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rale nach Hofe". — Welch ein Unterschied zwischen Ludwigs des fünfzehnten und Na- poleons Zeitalter! * Samojedische Offenherzigkeit. Carbarina II. wollte im Ichre 1767 ein neues Gesetzbuch für ihre weitläufigen Staa ten verfertigen lassen und besckied daher aus allen Gegenden derselben Abgeordnete nach Moskwa, um über diesen wichtigen Gegen stand die Meinung ihrer Völker zu verneh men. Man las in der Versammlung der Deputaten gleich anfangs einen Entwurf der neuen Gesetzgebung vor, den die Kaiserinn selbst entworfen hatte. Von allen Seiten erscholl Catharinens Lob, worein freilich die mersten nur gezwungen und aus Furcht vor Sibirien einstimmten. Nur die Abgeordne ten der Samojeden redeten, wie ihnen ums Herz war; denn ihr Sprecher sagte: „Wir sind gnügsam und gerecht, weiden ruhig un sere Rennthiere und brauchen also kein neues Gesetzbuch; aber macht eines für unsere Nach barn, die Russen, damit sie ihre Räubereien einstellen. * Wie legt man eineBibliothek mit Nutzen an? Daß Catharine II bei der Wahl ihrer Günstlinge nicht immer auf große Geistesta lente sah, beweist folgende Anekdote: Einer dieser Herren glaubte, ein Mann wie er müsse nothwendig eine Bilrolhek haben. Er ließ also unverzüglich die anaeschnsten Buchhändler von Petersburg zu sich kom men, und erklärte ihnen, daß er sich Bücher anschaffeu wolle. Sie fragten demüthig, was für Schriften er denn verlange? und erhielten zur Antwort: „das müssen Sie ja besser als ich verstehn — das ist ihre Sache! Große Dücker unten und kleine oben; gerade so, wie es bei der Kaiserinn ist. Naivetäten und Plaisanterien. Man fragte Hrn. L..., ob er glaube, daß heutzutage noch Wunder geschehen könnten? O ja, versetzte derselbe, so lange das Geld seinen Werth noch nickt verloren und es noch einen Zufall gibt, zweifle ich nicht daran. Man muß, sagte ein französischer Gelehr ter, den Eigennutz der Menschen kitzeln, oder ihre Eigenliebe ängstigen; denn sie sind Af fen, die nur dann Sprünge machen, wenn man ihnen Nüsse vorhalt oder sie die Peit sche blicken laßt. Ein Schauspieldichter, welcher das Un glück hatte, fein Stück durchfallen zu sehn, besuchte die Schauspielerin«, welche die vor nehmste Rolle darin spielte, und sagte ihr, in der Hoffnung, einige lindernde Trostworte dafür zu hören, daß das Publikum nicht im mer gerecht sey, und daß seine Feinde zu vor eilig gewesen wären, sein Stück bereits der Bühne zu übergeben, da das Früchtchen noch nicht reif sey. — Reif oder nicht reif, ver setzte die Schauspielerinn, es ist dennoch gefallen. B — i. Not In Wien gibt es n Verpflegungsanstal- tcn für arme Kranke, in welche im verflossenen L z e n. Jahre 41,298 Kranke ausgenommen wurden. Von dieser großen Anzahl starben nur 2731 (von