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Höchst merkwürdig ist es aber, daß man oftmals noch Spuren des Lebens an ihnen gefunden haben will, wahrend sie längs dem Gebirge heraöströmten. Sicherer ist es, daß sie mit einer großen Menge kalten süßen Was» fers vom Cotopaxi flossen, ohne daß ihr zarter Körper entstellt und unkenntlich war. Diese Prennadillas werden in der dor tigen Gegend als eßbare Fische in den Dachen gefangen. *) Wahrscheinlich stehen unterir dische Seen und Höhlen, die von ihnen gleichfalls bewohnt werden, mit jenen Da chen und mit dem Vulkane in Verbindung.**) Die Kordilleren enthalten, so viel man jetzt weiß, mehr als 50 Krater. Zu Peru gehö ren deren eine beträchtliche Zahl, z. D. der Antisana, Cotopaxi, Tungurahua, Sangay, Ambata, Quinistat 0 a, Chech e-Putina u. a. Allein nicht aus allen steigen Feuergarben, Rauch - und Flam mensäulen und Laven hervor. Aus dem Z 0 - rullo in Mexico erhob sich 1729 den 15. September ein Basaltkegel/ der jetzt gegen 1500 Fuß über die ihn umgebende Grundflä che hervorragt. Die von Quatimala speien eine sehr große Menge Salmiak aus. Die von P 0 payan und von Past 0 zeigen viele Solsataren, welche Schwefelsäure ausdam pfen, oder auch kleine Krater voll kochenden Wassers, woraus sich geschwefeltes Wasser stoffgas entwickelt. Hingegen werfen die Vulkane vonQuito bald Bimsstein, bald Basalte, oder auch schlackenartigen Porphyr hervor, bald aber so ungeheure Massen Schwefelleberwasser und Schlamm, daß auf mehr als fünf deutsche Meilen weit das ganze Erdreich fruchtbar wird. Der gebirgige Theil des Königreichs Quito, eine Ebene von 400 Quadratmei len und 8 bis 9000 Fuß Erhöhung über der Meeresflache, ist nämlich gleichsam als ein einziger Vulkan zu betrachten, dessen einzelne Spitzen mit besonder» Nahmen bezeichnet werden. Was man den Vulkan von Tun- gurahua, oder Cotopaxi, oder Pi- chincha nennt, sind wahrscheinlich nur einzelne besondere Oeffnungen eines und des selben ungeheuren Feuerschlundes, über wel chem viele hundert blühende Städte und Dör fer erbaut sind. Daher die starken Erschüt terungen mit furchtbarem unterirdischen Don ner begleitet, welche man überall bemerkt. Daher öffnen sich, fern von den einzelnen Kegelbergen, die man gemeinhin als die eigentlichen Vulkane von Quito betrachtet, *) Eine Abbildung derselben nach Humboldts Zeichnung findet man in Zimmermanns Taschen buch der Reisen, 6. Iahrg. S. -8- **) Uebrigens ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch bei den Ausbrüchen der Mexikanischen Vul kane ähnliche Erscheinungen Vorkommen. Denn wenn gleich bei Vera-Cruz kein Vulkan vorhanden ist, so sagt doch eine Nachricht in den Pariser Denkschriften v. I. 1744., man habe nach dem Ausbruche eines dortigen Vulkans viele tobte Fische in den Brunnen von Me xiko gefunden. Freilich war dieß auch bei Ausbrüchen mehrerer Vulkans der alten Welt der Fall; dock fanden sich da nur Seefische. Bei den amerikanischen Vulkanen aber ist von Fi schen des süßen Wassers die Rede.