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' lZ-es Stück/ den 22. Februar 1828. Aeber Vaterlandsliebe. ^^^onderbar mag es Manchem dünken § zu fragen, was Vaterlandsliebe fey. Aber was ist denn Vaterland ? Was weckt und nährt Vaterlandsliebe? Wie liebt man würdig das Vaterland? Die Fragen leiten zu einer genauern Erwägung des Gegenstan des. Nur ein entwildeies Volk hat ein Vaterland; der erste Lichtstrahl der Civilisa- non weckt die Keime der schönen gesellschaft lichen Tugend, Anhänglichkeit an daS Va terland, Begeisterung für das Vaterland. Der Feuerländer träumt sich in feiner elen den Heimath durch ein elendes Leben, dem Grönländer würde es nirgends so wohl ge fallen, als in seinem Geburtslande , bei ei ner Schaale mit köstlichem Fischthran; und auch er kennt nichts Höheres als das Ein heimische, wenn er seine größte Preisformel braucht: „er ist gebildet wie ein Grönlän der. " Aber wäre die Empfindung, die den Wilden fest an seine Heimath knüpft, die dem Huronen und dem Grönländer sein Ge burtsland zum Paradiese ausschmückt, wäre fie eins mit dem Hohm Gefühle, das Solon in freiwillige Verbannung trieb, Leonidas und seine Gefährten nn Kamvfe für Sparta s Ehre stärkte; dem Gefühle, mit welchem der Schweizer Arnold von Winkelried die feindlichen Speere in dir Heldenbrust drückte, um den Seinen den Weg in die dicht geschlos senen Reihen der Oestreicher zu bahnen? Dem rohen Volke ist seine Heimath lieb, wie dem Waldthiere feine Lagerstätte, zu welcher es sich gern von Instinkt und Ge wohnheit zurückführen läßt; hier findet es die ersten Bedürfnisse des Lebens, und höhere kennt es nicht. Will man Beweise hohen Muthes anführen, die selbst rohe Völker in der Bertheidigung ihres Landes gaben? Auch das tapfre wilde Thier vertheidigt seine Höh le, die seine Jungen oder seine Vorräthe verbirgt. Aber gäbe eS Beispiele, wo Wil de ihre Heimath mit ausharrender Begeiste rung vertheidigten? Nein, denn Begeiste rung geht nur aus einer Idee hervor. Nur zu gewöhnlich, wenn von Vaterlands liebe die Rede ist, verwechselt man sie mit dieser Neigung zu der Geburtsstätse, die eine Empfindung ganz andern Ursprungs ist. Wir lieben die Geburtsstätte, denn sie war der Schauplatz glück'icher Kindheit, an welche jeder mit Sehnsucht zurückdenkt, weil wir