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AmWr G KtüriKeii Wlilstt für Mrchchin, Amckhain, Dsgmljain, Atuch, Asrr-srf, Mn, LrUmaimshaiii, KHshain «nuckln,, M>I. Siw Slnyisi», SWMn,. Lichwi. Pi«ßtS. SnfMpii, ewfilitz, Arm, BkttfmIH M IIMWII». Mtt einer illustrierten Sonntags- Veilsge. Diese- Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der AmtShauptmannschast Grimma, sowie für Anzeigen am Kopse und im Rcklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 70.Sonntag, den 17. Juni 1900. 11. Jahrgang. Der Holzhändler Herr Friedrich Theodor Herrfurth in Naunhof beabsichtigt, in dem unter Nr. 291 des Brandversicherungskatasters, Nr. 554» des Flurbuchs für Naunhof gelegenen Grundstück eine Schlächtereianlagt für Kleinvieh zu errichten In Gemäßheit von § 17 der Reichsgewerbeordnung wird vicS mit der Auf» forderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubringen. Grimma, am 11. Juni 1900. Königliche AmtShauptmannschast. Hänichen. Bekanntmachung. Erstatteter Anzeige zufolge ist in mehreren Gärten die Blutlaus verbreitet. Nach den bestehenden Bestimmungen ist für die sofortige Beseitigung Sorge zu tragen und einzelne persönliche Anregung zur Beseitigung nicht erst abzuwarten. Zuwiderhandelnde trifft Geldstrafe bis 60 Mk. oder Haft bis 14 Tage. Naunhof, am 14. Juni 1900. Der Bürgermeister. Jg-l. Kiesfuhren sind zu vergeben und zwar 100 Kubikmeter. Angebote werden bis zum 21. Juni schriftlich erbeten. Naunhof, am 15. Juni 1900. Der Stadtgemeinderath. Igel, Bürgermeister. Die RathSexpeditionen bleiben der Reinigung halber Montag, den 18. Juni Nachmittags und Dienstag, den 19. Juni den ganzen Tag gefchloffen. Dringliche Sachen werden am Dienstag zwischen 11 und 12 Uhr im Rathause erledigt. Naunhof, am 16. Jnni 1900. Igel, Bürgermeister. Was für Leute find eigentlich die „Boxer" in China? Das chinesische Riesenreich scheint sich in der That als selbständiges Staatsgebilde überlebt zu haben. Ruhig muß die Regierung zusehen, wie ein schöner Hafen nach dem anderen von europäischen Staaten mit Beschlag belegt wird. England mochte 1841 mit Hongkong den Anfang, Frankreich, Deutschland, Rußland folgten. Die Zukunft wird ja lehren, ob die Ereignisse die Vorläufer eines allgemeinen Zerfalles und einer teilweisen Auf teilung des Reiches unter die anderen Staaten sind. Die Angelegenheit ist jedenfalls sehr schwierig und ver langt dieselbe Vorsicht wie die „orientalische Frage" in Europa. Aber auch aus der Mitte der eigenen Unterthancn drohen dem Reiche ernste Gefahren. Die Dynastie der fremden Mandschu-Familien ist dem Vollblutchinesen unlieb, und außerdem ist zur Zeit eine Art von Bürger krieg zwischen der Regierung und den „Boxers" aus gebrochen. Die Letzteren haben die Regierungstruppen geschlagen und ihren Anführer ermordet. — Wer find nun eigentlich die „Boxer", zu deren Unterdrückung die fremden Mächte die chinesische Regierung so eindringlich auffordern. Die Frage dürfte ein großes Interesse haben; denn wenn cs der heimischen Regierung nicht gelingt, die Bande unschädlich zu machen, dürsten die Mächte die Sache selbst in die Hand nehmen, wenn ein solches Unternehmen auch mit einem großen Auf wande von Zett und Mitteln verbunden sein sollte. Dann aber könnte der Anfang vom Ende der chinesischen Selbstständigkeit eingetreten sein. In Wirklichkeit ist die chinesische Vereinigung der „Boxer" eine Mörderbande. Man schätzt die Anzahl ihrer Mitglieder auf viele Tausende halbwilde, gut organisierte, wohlbewaffnete Fanatiker, die für ihren Glauben ebenso begeistert kämpfen würden wie die Derwische im Sudan. Ursprünglich aber wurde der Verein der „Boxer" in der edlen Absicht gegründet, um ordentliche Menschen in China vor dem Ueberfallc und der Beraubung von feiten der Diebe und Räuber zu schützen. Die Gesell schaft hatte damals den Namen, „Ta Tao Hwri", welcher bedeutet „Gesellschaft vom großen Schwerte". Erst n verhältnismäßig neuer Zeit scheint dieser Name gewichen zu sein der Bezeichnung, die jetzt in der ganzen Welt unter io traurigen und empörenden Umständen bekannt geworden ist. Das ist nicht genau zu bestimmen, wann und wo die Vereinigung gegründet worden ist. Di« eingeborenen Chinesen sprechen von ihr als von einer sehr alten Ein richtung. Aber das beweist wenig. Zuerst sollen ihre Grundsätze gut gewesen sein, und ihre Handlungen sollen dem allgemeinen Wohl die besten Dienste geleistet haben. Durch die stete Gefahr in Angst und Schrecken versetzt, suchten die unschuldigen Opfer dieses Terrorismus nach Schutz und Rettung und entdeckten diese im Christentum. Viele bekehrten sich zu dieser fremden Religion. Es hat den Anschein, als ob die christlichen Missionare in der That einen Erfolg halten in dem Bemühen, die Gefährdeten gegen die Angriffe der ent arteten Gesellschaft zu schützen, und dadurch wurde dar Wohlwollen, das überhaupt in China für die christliche Kirche vorhanden ist, noch gestärkt. Die Wut der „Boxers" aber richtete sich nun gegen Missionare und gegen die beke. rten Landsleute. In vielen Gebieten der Provinz Schantung sind unzählige christliche Wohnorte zerstört und viele Menschen grausam ermordet worden. Deutsche Protestanten, römische Katholiken, Anbänger der englischen Kirche und der verschiedensten Sekten sind ohne Unterschied die unschuldigen Opfer dieser Mörder bande geworden. Es ist die allerhöchste Zeit, daß die europäischen Mächte diesen Gräueln ein Ende machen, wenn die chinesische Regierung selbst zu diesem Zwecke zu schwach ist. Deutsches Reich. — Mit der endgiltigen Annahme des Flotten gesetzes im Reichstage hängen verschiedene vom Kaiser erteilte Gnadcnbezeugungen zusammen, wie z. B. die Erhebung des Staatssekretärs des ReichSmarlneamteS Tirpitz in den erblichen Adelstand. Auf ein ihm an läßlich der Genehmigung der Flottenvorlage zugegangcneS Glückwunschtelegramm der Direktion der Homburg- Amerika-Linie dankte der Kaiser telegraphisch, hierbei wünschend, daß die verstärkte deutsche Flotte bald auch wirklich Achtung gebietend auf dem Meere erscheinen könne, um als KraftzuwochS in seiner Hand der Welt den Frieden zu bewahren. — Der Bundesrat hat sich ungemein beeilt, die ReichStogSbeschlüffe in Sachen der Flottenverstärkung zu sanktionieren. In seiner am Mittwoch abgrhaltenen Plenarsitzung stimmte der Bundesrat dem Flottengesetz und den hiermit zusammenhängenden DeckungSgefetzen in der Fassung deS Reich-tageS zu. — In Lübeck findet an diesem Sonnabend die feierliche Eröffnung deS Elbe-Trave-Kanal- in Gegenwart deS Kaisers statt — Das Münzgesetz ist jetzt vom „Reichsanzeiger" vrröffentticht worden. Es enthäU in 6 Artikeln folgende Bestimmungen: die goldenen Fül'smnrkstücke werden ein- gezogcn; der Bundesrat bestimmt, wann sie außer Kurs gesetzt werden sollen. Die silbernen Zwanzigpfennig stücke werden am 1. Januar 1902, die uickelnen am 1. Januar 1903 außer Kurs gesetzt. Aus den Kopf der Bevölkerung sollen künftig 15 Mark ReichSsilber- münzen entfallen; zur Neuprägung werden Thaler nach Bedarf eingezoge». — Die deutsche Trnppenmacht in Ostasien wird demnächst einen Zuwachs erbrüten, welcher im Hinblick auf die Zuspitzung der dortigen Lage mit Freuden zu begrüßen ist. Am 19. d. M. trifft in Tsingtau ein Ablösungstransport von 1200 Mann ein. Wie offi ziös geweidet wird, werden die abzulösenden Truppen vorerst nicht beurlaubt werden, vielmehr bis auf weiteres daselbst verbleiben, sodaß sic dem Geschwaderchef für eventuelle Fälle zur Verfügung stehen und so unsere Gesamtmacht eine wesentliche Verstärkung erfährt. Bis jetzt sind von dem deutschen Kreuzergeschwader in Taku 22 Offiziere und 550 Mann gelandet worden. Die deutschen Streitkräfte in Kiautschou zählen insgesamt über 1600 Mann. — An Wechselstempclstener sind im deutschen Reiche vom 1. April bis zum Schluß des Monats Mai d. I. 2,1 Millionen Mark vereinnahmt worden oder gegen denselben Zeitraum des Vorjahres 211849 Mark mehr. — Die Novelle zum Krankenversicherungpgesetz, die den Reichstag in seiner nächsten Zession beschäftigen wird, handelt in erster Linie von der Verlängerung der gesetzlichen Dauer der Unterstützung seitens der Krankenkaffen auf 26 Wochen. Es sollen aber gleich- -zeitig andere Bestimmungen des bevorstehenden Gesetzes auf Grund der gemachten Erfahrungen geändert werden. — Die Handwerkerorganisation kostet Geld. Aus dem Bericht der Handwerkerkammer in Düsseldorf ersieht man, daß der Etat beinahe auf 42 000 Mark festgesetzt ist, wovon annähernd 41000 Mark durch Umlagen ausgebracht werden müssen. Der Regierungs vertreter erklärte, daß die Handwerker, die ohne Ge sellen und Lehrlinge arbeiten, voraussichtlich von der Umlage sreigelafsen werden würden. Nicht weniger als 32000 Mark sind für die Verwaltungskosten ver anschlagt, für Schulzwecke sind dagegen nur 6000 Mk. und für unvorhergesehene Ausgaben, die auch wohl als Verwaltungskosten ausgegeben werden, 3500 Mk. in den Etat eingestellt worden. — Der Kultusminister Dr. Studt hat angeordnet.