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194 wohl ««gebauten Landern erhalt. Das Land hat weit ausgedehnte Wiesen, wie die große Viehzucht es verlangt; man säet in mehrer« Gegenden Weizen, Roggen, Gerste, aber weit mehr werden Gemüsearten erbaut. Man erntet eine Menge verschiedener Arten von Dohnen, und pflanzt auch hier und da Hopfen. Aus Polen, aus den Rheinlän dern, aus dem ehemaligen österreichischen Belgien, ziehen die Holländer das Getreide, das sie zum eigenen Bedürfnis, zum Drannt- weiubrennen und zum Viehfuner brauchen. Weit vollkommener ist der Ackerbau in dem französischen Belgien. Hier ist der Fruchtwechsel eingeführt, und man vermei det Drachen. Durch Umpflügungen zur rechten Zeit, durch reichlichen Dunger, ver mehrt man die natürliche Fruchtbarkeit des leichten, kräftigen Bodens. Hier folgt der Landbauer nicht einem Schlendrian, er denkt über seine Arbeiten nach, und nicht selten verlaßt er ein altes Herkommen, um eine bessere Verfahrungsart zu befolgen. Vorzüglich widmet man m Belgien dem Anbau des Raps (Urassica arvensis) große Aufmerksamkeit. Man säet ihn nicht, sondern legt den Samen in Löcher, und da man bemerkt hat, daß diese Kohtart immer durch den aus Norden kom menden Regen leidet, der in's Herz dringt, und es in Fäulnis seht, so sucht man die Pflanzen nach Osten zu neigen, und um ih nen diese Richtung zu geben, legt inan am Ende des Herbstes ein wenig Erde auf den Stengel. Um dies zu bewerkstelligen, wird von zwanzig zu zwanzig Fuß ein zwanzig Zoll tiefer Graben gemacht, dessen ausgeho benes Erdreich man zum Bedecken des Sten gels braucht. Außer der Sicherung der Pflanze, erhalt man dadurch den Nebenvor- thecl, in einem Zeiträume von io Zähren den ganzen Boden umzugraben, da man je- des Jahr die Stelle des Grabens verändert, so daß man nach jener Zeit wieder an der Stelle ist, wo man zehn Jahre vorher öff nete. Dieß macht den Boden lockerer und empfänglicher für alle Samenarten, die man ihm übergibt. (Diefes Verfahren, das Rmchottieren, ist überhaupt sehr ausgcbrei- tet, und wird auch auf Feldern angewendet, die zur Kultur anderer Gewächse bestimmt sind. Durch die alljährliche Veränderung der Deetfurche oder Rigole wird derselbe Zweck erreicht, den man in andern Gegenden Belgiens, z. B. im Lande Wars an den Ufern der Dender dadurch zu erreichen weiß, daß man jedes Land alle sieben Jahre einmal ganz mit dem Spaten umgräbt, oder riolet.) Kein Land hat so schöne Ackerwerkzeu ge als Belgien. Man weiß mit einer an genehmen Form Dauerhaftigkeit zu verbin den. Die schwersten Lasten werden leicht sortgeschafft; die Last ist sorgfältig auf die Achsen vertheilt und die ganze Einrichtung der Wagen erleichtert es den Pferden, sie in Bewegung zu setzen. Auch das Geschirr ist so einfach und dauerhaft, daß es dcm Thiere keine übermäßige Last auflegt und ihm alle Kräfte zum Ziehen frei läßt. Die Insel C e r L g o. Das alte Cythere! Welche liebliche Uebcr bic bclgiscbe Landwirtbschnft ist folgendes cmpfehlungswcrthe Werk zu lesen: Einleitung jur Kenmmß der belgischen Landwirthschaft, von I. N- Schwerz, ir Baud. Halle, 807. g.