um die Fische anfzuhalten, und eine Viertelstunde höher hinauf gießt man einen Aufguß von der Wurzel des karo- linischen Bohnenbaums (xlvcnno lckntcZ- ccns) hinein, welcher die Fische berauscht.