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nem gleißnerischen Wessir, Kjupriti Mehem- med, beherrscht, nach dessen selbstsüchtigem Nathe alle Beschlüsse gefaßt wurden. Weni ger durch persönliches Verdienst, als durch Zufall und blinde Gunst erhoben, sah der arg wöhnische Mehemmed mit feindseligem Auge nur einen lästigen Dorn in jedem selbst errun genen Lorber, der ein edles Haupt umkränzte. Sejdi Ogli (Ungarns mächtiger Verthei- diger) und Deli Husejn, beides Männer, die nur durch Thaten zu ihrer erhabensten Würde gelangten, hatten des Wessirö Eifersucht auf das heftigste entflammt. Zwi schen solchen Nebenbuhlern mocht' er nicht stehen; Verbrechen mußten daher ersonnen werden, um ihnen das Leben zu rauben. An klage und Todesurthcil folgten schnell auf einander, und Mehemmed, um sein rach süchtiges Werk zu vollenden, übernahm es selbst, ihnen die Botschaft zu verkünden. Unerschrocken erschien Husejn vor ihm und sah seinem Würger muthig ins Auge. Dieser aber hatte seine Schadenfreude unter der Larve der Freundschaft verborgen, und alle Schuld auf den unbeugsamen Unwillen des Sultans wälzend, versicherte er, für seine Rettung alles, vergeblich, aufgeboten zu haben, und bewerte mit heuchlerischen Thränen, nun nichts mehr für ihn thun zu können, als ihn zu stiller Ergebung in sein trauriges Geschick zu ermahnen. Aber Huscjn's durchdringendes Auge ließ sich nicht täuschen. „Schweig, du arglisti ger Betrieger! rief er entrüstet, du gleichest dem giftigen Krokodil. Erst würgst du dein Opfer; dann beweinst du seinen Leichnam." Jetzt zog er ein goldncs Schächtelchen, worin er mehrereKnochcnsplitter verwahrte,welche die Wundärzte aus seinen Wunden genommen, aus dem Dusen hervor, und warf es dem Wessir mit folgenden Worten ins Gesicht: „Zch bin zu meiner Würde gelanget, nicht wie Du, durch niedriges Ränkespiel; nein, nur durch rastlosen Diensteifer, durch unver zagtes , vielfältiges Versprühen meines Blu tes habe ich mir sie erkauft. Wohlan, so haue mir denn den Kopf ab, wie ein er grimmter Ketzer thut, und — hier setzte er eine Verwünschung hinzu, die bei den Türken als große Schimpfrede betrachtet wird, die aber hier aufzuführen das decente Ohr unsrer Leser beleidigen hieße. Husejn starb als ein Mann von Seelen größe, beweint und hochgeachtet von der Na- Spanischer Hoch sinn. Als der Connetable von Bourbon, der, treulos Hegen sein Vaterland, bei Kaiser Karl V. Dienste genommen hatte, nach Ma drid kam, verriethen ihm die edlen spani schen Großen unverhohlen ihre Verachtung, so glänzend Karl ihn ausnahm, und so groß des Helden Nähme war. Der Kaiser bat den Marques von Villena, dem Connetable seine Wohnung zu überlassen, so lange der Hof in Toledo war. „ Gern erfülle ich Ew. Maj. Befehl, erwiederte Villena; aber es darf Sie nicht wundern, wenn ich gleich nach des Connetable's Abreise ein Haus in Brand stecke, welches, durch die Gegenwart eines Verräthers entweiht, eine unschickliche Wohnung für einen Mann von Ehre seyn würde." L.