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Zlst'S Stück/ den 21. April I8V8» Friedrich der sechste, König von Dänemark. Friedrichs Leben war die Epoche einer merk würdigen Umwandlung in der Verwaltung des Reiches, auf dessen Thron die Geburt ihn rief. Die verschiedenen Krisen dieser Revolution umringten seine Wiege mit Ge fahren und füllten seine Laufbahn mit Mühe und Arbeit. Den Gang dieser großen Ver änderung zu sichern, sie zu dem öffentlichen Wohl zu leiten und den Einstuß des Partei- geistes von ihr abzuwcnden: das waren die ernsten befchwerdevollen Beschäftigungen sei ner Jugend. Und jetzt, da er im vierzig sten Jahre den Thron besteigt, ist es ihm nicht beschieden, im Schooße stillen Friedens die Früchte seiner langen edlen Anstrengungen zu genießen, er sieht alles, was er für sei ner Völker Wohlfahrt gethan, durch einen treulosen feindlichen Angriff zerstört oder be droht. Nie fühlte ein Fürst mehr als Fried rich die große Wahrheit, die vor zwanzig Jahren ein vaterländischer Dichter ihm zu rief, und dk sein Grundsatz geworden ist: „ daß Menschen regieren eine Arbeit scy, und nicht ein Zeitvertreib." Friedrich wurde im zweiten NegierungS- jahre (1763) seines Vaters geboren, in der Zeit einer vollkommenen inner» und äußeren Ruhe, und auch er schien bestimmt zu seyn, die Reihe charakterloser Regierungen sonzu- sehen, welche seit 1720 Dänemark von sei nem alten Range unter den europäischen Machten herabgesetzt hatten. Ein ehrgeizi ger Fremdling weckte es aus dem langen Schlafe. Der Arzt Struensee ward unter einem schwachen Regenten erster Minister und stürzte das ganze Verwaltungssystem zusam men. Dänemark von dem Einflüsse Ruß lands zu befrein, mit Preußen und Schwe den es zu verbünden, die Vorrechte des Adels zu vernichten, oder doch zu begränzen, die Leibeigenschaft der Dauern aufzuheben, die Steuern nach den Grundsätzen der französi schen Oekonomisten einzurichten, die Ausga ben des Hofes einzuschranken: dieß durchzu setzen strebte der sonderbare Mann, der sei nen Ideen nach einem Philosophen, seinem Betragen nach einem Wessir glich, und in einer gemeinen Seele, in einem verdorbenen Herzen, manche Wünsche hegte, die eines großen Mannes würdig waren. Mangel an Erfahrung und sein Ungestüm stürzten ihn