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mülhsart wieder, aber freilich mit einer Mischung von auffallendem Eigennutz und Geize. Ein starker Anstrich vcn Eitelkeit zeigt sich bei den Vornehmen, die nichts Höheres als sich selbst kennen, und jeder Handwerker glaubt den Gipfel der Vollkom menheit erreicht zu haben. Sagt man ihm, in der Fremde arbeite man vorzüglicher, so lacht er laut aufs und scheint den Unwissen den zu bemitleiden. Aber cs ist wahr, der Majorcaner hat viel Gerne, leichte Fassungs» kraft und Anlage zu Wissenschaften und Kün sten. Zn früfiern Zeiten waren auch die Be wohner von Minorca als ein muthiges Völk chen und als geschickte Schleuderet, so be rühmt wie die Majvrcaner. Jetzt aber wirft nran ihnen eine träge Gleichgültigkeit vor, worein ohne Zweifel der häufige Wechsel der Herrschaft sie geworfen hat. Die Furcht ihre Gebieter zu andern, stört sie nicht, und sic beugen sich geschmeidig unter jede neue Herrschaft. Zufrieden sind sie in ihrer Mit telmäßigkeit, und alle ihre Wünsche sind er füllt, wenn sie ungestört in ihrer Ruhe leben. Die politischen Ereignisse kümmern sie wenig. Mit sichtbarem Widerwillen verlassen sie die Helmath, um den Fahnen ihres Kölligs zu folgen. Unter der englischen Herrschaft schien mehr Regsamkeit und Leben zu herrschen, aber auch nur unter einer kleinen Zchl von Spe kulanten und Seeleuten, die sich durch Streif züge an den Küsten der Inseln und dem festen Laude von Spanien ohne Mühe bereicherten. Jetzt sieht man keine Kaper aus Minorca; denn die Streifereien auf dem Meere sind beschwerlicher, gefahrvoller, lind der Ruhm kann ein Volk, das den Werth desselben so wellig zu kennen scheint, nicht entschädigen. Die Minorkaner blendet leicht der geringste glückliche Erfolg. Glück reizt sie Nicht zu in Wetteifer, sondern zu Stolz und Prahlerei. Sie sind dabei neidisch gegen einander, zän kisch, zu Hast und Rachsucht aufgelegt. Die Bewohner dieser Insel leben sehr eingezogen. Zwar nehmen sie die Fremden freundlich auf, und scheinen sie gern zu sehen; aber cs sind nur flüchtige Höstichkeiten, welchen keine in nige Verbindung folgt. Ihre Felle haben das Gepräge ihres Charakters. Zur Karne valszeit vermummt uralt sich des Abends, und geht zu Freunden und Verwandten, wo man sich zeigt, und einige Augenblicke nach dem Tone einer schlechten Geige oder Guitarre tanzt. In der schönen Jahreszeit sieht man Abends Gruppen von Mannern und Frauen auf den Straßen, und ein Tänzer und eine Tänzerin treten hervor, die den spanischen Fandango *) plump nachlchmen. Das Or chester besteht gewöhnlich aus einer Guitarre, die der erste beste spielen kann, denn man hat nichts zu thun, als mit den Fingern über alle Saiten zu fahren. Eme Lampe über der Thüre des Hauses, vor welchem getanzt wird, leuchtet der fröhlichen Gesell schaft. Jeder tanzt nach der Reihe, und immer macht ein lärmendes Deifallgcschrei dem Tanze ein Ende. Der Johannistag wird durch ein Wett rennen mtt Pferoen, Maulthieren und *) Ein spanischer Ranonaltanz / der unverschlciert Empfindungen auö-rückt, mrüher dkl Lüchtk- tigere Nordländer erröthet.