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des gedachten Werks in einigen Gemüthern wieder aufzufnschen. Das Ganze wird durch ein Grave aus s rnoU eröffnet, das voll Ernst langsam in der Tiefe daher schreitet, und nur zuweilen durch einige schnellere, in der Höhe gehaltne, Töne unterbrochen wird, aber sogleich in den ersten.majestätischen Gang wieder zurückfällt, bis es einem sugirten Allegro seine Stelle einräumt, welches durch überraschenden Wech sel des Ausdrucks sich bestürmender Gefühle, eine sinnvolle Vorbereitung auf das Ganze ausmacht. Bald aber beginnt wieder die erste, langsame Haltung der Töne und mit ihr das Eingangschor: „Tiefe Grabesstille waltet rc." welches durch seinen, in den meisten Stellen choralmaßigcn, Gang zur andächtigen Samm lung und Richtung des Blickes aus den dul denden Mittler auffodert. Ueberraschend ist daher in dem Accompagnement des folgenden Tenor - Reeitativs , wo Zeins mit den Jün gern beim Osterlamm dargestellt wird, das Thema der Ouvertüre wieder zu hören, und zwar bei den Worten: „Bereit ist er, sein unschuldvolles Leben zum Herl der Welt da hin zu geben rc." denn ernste Betrachtung dr sis Todes war es, was die ersten Akkorde des Eingangs schon sagten. Ueberhanpt hat H rr Weinlig durch seine Necitativbeqleitung, die einen so wichtigen Theil der geistlichen Cantate ausmacht, entweder im Ergreifen Zus Sinns des Ganzen, oder in einzelnen Andeutunqen, und im Auswahlen mancher Bilder, seine großen Einsichten eben so sehr, als sein tiefes, richtiges Gefühl bewährt; wir werden dies; zu bemerken noch oft Gele genheit haben. Die folgende Tenor-Arie drückt alle Wonne dankbarer Gefühle der Christen über die Wohlthat des Abendmahls aus. Wahr haft rührend ist deswegen das Chor, welches mit den beiden letzten Zeilen der ersten Stanze eintritt: „O möchten alle würdig nahn, hier Trost und Leben zu empfahn!" Eben so sind die letzten Zeilen der zweiten Stanze ausgedrückt. Man hört die, durch den lau ten Dank Eines aus ihrer Mitte begeisterte, Menge sich zu Entschließungen vereinigen, die der hohen Stiftung des Gedächtnißmahles unsers Herrn würdig sind. Das nächste Discant-Necitativ mit Begleitung stellt den Erlöser in Gethsemane dar. Herr Weinlig hat in die schönen Worte: „Erhöre, Ewi ger, mein Flehnrc." den, durch stille Erge bung gemilderten, Ausdruck der rührendsten Klage gelegt. So beten Christen in der Stunde der Prüfung, angeweht vom Geiste himmlischer Ruhe und Vertrauen in diesen Ackordcn. Das Terzett: „Frohe Aussicht jenes Lebens rc. " ist ganz in der bekannten edeln Marner des Compositörs gesetzt. Das nun kommende Necitativ ohne Begleitung, bringt oen Erlöser seinen Feinden, vom Ver- rather Zscharioth angeführt, entgegen. Die Worte des Messias: „Zch bin es selbst!" sind von ergreifendem Ausdrucke seiner Gött lichkeit. Und welche Mischung wehmüthigen Mitleids und ernster Vorwürfe liegt in den einfach aber stark betonten Worten: „ Jscha- rioth, du lagst zu Zesu Füssen; doch eiltest du, ihn heuchlerisch zu küssen? rc. " Aber dabei bleibt es nicht! Der gleich darauf fol genden Daß, Arie aus A mol! entströmt in heftiger Bewegung eine schreckliche Apostrophe an den Verräther, mit den Worten: „Weh dir, niedriger Verbrecher!" Ein Laut dum-