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Mignon ilutcrbrach Ihit. Wußten doch ihre Mutter sowohl atö Gaston nicht, nm was cö sich handele, sie selbst hatte ja die Thal erst durch Jaques cifahrm. Sic thcille, soweit sic selbst darum wühle, den Anfhoichcndcn Alles mit uud kuiipflc, weil sowohl der Tag, als auch alle übrigen Angaben mil denen Jagncs übercinstimmten, die wohl be rechtigte Vermnlhnng daran, daß ihr Vater nicht einen französischen Kapitän ermordet, sondern einen enlstohcncu Verbrecher gelvdict habe. Nicht minder erfreut als da« geängstigte Mädchen war aber anch der Kapitän, welcher neben der Beruhigung, daß seine Uniform mißbiancht wocden sei, durch den Nachweis von dem wirklich erfolgten Tode drS ihm cnlspruugeucn Verbrechers ans einen Eilaß der über ihn vcrhänglen Slrasc hoffen durste. Die Bc- deulung dieses Umstandes stand ihm höher als der durch den Zeitaufwand enlstchcude Veilust, welchen er seinen Nhedern bereitete, nnd so ging er denn bereits am anderen Tage mit seinen neuen Fiennde» unter Segel, um nach kurzer Fahrt in Cherbonrg zn landen und als Enllaslnngö- zenge in der Unlersnchnng gegen Mignons Vater sich zu stellen. Seine Aussagen wurden zn Protokoll genommen nnd cS war vielleicht nur um der Forni willen, daß er dieselben beschwören mnßlc, der frühere Conunandcnr des „Adler" war ja in der Seefeste zur Genüge als chrcnwcrthcr Mann bekannt nnd sein Unfall mit dem entsprungenen Verbrecher noch in gutem Audcukeu. Gleichwohl war sein Zenguiß noch nicht hinreichend, nm eine sofortige Befreiung des allen Schiffers zn bewirken; letzteres konnlc erst ge schehen, nachdem scstgcstelll worden war, daß in jener Michaelisnacht kein anderes Schiff als der „Adler" die normauischen Inseln passirt Halle, sowie ans der Todtenliste der Marincbcamlcn sich ergab, daß ein Kapitän seit mehr denn vier Jahren nicht gestorben sei oder gar vermißt werde. Trotzdem hätte der angebliche Mörder doch noch einen schlimmen Sland gehabt, wenn ihm eben mir uachgcwicscn wurde, daß die Tödlung dcS venneiullichcn Kapitäns eine vorsätzliche gewesen sei, allein der Anklage Halle nach dieser Seile hin Jaques bei seiner Anzeige die Spitze selbst ab gebrochen, weil er die That, wie sic geschehen war, immer noch für schwer genug hielt, nm den Allen auf die Galeere zu bringen. In jener Michaelisnacht hatte sich der Letztere, da er an dem Brausen des Windes einen hcranzichcudcn Sturm erkannt, mit einem langen Bootshaken gerüstet, den Weg zur Küste ciugcschlagcu, um einige Grundnetze besser zn befestigen oder, wenn dies nicht möglich sei, dieselben heraufznzichcn nnd in Sicherheit zu bringen. Wie er nun in dem seichten Wasser de» Ufers dahinjchrcilct, erblickt er im Scheine des dnrch die geöffneten Wolken strahlenden Mondes eine menschliche Gestalt, welche anscheinend in großer Erschöpfung dem Ufer znschwimmt nnd, einmal festen Grnnd unter den Füßen, das trockne Land in großer Eile zn gewinnen sucht. Die Schiffer sind alle aber gläubisch und mehr unwillkürlich als mit Absicht öffnet der Bcrignard die Lippen, — ein dcibcö „hoho" macht den Ankömmling anf seine Anwesenheit aufmerksam und läßt ihn, über den nnerwartcten Anruf eischrockcn, innchalten. Eben will, da der alte Schiffer die glitzernde Uniform erkennt nD den Fremden für einen Verunglückten hält, Bcrignard demselben die BootSslangc mit einem eisernen Widcihaken hinrcichcn, damit jener mit ihrer Hilfe leichter das Ufer gewinne, — da hebt der Unbekannte plötzlich die Hand, der Schiffer sicht einen Blitz, er fühlt einen heißen Streifen an seiner Wange, der Knall des Revolvers be lehrt ihn, daß jener nach ihm geschossen. Einen Angenblick hält er inne, cs ist ja möglich, daß der Schnß ohne Willen des Anderen losgegangcn, er rnft dem Unbekannten zn, er solle sich nnr nicht fürchten, er sei ein einzelne» Mann, der ihm bcizuslchcn bereit sei, sich vor den immer schärfer anrollendcn Wogen an das Ufer zn retten. Allein der Ficmdc mnßlc mit dcr Gcwohnhcil dcr Kiislcnbcwohncr sehr wohlbekannt sein, denn mil dem Nnfc: „Slrandränbcr! Gieb Naum!" fcncrlc er noch zwei schncllc Schüsse ab, deren cinc Kngel dem Alten dmch das dicke Fleisch dev Obe, arme« fährt. Zn vielem Besinnen gab cs da keine Zeil imhr, ohne hin wiegt ja ein Menschenleben in dcr Hand dcr Sliand- snchcr nicht sehr schwer, schon Halle dcr allc Berignaid die BoolSstangc achobcn, ein schwerer Stoß — und dci eiserne Widerhaken säh'l dem Angi eifer mil dumpfem Lanie dnich die, über das Wasser ragende Biuft. Nach wenig Minuten hatte der Alte den augenblicklich Gelödtetcn an das Ufcr gezogen, nm zn sehen, ob noch Leben in ihm sei. Allein das Herz stand still, dcr Mann war tobt. „Na, Alt crchcn, wnö treibst Dn denn da? Dnö scheint ja ein gar vornehmer Gast zu sein!" Jäh, wie vom Blitze gct>offen, fnhr dcr mit dem Todtcn Beschäftigte empor, als er plötzlich die Worte hinter sich vernahm — da sah er JaqncS hinter sich stehen, mil höhnisch grinsendem Gesichte anf ihn und den Gelödtetcn nicdcrschaucnd — er hatte den Alten in dcr Dnnkclhcit dem Strande zu- schrcitcn schcn und bei sich gemeint, cv könne nichts schaden, wenn man einmal dcr Fährte des alten Fnchscö folge — jetzt stand er vor ihm nnd mit kalten Worten erklärte er dem Armen, dcr fast selbst nicht wußte, wie Alles gekommen war, daß der Gclödlclc ein französischer Kapitän sei und daß ein einziges Wort ans seinem, JaqncS Munde, im Stande sei, den Anderen anf die Galeere zn bringen. Bcrignard, der sich für schuldiger hielt, als er in der That war, bat JaqucS, die Leiche mit ihm zu verbergen und beide schleppten dieselbe, damit nicht daö Meer sie irgenwo anöwcrfe nnd dadurch zur Entdeckung dcr That führe, in eine tiefe Fclscnspallc, wo sie sic mil Steinen nnd Nasen übcrschültclcn. Es war, wie sich numnchr vollkommen erwies, eine Handlung der Nolhwchr gegen einen Menschen gewesen, dcr den alten Schiffer als Zcngcn seiner Flucht gefürchtet uud auf die Seite zu schaffcu beabsichtigt halte. Daß der Gclödlcle die Uniform eines Kapitäns getragen, hatte wohl den alten Mann in Angst nnd Schrecken vcisctzcii können, war aber kein Grnnd, ihn dcö Mordcö an einem solchen nnzuklagen. JaqncS sah immer mehr ein, daß sein gegen den alten Bcrignard geführter Nnchcslrcich diesen nicht getroffen hatte, im Gcgcnlhcil kehrte sich die Spitze desselben schnell gegen ihn selbst, denn cö wurde ihm nacbgewicscn, daß er als Hehler des vermciutlichcu Mordes einen fast gleichen An theil an dcr Schuld habe, welche cr dem alle» Manne anf- bürdcn wolle, ja, er sei der allein Schuldige, denn er habe den vermeintlichen Moid nicht, wie cö Pflicht gewesen wäre, angezeigt, sondern seine Mitwisserschaft zu ungebührlicher Ausbeutung des Maunes benutzt. In der Begierde nach Erfüllung seiner Nachbcgicrde hatte er weniger an seine eigene Sicherheit gedacht — jetzt war cs zn spät; die Wände seiner Zelle machten ihm bald klar, daß er in seiner eigenen Falle gefangen sei. Es wäre nnr eine vcrhältnißmäßig kurze Freiheitsstrafe gewesen, welche ihn getroffen, allein er schien auch dieser sich nicht fügen zn wollen — eines Morgens war das Fenster seiner Uutcrsuchnngszclle crbioche», JaqncS war cmflohen. — Kapitän Sarton war, sobald es seine Geschäfte erlaubten, von England schleunigst nach Fiankreich znrückgckehrl, nm dem Verlaufe dcr ihu so nahe angehenden Angelegenheit zu folgen. Bei der Anshcbnng der Ucbcrreste dcö gelödtetcn Verbrechers war er zugegen und augenblicklich erkannte cr an den noch vorhandenen, wenn anch stark verwaschenen Ucbeiblcibscln seine Uniform wieder. Anch die bei demselben gefundenen anderen Gegenstände stellten die Identität zweifel los fest. Mignon nnd Gaslon, welche wenige Tage nach dcr Abreise nach Cherbourg wieder in die Heimath zurück- gckchit waren, Inden den freundlichen Mann ein, wieder einen Tag bei ihnen zn bleiben nnd dieser sagte zu. Durch die Auffindung des Verbrechers in die beste Laune versetzt und aus Wochen hinaus dcr geschäftlichen Sorgen entledigt, wanderte cr von da a» rastlos zwischen Cheibourg nnd dem kleinen Küstcnortc hin und her, nin sowohl den Vcrhand- lnngrn nahe zn sein, als anch denen, dnrch welche er plötzlich aller seiner Verlegenheiten enthoben war, stets die neuesten Nachrichten zn bringen. Eines Tages, cs war spät geworden und die Dnnkclhcit brach schon herein, wanderte cr wieder dem kleinen Dorfe zu; das Neueste, was er heute zn melden Halle, war die ani Morgen vorher entdeckte Flucht dcS eingcspcrrteu Jaques. Rüstig schrill er dahin, er Halle mir noch eine halbe Stunde bis zu dem kleinen Küslcuorle, vergeblich aber Halle cr sich bcmühl, cincn Mann cinznholen, welcher in dcr Dämmernng des knrzen DeccmbertagcS vor ihm hingcschrilleu, aber end lich seinen Blicken entschwunden war. Jetzt stand cr anf der letzten Bcrgknppc und erleichtert anfalhmcnd eilte cr dem in dcr Tiefe ihm winkenden Dörfchen mit seinen zer- strculen Häusern zu. Endlich halte er das ihm zur Genüge bekannte Haus Gastons erreicht, allein seine Fenster waren nicht wie sonst erleuchtet, die Hmwlhür war verschlossen. „Vielleicht sind die Liebenden beieinander," dachte cr und schritt weiter, das etwas abgelegene Haus des alten Schiffers anfzusuchcn. Eben bog er um die Ecke des dasselbe gegen die Seewinde schützenden Felsens, als ihm ans dem Innern des Hauses ein greller Schrei entgegendrang, den er sofort als anö Mignon's Mnudc kommend erkannte. Mit wenigen Sprüngen war er an dem Fenster, denn dcr Schrei sagte ihm, daß hier etwas Schreckliches vorgchc. Ein Blick — da sah cr Gaston am Boden liegen im wütheudcn Kampfe mit Jaques, welcher offenbar gekommen war, nm den nun mehrfach ihm glücklich entronnenen Nebenbuhler vor den Augen der Geliebten zu lödlen. Die Verzweiflung schien dem an Köipcrkrafl Gaston sonst nach stehenden Menschen eine unbezwingliche Stärke zu verleihen, denn trotz dcr furchtbaren Anstrengungen, welche jener machte, gelang cö ihm, dessen Hände über der Brnst zn- sammenznlegcn nnd das Knie daraufzustcmmen. Er nahm daö zwischen die Zähne geklemmte Messer in die Rechte nnd setzte cs dem furchtbar aufbrüllendcn Gaston anf die Kehle. Ein Stoß — aber cr wollte sich an Mignons Qnal weiden, welche halb ohumächlig zusammengcsuuken war, nnd wandle mit höhnischem Triumphe deu Kopf her um, uach ihr zn blicken — da blitzte vom Fenster ans ein Schnß — und mit zerschmettertem Schädel fiel dcr Mörder rücklings, während Gaston cmpor schnellte, das zusammcn- brcchcnde Mädchen noch rechtzeitig in seinen Armen auf- znfangen. Da öffnete sich die Thür nnd mit freudestrahlen dem Gesichte trat dcr Kapitän herein, de» Revolver noch in dcr Hand. „Bist gut getroffen, mein Bürschchen," sagte er, sich zu dem blutenden Manne uicdcrbcugend, dessen Wnnde cr flüchtig »nlersnwtc, „wirst nun kcincn Menschen mehr Schaden bringen." Dann wandte cr sich zn den beiden eben Geretteten, ihnen in herzlicher Ficude die Hände schüttelnd. Die Nach barn. welche dci Scbuß herbergernscn, schufflen die Leiche ans dem Hanse, bei Kupitän begab sich selbst zum Maire, um ihm den Vorfall zn melden. Bald war die Angelegenheit geordnet, JaqncS Leiche wnrdc in dcr Slillc beerdigt nnd dcr Kapitän kehrte nach Ehcrboing znnick. So war dcr Wcihnachtstag hcrangckommeu, wieder saßen die Liebenden einsam beisammen, noch waren vcr- schicdcne Formalitäten zn erfüllen, ehe die Freilassung dcS Vaters c> folgen konnte, die Mutter war in Cherbonrg gc- bljebcn, um dem Galten stets nahe zu sein — so traurig war ihnen dcr heilige Abend noch nie gewesen. Draußen pfiff dcr scharfe Wind an den kleinen Fcnslcischeiben vor über, cö begann allmählich zn dunkeln, Hand in Hand, stnmm und düster saßen die Beiden nebeneinander, kcinS mochte dem anderen dnrch Mitthcilung seiner trüben Ge. danken wehe lhnu. Da knallte plötzlich draußen die Peitsche eines Postillons ein lustiges Horugeschinctlcr ließ sich vcrnchmeu, Miguons Haud zuckle leise in der Gastons, — daö waren frohe Menschen, die da flott in einem Schellenschlittcn vorüber- fnhrcn. Plötzlich vcistnmintc das Klingeln desselben, wahrscheinlich war cr nm die nächste Ecke gefahren — da sprang die Thür auf nnd „Giüß Gott zum heiligen Abend!" tönte ihnen die Stimme des Vaters entgegen. „Hab sie selbst Herdringen wollen", sagte der Kapitän, die au alle» Gliedern zitternde Mutter zur Thür herein- schiebend, nnd schüttelte dcn an der Brnst des Allen liegen den beiden Liebenden herzhaft die Hände. „Aber macht nur Licht, Ihr Lcutcheu, mau kann sich ja gar nicht sehen." Mignon hatte da« Gewünschte schnell hcrbeigeschafft und nun, da die Wiedervereinigten einander in das Gesicht blicken konnten, begann daö gegenseitige Herzen und Be grüßen von Neuem. Endlich hatten sich die Gemüther ein wenig beruhigt und der Kapitän war cö wieder zuerst, welcher seine Stimme erhob. „Habt Ihr Rum im Hanse, Leutchen?" meinte er gcmüthlich; „ich denke, nach solchem Wege kann ein Grog nicht schaden nnd ohnehin ist es Christfest, da bin ich eine kleine HerMrknug von jeher gewohnt gewesen. Schön, inciu Schatz!" nickte cr Mignon treuherzig z», als diese seine Frage bejaht halte, „so bereiten Sic nnö einen echten, steifen SeemannSgrüg — aber ein bischen schnell, Ich habe einen ganz gewaltige» Appetit danach." Uugcuirt, er war ja hier wie zn Hause, ließ er sich auf die gepolsterte Bank znrückfallcn und zog seine kurze Pfeife, um einstweilen zu rauche». Unruhig rückte er hin und her, seine Finger zuckten, seine Augen verriethen eine große Ungeduld, trotzdem daß Miguon sehr flink war, schien cr die Ankunft des starken GebräneS kaum erwarten zu könmm. Endlich aber stand dcr weile Krug anf dem Tische, die Becher waren gefüllt, da ergriff der Kapitän den scinigcn nnd erhob sich, aber er trank nicht. „Es ist Henle heiliger Christabend," sagte er und seine Stimme zitterte, „nnd da pflegt sich allc Wclt zu beschenken. Ihr, lieben Lcnlche», seid die Ursache, daß ich mil Ehren in meine alle Canikre znrückkehren kann nnd so darf ich Ench wohl auch z» dem Geschenke, welche« ich Euch billige, ein anderes hinzufügcn, um dessen Ucber- bringung ich gcbelcn habe. Hier", und damit legte cr zwei mittelgroße Couverts auf deu Tisch, „sind sie beide. Auf die Habhaflwerdung des Mörders Etienne Crouville hatte die Regierung vor vier Jahren einen Preis von drei tausend Franken gesetzt; sic sollte» dem gehöre», welcher dcn Entsprungenen — lebend oder lobt — cinfingc. Ihr, alter Beiignard, habt, wenn auch unwissend, den Frevler unschädlich gemacht, ich habe bei der Behörde die Aus zahlung der Belohnung beantragt, ich selbst habe mir er beten, dieselbe Euch überbringen zu dürfen. Und hier," fuhr cr, neben das bei den eben gesprochenen Worten vor den alten Schiffer gelegte Emmert das andere schiebend, mit etwas gesenkter Slllnmc fort, „sind die von mir da mals hiuzngcfügtcn zweitausend Franken. Sie gebühre» Euch mit Fug iiud Nicht und ich bitte Euch, mir durch Euere Wcigrrung nicht wehe zn lhnu." Da« war eine Freude! Urbcr den gegenseitigen Um- armnngcn und dcn Dankeswortcn dcr Familie hatte man ganz das Klopfen an dcr Thürc überhört, bis dcr Dranßcn- stchendc die Geduld verlor nnd ungcrufen ciutrat. Für einen Augenblick wollte Vater Bcrignard beim Anblicke der Dienstmütze, welche dcr Mann trug, erschrecken, — vielleicht wurde cr »och einmal abgerufen, — allein dcr Mann gab sich schnell als ein Beamter der iiächsten Post- station zu erkennen, welcher den Auftrag hatte, eine Ex preßsendung abzulicseni. Während dcr Mann sich an cinem Glase Grog er- crqnicktc, halte Mignon und deren Mutter daö Päckchen geöffnet — ein Ruf freudige» Schreckes entfuhr aller Munde, inmitten eines größeren und eines kleinen ans kostbaren Blumen und Goldblättern znsaunncugesctztcn Brautkranzes lag ei» Kästchen mit Geschmeide, welches gleichfalls für Braut und Bräutigam bestimmt lchicn und als die freudig Ucberraschteii da« zu unterst liegende Converl öffiielcu, fiel ihnen außer zwei Briefen noch eine Anzahl hoher Wcrlhpapicrc entgegen. Verlege» blickte» sich die Glücklichen an: Sic konnten die in schöner fließender Schrift geschriebenen Briefe nicht lese». Der Kapitän sah die Verlegenheit — cr griff nach den Briefe» — der eine war oo» Do» Alvarez, dcr andere von dci» kleinen Moniz. Durch seinen Agenten iu Cherbourg Halle jener die glückliche Heimkehr des lodt- gcglanbtcn Gaston erfahre», die Liebe dcr bcidcn jmigcu Leute zueinander kannle er schon nnd so schickte er ihnen für ihre sicherlich nicht lange mehr ansblcibcnde Hochzeit als Zeichen seiner Dankbarkeit das Branlgcschmeide — unter tausend herzlichen Grüße» und Segenswünschen von ihm und scinrr Fainilic. Von dcn Tausenden an Werlh, welche er beigclegl, hatte der edle Mann kein Wort ver loren. „Ein Hoch dem Do» Alvarez »nd seinem Hanse/' rief plötzlich dcr Kapitän, sein Glaö ergreifend, »nd hob' dasselbe hoch empor, „ein Hoch dem braven Manne, daß es bis hinüber über den Ocean brause und ihm von der Freude erzähle, die cr hier gemacht Hal!" Mit Her; und Mund stimmten Allc freudig ein, anch dcr reich beschenkte Postbote konnte sich nicht enthalten, an dem allgemeinen Jabel theilznuchmcn. „Uud hier", fuhr der Kapitän fort uud griff in daS Schmuckkästchen, dessen Inhalt sein scharfes Auge schnell geprüft balle, „hier sind zwei Ringe, die offenbar bestimmt sind, die Hand von B-aul und Bräutigam zu schmücke». Sie haben allerdings eine etwas altcrthümlichc Form, aber sic sind kostbar »nd von herrlicher Arbeit. Her mit Eueren Fingern!" rief cr und schob den mir wenig wider st'ebenden Liebenden die Ningc au die Finger, die dem einst von dem kleinen Moniz an Mignon geschenkten so ähnlich sahen wie ein Ei dem anderen. „So nun seid Ihr ein verlobtes Paar nnd — ein glückliches Paar und der, der Euch so wunderbar geführt uud Euch solches Glück bcschccrt hat, dcr möge anch fernerhin Euch und Euer Hans segnen!" Er Halle die Hände der beiden Glücklichen vereinigt nnd blicklc sic herzlich an, während eine Thräne über seine Wange rollte, die verrieth, daß liotz dem rauhen herz- hafleii Tone, mit dein er sprach, doch ein weiches Herz in seiner Brust wohnte. Da hallte von dcr kleinen Kapelle daö Glöcklei» hell durch die Wmlernacht, die Gemeinde zur Christmette rufend, und sandle anch in dieses Haus seine frohen Töne. An dächtig falteten die glückliche» Mensche» ihre Hände, nm ihr Gebet zum Throne des Höchsten zu senden und ihren Dank für seinc wnuderbareu Fügungen anSzusprcchcn. — Es war eine erhebende VcrlobungSfeier —daö Weihnachts- fest in armer Hütte. Prodnetenpreife. Nirua, den 2l.Dccember. Weizen 7 Mk. 20 Pf. bis 7 Mk. 50 Pf. pr. KO Kilogr. — Roggen 6 Mk. 15 Pf. bis 6 Mk 85 Pf. pr. 50 Kilogr. — Gerste 6 Mk. 65 Pf. bis 7 Mk. 25 Pf. per 50 Kilogr. — Hafer 6 Mk. 20 Pf. bis 6 Mk. 35 Pf. Pr. 50 Kilogr. — Heu 2 Mk. 60 Pf. bis 2 Mk. 80 Pf. pr. 50 Klgr. — Der Lit. Kartoffeln von — M. 6 Pf. bis - Mk. 7 Pf. - Daö Schock Stroh von 20 Mk. - Pf. bis 26 Mk. - Pf. — Butter 2 Mk. 50 Pf. bis 2 Mk. 60 Pf. L'vnvr-MvIUvstvIIvi» befinden sich: Tischlermeister L. Adler, Poststraße. Miihlenarbeiter O. Grübner, Sebnitzcrstraße. Produktenhändler A. Storm, Badstrahe. Klempnermstr. P. Rudolph, Postclwitzcrstraße.