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und geehrte Gespräche mussten ihm das Mahl würzen, um Geist nicht minder als Körper zu nähren. Nur zuweilen, besonders an festlichen Taaen, wurden diese Unterhal tungen durch Gesänge unterbrochen, dem Volke Freude zu machen. In gleicher Ab sicht ritt er zuweilen mit zahlreichem Gefolge durch die Stadt, und wahrend Alt und Jung begierig an die Fenster sich drängten und auf den Strassen zusainmenströmten, ihn zu sehn, hl lt er oft vor den Häusern der angesehenen Bürger still, um freundlich mit ihnen zu reden. Täglich saß er zu Gerichte, wo frei lich Strenge mehr als Milde aus seinen Ur- thcilen sprach, und man könnte ihn zu har ter Strenge anklagen, wenn nicht das Be dürfnis; der Zelt, Consolidation der Königs- gewalt, ihn einigermaßen entschuldigte. Zn grossem Lobe aber gereicht es ihm, daß er die Richter, welche gegen sein Finanzintereffe gerechte Urtheiie fällten, öffentlich lobte, be lohnte und ehrte, überzeugt, daß es eines guten Fürsten Zeichen sey, den Schatzmeister Unrecht haben zu lassen. Bei seinem kriegerischen Geiste ehrte er vor Allen tapfre Manner, die er mit reichen Gaben und freundlichen Worten lohnte. Daher fehlte es dem Zeitalter auch nicht an großherzigen Männern, die bald, als auch die Morgenländer geöffnet waren, unglaub liche Thaten vollbrachten. So machte er einst einem edlen Krieger, der durch einen andern um eine Gunst bat, den schönen Vor wurf: Zum tapfern Streiten habt Ihr Arme, warum denn nicht auch Worte, dreist eine Belohnung zu sodern? Solche ehrende Worte brauchte er als einen reichen Schatz, der vor andern den Vorzug hat, dass er, wohl angewendet, unerschöpflich ist. Unter seinen Dienern zeichnete er vorzüglich diejenigen aus, die er als wahrhafte aufrichtige Männer kannte. Der Schmeichler war ihm verhaßt. Trau rig sey das Loos der Fürsten, pflegte er zu sagen, welche, der Wahrheit so bedürftig, nur selten Manner fanden, die sie freimü- thig und offen sagen möchten. Gewohnt, den Staatsbeamten beim er sten Vergehn gütig und heimlich zu ermah nen, und nur, wenn die Warnung ver schmäht wurde, strenge und öffentlich zu strafen, sagte er einst zu einem Richter, den man beschuldigt hatte, daß er Bestechun gen annehme, aber den Streitenden selten Gehör gebe: „man meldet mir, Eure Hand sey offen, Eure Thüre aber verschlos sen." Einst herrschte Theurung im Lande, welche reiche Gutsbesitzer durch Zurückhaltung ihrer Vorrathe erhöhten. Der König er- mahurc sie, der unwürdigen Habsucht zu ent sagen und ihren Ueberfluß um billige Preise loszulassen, um dem öffentlichen Elende zu steuern. Als der Wink verschmäht wurde, verbot er, von irgend einem Portugiesen Korn zu kaufen. Dreß Verbot lockte die Castilrer, in der Hoffnung reichen Gewinns, so viel Korn nach Portugal zu bringen, daß die Preise schnell sanken, und den Bedräng ten geholfen, der Geiz gezüchtigt war. Als Johann seinem Kronprinzen L hrer und Aufseher bestellt hatte, redete er sie fol» gendermaßen an: „Ich übergebe Euch mei nen Sohn, meinen Nachfolger, meinem Herzen so theuer, zur Erziehung. Ich kann Euch mem Vertrauen nicht würdiger zeigen, als wenn ich Euch die Bildung des künftigen