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füllt. Die Kavallerie-Offiziere haben ihre Doställen wie bei der Infanterie, außerdem auch wohl noch besondere Güter, die zum Unterhalt von Dienstpferden bestimmt sind. Diese alte Einrichtung Karls XI. ist Lm Ganzen geblieben. Die Offiziere haben noch ihre Güter, die Gemeinen ihre Häuschen und ihre Naturaleinkünfte. Zn den meisten Landschaften hat der Soldat seine Kuh, ein paar Schafe und Schweine, einige auch wohl ein Pferd, ein Gärtchen, Weide, Holz, Wiese und Ackerfeld, und wo dieß nicht der Fall ist, wird ihm Korn, Heu und Stroh geliefert. Jetzt gibt gewöhnlich die Note die ordinäre Montur, der König die Sraatsmontur und die Waffen. Geht der Soldat ins Feld, so erhalt er Sold vom Staate; aber die Seinen, wie die Weiber und Kinder oder die Pachter der Offiziere, bleiben ruhig im Genüsse ihrer Wohnungen und Güter. Die eingerheilten Regimenter haben alljährlich, oft auch nur alle zwei Jahre, Versammlungen, Möten genannt, die etwa drei Wochen dauern. Das Lager ist gewöhn lich in der Mitte ihrer Provinz. Außer diesen Kriegsübungen sind in den einzelnen Bezirken Sonntags kleine Kirchenparaden. Diese merkwürdige militärische Einrich tung hat auf den Charakter der Krieger sichtbaren Einfluß. Sie sind nicht nur sehr brave Soldaten, es herrscht auch unter ih nen viel Anhänglichkeit an das Vaterland und ein reges Ehrgefühl. Bei manchen Regimentern kennt man seit 2v Jahren kein Beispiel großer Strafexekutionen, und keines duldet einen schlechten Menschen in seiner Mitte. Die Eroberung von Nomim Jahre 1527. Franz der Erste hatte bei Pavia (1525) Schlacht und Freiheit verloren und Italien beugte sich, wie seit dreißig Jahren abwech selnd vor jedem fremden Sieger, unter Karls des Fünften Ucbermacht. Die unwürdige Behandlung, die des spanischen Königs tückk- sche Politik den ritterlichen Franz fühlen ließ, machte dem Sieger selbst die Herzen seiner Bundesgenossen abhold. Papst Klemens der Siebente, aus dem Hause Medici, hatte einen neuen Bund mit Venedig und Mai land geschlossen, um Italien von dem Drucke der Spanier zu erlösen, und kaum war Franz in Freiheit, als er den Verbündeten beitrat. Der Papst entband ihn des Eides, womit sich der französische König zur Erfüllung des schmählichen Vertrags von Madrid verpflichs tet hatte, und neuer Krieg schien Italien zu bedrohen, das noch an so vielen Wunden blutete. Aber theils war der ritterliche Geist und das hohe Selbstvertraun des französischen Königs durch vielfaches Unglück so sehr her- abgestimmt, sein Vertrau» auf das Glück so sehr gesunken, theils erwartete er von seinen italienischen Bundesgenossen, deren selbstsüch tige Politik er kannte, so wenig aufrichtige Anhänglichkeit, daß er nicht die kräftige Mit wirkung leistete, worauf die Italiener gerech net hatten. Unerfüllt blieben die hohen Er wartungen, welche der neue Bund erweckte, den man wegen des Papstes Theilnahme den heiligen nannte. Es herrschte keine Ein tracht, keine Energie unter den Verbündeten, und verloren ging der günstige Augenblick. Der schlauere Karl wußte durch Ränkespiel und Unterhandlungskünste seine Feinde zu schlagen, wo seine beschränkten Hülfsmittel