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WKN für MreWm, AmekhM, Achmftin, Ae«ltza, Krsdorf, KA, Mmamstzlliii, Illchrham tnftMtq, M>«, lki-n, MM«, MiWn,. MPNt, Pmtzn. LeWDin, Ama, Misch!". ZlvttifNlh md IImik-O. Mtt einer illustrierten Sonntags - Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg.» vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 73.Sonntag, den 24. Juni 1900. 11. Jahrgang. Es wallen Trauernde voll Kränze, An diesem Tag zur Zriedhofsgruft, Sie winden um die Gräber Lenze Und hüllen sie in Blumenduft, wie mancher weilt am sanften Drte, Stumm rinnt die Thräne vom Gesicht, Denn an des Todes strenger Pforte Heut' lauter die Erinn'rung spricht. Zum Johannistag Die Mutter dem erblaßten Rinde Ein duftig Rosensträußlein giebt. Hier bringen Schwestern ein Gewinde Von Epheu dem, den sie geliebt; Dort pflanzen Rinder ihrem Vater Ein Rreuz von Dolden auf das Grab, Dort blickt die Witwe, oh'n Berater, Mit Seufzern zu der Gruft hinab. s Was soll denn nun wohl dies Beginnen So mitten in des Lebens Pracht? wir Lebenden soll'n uns besinnen Auf uns're eigne Todesnacht. Und weil wir derer süß gedenken, Die mit uns lebten im Verein, So woll'n wir ihnen Blumen schenken, Um sie fürs Jenseits zu erfreun! k. 8(!k. Mobil. Auf Befehl des Kaisers werden beide Seebataillone durch freiwillige Mannschaften der Armee auf Kriegsfuß gebracht und für den Transport nach China vorbereitet. Außer dem sollen Mannschaften für 6 bespannte Ge schütze von Kiautschau gestellt und eine voll ständige Batterie mit Mannschaften aus den Beständen der Armee abgegeben werden. Mitte Juli werden es dreißig Jahre, gerade ein durchschnittliches Menschenalter, daß in Deutschland, damals waren es noch der norddeutsche Bund und die einzelnen süddeutschen Staaten, mobil gemacht wurde. Tausende von Deutschen sind erwachsen, die das Wort „mobil" wohl gelesen oder gehört haben, die aber nicht mehr aus eigener Anschauung wissen, wie tief die wenigen Buchstaben in die Volksseele eingegriffen haben. Das ging in den Jahren von 1864—1870 durch und durch, wenn es wieder einmal hieß, es wird mobil ge macht! Wenn aus Tausenden von Familien die Söhne von heute auf morgen fort mußten, wenn der Land. Wehrmann sein weinendes Weib an sich drückte, seinen Blond- und Schwarzköpfen, die sein Knie umklammerten, über den Scheitel fuhr. Freilich, wer damals schon zweimal dabei gewesen, war es zum dritten Mal schon etwas gewöhnt, und ein gar zu Vorwitziger fragte wohl ein paar Jahre später: Wann geht's wieder los, wann wird von neuem mobil gemacht? Jetzt ist zum ersten Mal wieder mobil gemacht, glücklicherweise nur im Kleinen, hoffentlich werden auch keine schweren Opfer erforderlich werden, aber es ist doch mobil gemacht. Unsere Seeinfanterie geht kriegsstark nach Asien, ein kleines Kontingent im Verhältnis zur gesamten Reichs. Wehrkraft, aber doch immerhin ein Truppenausgebot, das sich im Kriegszustände befindet. Kleine Kolonial kriege haben wir mehrfach gehabt, unter ihnen war der Wißmannsche „Landsknechtszug" nach Ostafrika der größte, der Zug nach Deutsch-Südwestafrika der näckste, die Kämpfe in Kamerun und auf Samoa nicht ohne herzliche Teilnahme, aber von einer Mobilmachung einer regelrechten Feldtruppe ist doch zum ersten Male feit 1870 die Rede. Grad' ein Jahr nach der Friedens konferenz! Hm! wird mancher wiederum denken, es ist ein kleiner Anfang blos, aber wer weiß, ob nicht allzubald das dicke Ende nachkommt? Nun, hoffen wir es nicht, wünschen wir's erst recht nicht. Deutsche- Reich. — Der BundeSrat erteilte den nachstehenden Gesetzentwürfen in der vom Reichstag beschlossenen Fassung die Zustimmung: Abänderung der Unfall versicherungsgesetze; Unfallfürsorge für Gefangene; Handelsbeziehungen zum Britischen Reiche; Bekämpfung gemeingefährlicher Krankheiten; Abänderung des Kranken versicherungsgesetzes (vorgelegt von den Abgeordneten Freiherrn Heyl zu Hernsheim und Genossen); Abänderung der Gewerbeordnung. — Die Begeisterung für die deutsche Expedition nach China ist unter den Gardetruppen besonders groß. Sehr viele Soldaten wünschen sehnlichst, auf den ost asiatischen Kriegsschauplatz zu gelangen. So meldeten sich, als beim Gardeschützenbataillon angefragt wurde, wer nach China gehen wolle, die Oberjäger und fast sämtliche Mannschaften der 4. Kompagnie als Frei willige. — Wilhelmshaven. 2100 Mann Marine-In fanterie sollen in acht Tagen mit den Lloyddampfern „Frankfurt" und „Wittekind" nach China abgehen. In Marinekreisen verlautet, es sei die Entsendung zweier weiterer Kriegsschiffe nach China in Aussicht genommen. — Seine Nordlandsfahrt wird der Kaiser am 3. Juli antreten. — Eine bedenkliche Aeußerung. „Wie die Volks- Zeitung" berichtet, soll der agrarische Reichstagsab geordnete Or. Oertel aus Berlin in der Pfalz bei Ge legenheit des Zusammentritts der dortigen Abteilung des Bundes der Landwirte die folgenden unglaublich klingen den Worte geäußert haben: Der nächste Krieg sei ein Seekrieg ; und zwar gegen England. Das sei die ver trauliche Instruktion vom Regierungstische aus! Darum hätten auch die Bündler für die Flotte gestimmt. Wenn sich dieser Bericht der „Volksztg." bestätigt, so hat sich vr. Oertel einer groben Unvorsichtigkeit — um kein schlimmeres Wort zu gebrauchen — schuldig gemacht. Die „Deutsche Tagesztg.", deren Chefredakteur Or. Oertel ist, hat bis jetzt zu der Sache geschwiegen. — Die 69 deutschen Eisenbahnen (Gesamtlänge 43 276,14 Klm.) hatten im Mai eine Einnahme aus dem Personenverkehr von 41,6 Mill. Mark oder gegen den Mai vorigen Jahres 4,5 Mill, weniger und aus dem Güterverkehr von 94,5 Mill, oder 8,7 Mill. Mark mehr. — Die lothringischen Schanmweinfabrikanten und Weinbauer haben eine Petition an den Reichstag ge richtet, in der sie bitten, nicht den fertigen Schaumwein zu besteuern, sondern die zur Herstellung desselben aus dem Auslande (Frankreich) bezogenen Trauben einem erhöhten Eingangszolle zu unterwerfen. In Lothringen werden jährlich durchschnittlich 5 bis 6 Mill. Flaschen Schaumwein fabriziert. — Major Freiherr v. Reitzenstein, Generalstabs- osfizier der 11. Division, der seinen Urlaub benutzt hatte, um im Lager der Buren den Kämpfen in Süd afrika beizuwohnen, ist nicht, wie die „Times" ge meldet hat, zu sechs Monaten, sondern zu sechs Wochen Festungshaft verurteilt worden, die er in Glatz verbüßt. Herr v. Reitzenstein ist 43 Jahre alt, Sohn eines rheinischen Landrats, unverheiratet, wie auch seine ältere Schwester und sein jüngerer Bruder, der als Hauptmann bei der Artillerie steht. Daß er sich der persönlichen Gunst des Kaisers in hohem Maße erfreuen soll, ist oft betont worden. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Auch Oesterreich-Ungarn schickt sich zu einer chatkräftigen Wahrung seiner Inter essen in China an. Es ist Befehl ergangen, die erste österreichisch-ungarische Kreuzerdivisiou, bestehend aus den Torpedorammschiffen „Karl VI.", „Kaiserin und Königin Marta Theresia" und „Kaiserin Elisabeth" zur Abfahrt nach China bereitzustellen. Augenblicklich be findet sich vor Taku von österreichischen Kriegsschiffen nur das Kanonenboot .Zeuta". Die gleichzeitige Ent sendung einer österreichisch-ungarischen Landtruppen-Ab- teilung nach China soll indessen nicht beabsichtigt sein. Italien. Visconti Venosta hatte mehrere Be sprechungen mit dem deutschen und dem österreichischen Botschafter, welche die Ziele einer gemeinsamen Aktion des Dreibundes gegen China festlegen sollen. Danach werde auch Italien sein Geschwader bedeutend ver- I ärken und Oesterreich mehrere weitere Panzer entsenden. Rußland. Der Minister des Aeußern Graf Muram;ew ist am 21. Junr früh plötzlich gestorben. Hr war ein Freund der Deutschen. Spanien. Das Ministerium Silvela in Spanien geht jetzt gegen die Steueroerweigerer im Stande der Kaufleute und Gewerbtreibenden energisch vor. Am Mittwoch haben die verfügten Zwangsvollstreckungen gegen die Steuerverweigercr begonnen, wöbet die Ordnung zunächst nicht gestört worden ist, doch dauert die Agitation wegen Nichtbezahlung der Steuern fort. Krieg in Südafrika. Die Buren entfalten ganz plötzlich wieder eine reck t lebhafte Thätigkeit. Im Nordosten Transvaals haben sie nur sieben Meilen von der portugiesischen Grenze entfernt, die Mololone-Eisenbahnbrücke zerstört. Im nordöstlichen Oranjesreistaat haben sie dem eng lischen General Rundle Schwierigkeiten bereitet, besten Truppen sie zu durchbrechen suchten, und vielleicht, der englische Bericht sagt nichts über den Ausgang des Versuches, auch thatsächlich durchbrochen haben. Für die Wahrscheinlichkeit dieser Annahme spricht die Londoner Mitteilung, daß diese Buren ihr Hauptlager 5 Meilen näher auf Vicksburg verlegten und das dortige Lager der Engländer beschaffen. Endlich wird von eurer Vereinigung der Freistaat- mit den Transvaalburen gegenüber dem Vorgehen Bullers berichtet. London, 22. Juni. Nach einem Telegramm aus Pretoria fand in der Nähe von Pretoria eine zwei tägige Schlacht statt. Nachdem die fünftägige Waffen ruhe abgelaufen war, machte die Armee Lord Roberts' einen allgemeinen Vorstoß, um Botha, der mit 8000 Mann eine fast unangreifbare Stellung auf einem Höhen zuge, 12 Meilen ostwärts von Pretoria inne hatte, an zugreifen. Die Schlacht wütete bis zum Mittwoch. Die Buren leisteten an jedem Punkte hartnäckigen, zu«