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Mutter Bruder, dem berühmten Astronomen Cassini lebte; Nene Antoine Ferchaulr Sieur deNeaumür, den man auch schlechthin Neaumür heißt, ebenfalls in Paris, beide in der ersten Hälfte des ig. Jahrhunderts, beobachteten die Jnsecten und insbesondere die Bienen auf das genaueste, sowohl in glä sernen, als in andern, zur Beobachtung be quem eingerichteten, Behältnissen, und ga ben ihre Entdeckungen darüber heraus. Reau- mür allein beschäftigte sich 18 Jahre mit Be obachtung der Bienen, nm ihre Natur zu ergründen. Wir wollen nun sehen, was die Naturgeschichte der Bienen durch diese Män ner gewonnen hat. Die vornehmste Biene, die von den Al ten der Dienenkönig genannt wurde, verlor durch die Neuern zwar nicht ihre Würde und Regentschaft, aber doch ihre Mannheit. Man entdeckte, daß sie weiblichen Geschlechts sey; sie bekam nun den Nahmen Königin, Dienenmutter, Mutterbiene, Zucht- biene. Genauere Beschreibungen wurden von ihr gegeben: sie ist viel größer, dicker und länger als die Drohnen und Arbeitsbie nen, am Hintertheile ihres Leibes aber zu gespitzt, und nicht so dick als die Drohnen; sie hat eine lebhaftere, gelbbraune, ins röth- Uche fallende Farbe, ihr Kopf ist ziemlich lang; ihre Flügel für ihren Körper zu kurz, weil sie nur die Hälfte desselben bedecken. Sie fliegt daher nicht leicht aus; thut sie es aber doch, so ermüdet sie bald. Ihre Füße sind hochbeinig, gelblich, ihr Gang ist ernsthaft. Sie hat, wie die gemeinen Dienen, einen Stachel, der aber weit län ger ist und dessen sie sich nur selten, nämlich wenn man ihre Geduld durch Neckereien er müdet hat, zu bedienen pflegt; sie macht alsdann eine Wunde, die der Größe ihres Stacbels angemessen ist. Sie ist das einzige Weib im Stocke und die Mutter ihres und des ganzen Bienengeschlechts; denn sie allein legt die Eier, woraus alle Arten von Bie nen im Stocke hervorkommen. Ihr Eierstock besteht ans einem ganzen Büschel von Gefäßen, die an einer Stelle auö einem großen fleischigen Gefäße entsprin gen und sämmtlich in einen gemeinschaftlichen Canal gehen, und in der Legezeit mit Eiern ungefüllt sind. Diese Gefäße liegen gegen den Hintern, und die Eier sind desto größer, je näher sie nach dem Hintern zu liegen. Die genannten Büschel fornnren eigentlich zwei Eierstöcke, jeder endet sich in eine große Röhre, und diese zwei Röhren begeben sich in einen gemeinschaftlichen Canal, welcher die Gebärmutter ist. In derselben befindet sich ein kleiner runder Körper, welcher eine klebrige Feuchtigkeit liefert, und der so hangt, daß alle Eier, welche gelegt werden, dort vorbei gehen müssen, um mit jenem klebri gen Wesen überzogen zu werden, wodurch die in die Zellen gelegten Eier dem Boden der Zelle angeklebet werden; und daß, wenn dieses klebrige Wesen vertrocknet ist, die Eier dadurch gleichsam ein Futteral erhalten, welches ihre Ausdünstung und Vertrocknung mäßigt, bis sie endlich vom beigesetzten Fut terbrei sich wieder erweichen und ins Leben eines Wurmes Hervorrufen lassen. Die Kö- niginn ist so fruchtbar, daß sie in 7 bis g Wochen io- bis 12,000 Eier legen kann, und ordentlicher Weise erstreckt sich die, in einem Jahre von ihr gelegte, Anzahl Eier auf 40 - bis 50,000. Sie kommt in der Le-