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Nische Dauer und der Bürger in den kleinen Städten überhaupt ein schlechter Wirth ist, so schlecht versteht er auch seine Pferde; einen Tag bekommen sie nur halb satt zu fressen, den andern gar nichts. Und doch ist das, was die Polen diesen kleinen, kraftlosen Thie- ren zummhcn, ungeheuer. Ist der Wagen nicht sehr beladen, so wird ohne alle Unter brechung im Trab gefahren, geritten wird aber nie anders als im Galopp. Heu, Ge treide und dergl. ladet der Pole auf ein arm seliges Pferd so viel, als man in der Gegend voll Dresden auf 2 mittelmäßige Vauerpferde «ufzuladen pflegt. Die Folge von allen diesen Uebertreibungen ist, daß solche Pferde nach der ersten Meile schon nicht mehr fort können, sondern liegen bleiben, und daß sie in den Jahren schon ausgedient haben, wo sächsische Pferde erst recht anfangen brauchbar zu werden. Darum sagt auch der polnische Bauer: „mein Pferd ist schon alt, es hat schon sechs Jahre." Die meistert größern und starkern Pferde, welche man im Hcrzogthume Warschau sieht, sind aus dem Auslande, jedoch gibt es auch hie und da, vorzüglich in der fruchtbaren Woywodschaft Kujav.ien, also in der Gegend zwischen Thorn und Jnowrazlaw, kleinere und größere Stutereien, wo sehr schöne Pferde gezogen werden. Diese Stuterei-Pferde dienen, fast auSschließend, nur zum Luxus, also als Kutsch - oder Reitpferde, und nicht zum Ackerbau, und zwar aus dem leicht be greiflichen Grunde, weil sowohl auf Ritter gütern, als aufDomanen der Frohnbauer mit fernen Pferden den Acker bestellen muß. So weriig nun die polnischen Pferde aus dem Hcrzogthume Warschau genommen wer den, eben so wenig kommen sie aus dem österreichischen Antheile Polens, oder aus dem, der 1793 und 1795 an Rußland ge kommen ist. In diesen beiden Theilen von Polen sind die Pferde, außer den Stutereien, eben so schlecht als im Hcrzogthume War schau. Unsere sogenannten polnischen Pferde kommen vielmehr aus einem Lande, welches zwar fönst einmal zu Polen gehörte, aber schon seit 1656 einen Theil von Rußland aus- macht, nämlich aus der Ukraine *) (viersil big auszusprechen). Folglich sind die Ge- genden um Kww und die am Fluße Dnjeper ihr wahres Vaterland. Viele von diesen Pferden kommen jedoch auch vom linken Ufer des Don, oder gar vom Kuban-Flusse her, welcher Letztere schon in Asien, östlich vom Asowschen Meere, fließt. In allen diesen Gegenden gibt es unab sehbare Steppen, das heißt: nicht, wie viele dies; Wort irrig verstehn, kahle oder sandige Landstriche, sondern fruchtbare, mit hohem Grase bewachsene Ebenen. Da Getreide dort so wenig gilt, daß, ungeachtet des jetzigen Ha delsverkehrs zu Odessa am schwarzen Meere, der Dresdner Scheffel Roggen sel ten über sechzehn Groschen kostet, so ziehen die dortigen Landbesitzer noch immer die Pfer dezucht dem Ackerbauc vor, obgleich es kei nem Zweifel unterworfen ist, daß dieser ih nen nach und nach wohl zehnmal so viel ein- *) Oder Klciurußland; cs hat scimn Rahmen von dem russischen Ukrai,a, Grenzort, da dich Land ehedem die Grenze deS Russ. Reichs war. d- R.