Volltext Seite (XML)
Belehrung und Unterhaltung. Zystes Stück, den 19. Mai iZvg» Ueber denWinterschlafder Thiere.*) I-^nter allen Erscheinungen, die man bei einigen Thieren bemerkt, ist keine so sonder bar, keine drn Gesetzen der Lebensökonomie dem Anscheine nach so widersprechend, als der Schlaf, dem mehrere vierfüßige Säug- threre während des Winters unterworfen sind. Weniger überrascht uns die Lethargie der krie chenden Amphibien und Insekten, denn wir sindnicht so gewohnt, diese Thiere mit uns zu vergleichen, und sie verlieren in diesem Zu stande weniger von ihren natürlichen Eigen schaften. Aber bei den Saugthiereu, die im Winter schlafen, findet sich nicht nur eine völlige Ruhe, eine gänzliche Enthaltsamkeit, und eine solche Unempfindlichkeit, daß man sie zuweilen verbrennen, und in Stücke zer reißen kann, ohne daß sie es fühlen; Athem- hoien und Dlutumlauf werden allmahlig bis zu dem Grade vermindert, daß sie fast ganz aushören, und das schlafende Thier verliert den größten Theil der thierischen Wärme, die ein Hauptmerkmahl feiner Klaffe ausmacht. Kurz, das Leben sch«'int völlig still zu stehen, und doch wird es erhalten, und kann sogar durch diesen Winterschlaf über die natürliche Gränze hinaus verlängert werden; es ist kein Tod, keine Auflösung da, und sobald die Kälte oder die andern veranlassenden Um stände aufgehört haben, erwacht das Thier und alle seine natürlichen Verrichtungen fan gen wieder an. Das französische Institut der Wissenschaf ten und Künste machte im Jahre 1799 diese merkwürdige Erscheinung zum Gegenstands einer Preisfrage. Man schmeichelte sich nicht, eine völlige Lösung einer so verwickel ten Aufgabe zu erhalten, aber man hoffte die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf diesen Gegenstand zu lenken, und dadurch einige neue Beobachtungen zu veranlassen. Diese Erwartung wurde erfüllt; denn außer den eingelaufenen Preisschriflen erschienen in den folgenden acht Jahren einige schätzbare Aussätze **) und man ist um mehrere genaue Atts Millin ' s «nculopölligue ; Januar rgog. **) Dahin gehört besonders Spallanzani's Werk über das Athemholen. (deutsch, Leip;. 8.) Den ersten Preis erhielten 1604 vom französischen Institute Her Holdt und Rafn in Kopenhagen, und im vorigen Jahre einen andern der Arzt Saissy in Lnon.