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Die Fortschritte der Künste und Wissen schaften haben auf den Dau hölzerner Drücken eben so viel Einfluß gehabt, als auf die stei nernen. Man hat die leichtesten, kühnsten Gebäude dieser Art. Zn der Schweiz, wo die Drücken über tiefe, reißende Ströme große Oeffnungen haben müssen, finden sich sehr viele hölzerne Brücken. Die Wettinger und besonders die Schaffhauser-Drücke, die im Rcvolutionskriege zerstört wurde, waren die merkwürdigsten. Die letztere, welche die beiden Ufer des Rheins verband, hatte in der Mitte des Flusses einen Stützpunkt, wel cher, wie man sagte, nichts zu ihrer Festig keit beitrug. Von nicht minder merkwürdi ger Bauart ist die Elbbrücke bei Meißen. Die Brücken von Holz und von Stein haben jede ihre Vorthcile und ihreNachtheile. Dre ersten kosten wenig und sind leicht zu er bauen; aber dicß entschädigt nicht für ihre kurze Dauer. Das Eisen schien, so viel als möglich, die Vortheile jener beiden Bau stoffe zu vereinigen, und man dachte schon seit langer Zeit in Frankreich daran, es zum Brückenbau zu brauchen. Vor etwa neunzig Zähren fing man in Lyon an, eine solche Ei fenbrücke zu errichten, die aus drei großen Dogen bestehen sollte; aber aus Sparsamkeit wurde das Unternehmen aufgegeben. Schon L782 legre ein französischer Baumeister der Akademie der Wissenschaften das Modell eines Brückenbogens aus Eisen, von sechzig bis siebzig Metres, vor. Die Engländer grif fen diese glückliche Idee auf, und führten sie aus mit dem großen Geiste, der sich in ihren öffentlichen Unternehmungen zeigt. Die erste Eisenbrücke wurde zu CMrevke - Dale über die Savern gebaut. Die Ocffmmg ist ziemlich ansehnlich, da sie über dreißig Me tres beträgt, aber ihre halbkreisförmige Gestalt hat gar nichts Kühnes und ver- rath die Furchtsamkeit, womit eine neue Un ternehmung gewöhnlich ausgeführt wird. Sie ist aus weichem Eisen. Ein vollkomm- neres Werk begann man 1793 in der Brücke zu Wearmuth, die 1796 vollendet wurde. Der Baumeister dieses herrlichen Werkes ließ die Dogenstücke aus leicht tragbaren Ro- sten verfertigen, die so zusammengesetzt sind, daß eines das andre hält, daß sie dem Bogen selbst die uöthige Stärke mlttheilen, und durch die leeren Zwischenräume innerhalb der Roste, die durch die Abstände der Stabe entstehen, der Brücke eine solche Leichtigkeit geben, daß sie funfzehnmal weniger Gewicht hat, als eine gleich große steinerne. Der Dogen die ser Brücke bildet das Segment eines Ctrkels, dessen Oeffnung 256 Fuß betragt; die Höhe vom Mittelpunkt des Gewölbes bis zur Sehne des Segments ist 34 Fuß, und ins zum niedrigsten Wasserstande 60 Fuß. Der Bogen ist so flach, daß Schiffe von 2vo bis 300 Tonnen in der Entfernung von 30 Fuß von jedem Pfeiler leicht durchfahren können. Die Breite der Brücke beträgt 36 Fuß. Das eiserne Gerippe derselben ist mit eichenen Dalken bedeckt, die durch eine Lage von Kitt gegen Fäulmß gesichert und auf welchen ver schiedene Steinlagen angebracht sind. Das ganze Gew'.cht wird auf 900 Tonnen ge schätzt, wovon 260 von Eisen, und zwar 23o Theile von gegossenem und nur 3 Theile von geschmiedetem Eisen sind. Das Werk kostete 156,000 Thaler, die durch Subscrip- tion zusammengebracht und durch einen, auf