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2^2 in den Abgrund, aber er ließ Dänemark zwei köstliche Geschenke zum Erbe. Er war's, der zuerst durch Gründung der Preßfreiheit — ihm selbst so verderblich — den alten Na tional - Charakter der Skandinavier wieder auswcckte, welche bei fester Anhänglichkeit an ihre, von der Zeit geheiligten, monarchi schen Formen, mehr als irgend ein Volk Despotismus, Bestechlichkeit und Sklaverei verabscheuen. Dann auch hatte er, ein ge schickter Arzt, dem Kronprinzen eine strenge, sogar harte, physische Erziehung gegeben, und so danken ihm die Dänen einigermaßen die Erhaltung des Thronerben und das Wie deraufleben der Nationalchre, der sichersten Stütze der Monarchien in Europa. Kaum war Friedrich vier Jahre alt, da kam er m eine Lage, die seine Zukunft sehr unsicher machte. Seine Mutter, die Schwe ster des Königs von England, schmachtete *in harter Verbannung, als ein Opfer schlecht erwiesener Beschuldigungen. Es war un möglich, den mindesten Zweifel auf die recht- mäßige Geburt des Kronprinzen zu werfen; aber man beleidigte ihn in einer geliebten Schwester, welche die ganze Natwn später hin edelmüthig rächte, als sie ihr unbegränz- te Liebe weihte. Der unglücklichen Vorbe deutungen wurden immer mehrere. Man wußte überall, in welchem Zustande der schwache König war, malt wußte, daß Fried richs des fünften Wittwe, die ehrgeizige Ju liane Marie, an der Spitze einer jüngern Linie stand, welche nach Erlöschung des herr schenden Stamms das nächste Recht zur Krone hatte. Die Verlaumdungen , die Ju liane Marie gegen die unglückliche Karoline Mathilde ersann, schienen einer weitern, strafwürdigen Zweck zu haben ; aber es tausch te sich, in ihrer lebhaften Besorgniß, die Nation über die Natur der macchiavelistischen Politik, der man diese Fürstinn beschuldigte. Ihr Plan ginss, scheint es, nur dahin, den Kronerben unter so strenger Vormundschaft zu halten, daß ihr, so lange sie lebte, die Leitung des Staats unbestritten bliebe. Ab- gesehn von diesem Bestreben, ihre Herrschaft dauernd zu machen, kann man dieser Für- stinn nur einen Mangel an Energie und zu viel Anhänglichkeit an alle Vorurcheile zum Vorwürfe machen. Ein Geist gedankenlo ser Routinereitelte alle ange.küudigte, ent worfene und angesangeue Verbesserungen, obgleich manche öffentliche Anstalten, Kanäle, Straßen z. B., während dieser Zeit sehr ge wannen. Guldberg, der erste Minister, ein sehr gelehrter, sehr frommer Mann, aber ohne Kraft, ohne politischen Scharfblick, leitete die Erzichuna des Kronprinzen, so wie er einen Privatmann würde erzogen haben, und er versäumte allerdings nichts, dem Prin zen die aufrichtige Frömmigkeit, die strengen Sitten, die Ordnungsliebe einzufiößen, die ihn stets rühmlich ausgezeichnet haben. Aber bald fühlte der Zögling, daß er mehr Kraft besasi als der Lehrer, und kaum war er Jüng ling, da stürzte er die Gewalt einer Fürstinn, die unter politischen Rauken ergraut war. Im Jahre 1784 erhob sich der sechzehnjährig« Prinz im Staatsrathe, gebot Schweigen den alten Ministern und et klarte sich zum Mttregentcn seines Vaters. Andreas von Bernstorf war die Seele dieser Revolution, und von diesem Zeitpunkte an beginnt Dä nemarks innere Wohlfahrt. An der Seite