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242 ihn mit ihren Lanzen wieder zu der Heerde zu bringen. Einer der Führer reitet voraus, um Atte, die er auf der Straße findet, zu warnen, damit Niemand in Gefahr komme, von den wilden Thieren angegriffen zu wer den. Da die Ochsen ihre Wildheit weit lam ger als die Pferde behalten^ haben die Männer, die sie fangen, abrichtcn und be gleiten müssen, mit großen Gefahren zu käm pfen. Sind die Ochsen an dem Orte ihrer Be stimmung angekommen, so werden sie in den großen Hof des Schlachthauses geschafft, der mit Steinplatten belegt ist, und stets mit Wasser begossen wird. Die halbwilden Thiere wüthcn gegen einander. Aus einer, mit starkem Holzgitter versehenen, Seitenwand werden Stricke und Schlingen auf den Platz, geworfen, auf der andern Seite sichen Mäa- ner mit langen Spießen, welche jedes Thier, das ihnen zu nahe kommt, reihen, bis eines oder das andre in die Schlinge gerath. Jetzt nähert sich behutsam ein Anderer, u:n dem Thiere einen Strick um die Hörner zu wer fen, und sobald dieß gelungen ist, wird der Ochse an beiden Stricken durch eine, in der Breterwand sich öffnende, Thure gezogen, während andre Manner die übrigen Ochsen abhalten, wenn sie dem Gefangenen nachei len wollen. Im Schlachthause wird das Thier sogleich erschlagen, die Haut ihm ab- gezogen, und das Fleisch verkauft. Dieses magere, unschmackhafte Rindfleisch, das man überall in Languedok findet, halt sich nicht lange; es gcht schon am zweiten Tage in dem Schlachthause in Faulniß über. — Die Pferde von La Camargue werden besonders zu Post-und Zugpferden gebraucht. Es wahrt ein Jahr, ehe sie abgerichtet und brauchbar sind; aber dann dauern sie sehr lange aus und können die größten Beschwerden ertra gen. Die Erfindung des Linnen papiers. Ehe das Linnenpapier erfunden war, brauchte man in Europa gewöhnlich Perga ment, zu Absct riften von Büchern und öf fentlichen Urkunden. Das spater bekannt gewordene B a u m w 0 lienpapi e r konnte der Unzulänglichkeit und der Kostbarkeit jenes Schreibmaterials wenig abhelfcn. Nach dem Zeugnisse der meisten arabischen Schrift steller lernten die Araber dieses Papier im Anfänge des achten Jahrhunderts (704) in der Ducharei kennen, und brachten die Kunst es zu verfertigen von da in ihr Vuerland und nach andern Landern. *) Vor dem dreizehnten Jahrhunderte wurde ke n Lin ne n p a p i e r in Europa gebraucht, und höher kann man die Erfindung desselben schwerlich Hinaufrücken. In Frankreich findet sich k ine, auf solches Papier geschriebene, Urkunde, die alter ist als von 1270, und wenn auch spanische Schriftsteller behaupten, es fänden sich in der Bibliothek des Escorrals Hand, fchriften auf Linnenpapier, die vor dem drei zehnten Jahrhunderte geschrieben wären, so fehlen doch davon die zuverlässigen Angaben, so wie es auch noch nicht ausgemacht ist, ob eine, von Kaiser Friedrich 11. um das Jahr Seidenrapier war in Sina, nach einer alten Ueberlicferung im Lande, schon hundert Jahre vor der chrMchcn Zeitrechnung bekannt. .