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Oesterreich. Sine Famtlien-Versöhnung im Bad Gastein. Graf und Gräfin Lonyay treffen am 18. zu einem achttägiges Aufenthalte hier ein und werden in demselben Hotel absteigen, wo der König der Belgier Wohnung genommen hat. Frankreich. In Paris findet am 8., 9. und 10. Juni die nächste europäische Fahrplan-Konferenz statt, in welcher der Winterfahrplan 1900/1901 znr Beratung gelangt. Frankreich. Die Jury für die Abteilung Malerei auf der Weltausstellung hat 20 Ehrenmcdaillen zuerkannt. Unter den Ausgezeichneten befinden sich Professor Lenbach-München, der Oesterreichcr Klims für sein Bild der „Philosophie", der Norweger Thaulow, der Schwede Zorn und der Däne Kroyer. England. Der Kapitalreichtum Englands spiegelt sich sehr anschaulich wieder in den Ziffern der Erb« schaftssteuer. Das Erträgnis aus „Death Dulies", wie diese Steuer bezeichnet wird, ist für das letzte Rechnungsjahr um 56 Mill. Mk. gewachsen. Italien. Im päpstlichen Heere ist es zu einer Lohnbewegung gekommen. Die Schweizer, die monatlich nur 80 Lire erhalten und dafür 20 Lire noch an die Menage abgeben müssen, haben sich in gewöhnlichen Zeiten über strengen Dienst nicht zu beklagen, da sie jeden dritten Tag dienstfrei höben. Im heiligen Jahre ist aber die Zahl der Feste derartig gestiegen, daß die Schweizer den Dienst nicht mehr leisten können. Sie gingen darum zu ihrem Obersten Graf de Courten und dieser fand ihren Anspruch auf Solderhöhung gerecht gerechtfertigt; er wandte sich daher an die Kardinals kommission und ersuchte um Steigerung des Soldcs um eine gewisse Summe. Kardinal Moceni, der Finanz minister des Vatikans, bewilligte aber nur die Hälfte des Geforderten. Deshalb kam Oberst de Courten um seine Entlassung ein. Man erinnert sich, daß vor einigen Jahren auch ein Ausstand der päpstlichen Seffelträger stattfand. Aste«. Die „China-Gazette" teilt mit, die Kaiserin- Regentin habe der Regierung befohlen, lieber ganz Europa zu trotzen, als sich in die Boxerbewegung ein zumischen. Die chinesischen Truppen sollen Operationen ausführen, die nur den Zweck haben, eine weitere Ent sendung europäischer Truppen zu verhindern. Oertttches und Sächsisches. Naunhof, den 10. Juni 1900. Naunhof. Unser Marktplatz, der nach und nach ein immer stattlicheres Aussehen teils durch Neu- und Umbauten, wie durch seine Planierung, den Kandelaber und die Anpflanzung der Akazienbäume erhielt, und deshalb die Aufmerksamkeit aller Besucher unserer Stadt erregt, weist erstmalig eine neue Zierde auf. Tie Bäume stehen gegenwärtig in vollster Blüte und geben mit ihrem zarten Rot, das sich wirkungsvoll von dem frischen Laub abhebt, ein farbenprächtiges und an ziehendes Bild. Naunhof. Eine unserer bestgelegenen, jedoch in folge ihres Urzustandes von vielen nicht gern frequen tierte Straße, die Gartenstraße, wird gegenwärtig in ihrcm vorderen Teile eingebaut. Abgesehen davon, daß alle Anwohner derselben damit erst Genuß von ihren Grund stücken erhalten, gewinnt damit auch das Gesamtbild der Stadt wieder um ein wesentliches. Naunhof. Fast tagtäglich bringen uns Eisenbahn, K-emser und andere Gefährte zahlreiche Gäste, u. a. war auch am Donnerstag der Gesangverein Liedertafel Grimma, wie schon seit mehreren Jahren in stattlicher Anzahl angekommen und vergnügte sich sowohl hier, wie in Lindhardt. Unter den fröhlichen Klängen eines Mufikchors durchzog die genannte Gesellschaft unsere Stadt. Naunhof. Eine recht lohnende und angenehme Sommerretse unternahmen am 3. Feiertage zirka 35 Personen des hiesigen Gesangvereins Harmonie teils per Rad teils per Bahn nach Wermsdorf und dem Colm- berge, der gegen 3 Uhr nachmittags von dem Dorfe Colm aus bestiegen wurde. Die Tour wurde über Beucha- BrandiS-Seelingstädt, von da zu Fuß bis Trebsen zurück gelegt. Bon hier aus benutzte man die Sekundärbahn. In Colm überraschte dir Gesellschaft daS frühere Mitglied Herrn Bäckermeister Remler mit Familie um einige an genehme Stunden in froher Runde zu verleben, an denen eS auch nicht fehlte. Ganz hervorragend war die Fern sicht vom AlbertSturm auf dem Colmberge, wo man bei dem klaren Wetter bis Leipzig sehen konnte. Abends zog die Sängerschaar wieder heimwärts um gegen 11 Uhr in Naunhof einzutreffen mit dem Bewußtsein, einen schönen Tag verlebt und einen wirklichen Genuß gehabt zu haben. Naunhof. Die Rücklieferung der ausgefüllten Anmekdebogen für die hier stattfindende Heimats- und Altertumsausstellung geht noch verhältniSnäßig langsam von statten. So viel oder bis jetzt zur Anmeldung gelangte, find es Stücke, die der Ausstellung zur Zierde gereichen und ihr einen Charakter zu geben vermögen. Nun geht wiederholt an alle Einwohner hiermit die Bitte, widmet der guten Sachen einmal ein Stündchen Zeit und sucht einmal im Haushalt und gar manches, was gaaz in Vergessenheit geraten ist, wird hervorkommen a«S Tageslicht und bei näherer Prüfung für die Ausstellung geeignet sein. Da der Aumelde- lermin am 1. Juli geschloffen wird, wolle man deshalb die Einsendung der Fragebogen nicht bis in die letzten Tage verschieben. Naunhof. Vor seinem Auge die schönsten Teile unseres deutschen Vaterlandes kann jeder Besucher des Restaurants Stadt Dresden vorüberziehen lassen, denn das dort ausgestellte „Welt-Panorama" bringt in wöchentlich wechselnden Serien alle Teile Deutschlands und die wichtigsten Punkte der Nachbarstaaten in farben frischer Darstellung. Naunhof. Die zwei Geschirrführer Schulze und Schmidt, welche bei einem hiesigen Fuhrwerksbesitzer in Stellung sind, haben vor einiger Zeit ihren Kollegen, den Geschirrführer Tursky in roher Weise geprügelt so daß polizeiliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. In der gestrigen Verhandlung vor dem Amts gericht Grimma wurden die zwei Kutscher zu je 14 Tagen Gefängnis, einer gewiß wohlverdienten Strafe und zur Zahlung sämtlicher Kosten verurteilt. Naunhof. Der Maurer R., der vor einiger Zeit vom Amtsgerichte Grimma wegen Ruhestörung und Beamtenbeleidigung zu 14 Tagen Gefängnis und Tragung der Kosten verurteilt wurde, hatte Revision hiergegen eingelegt. Das Landgericht Leipzig hielt in dem gestern stattgefundenen Termine jedoch an dem Urteil fest und verwarf die Revision. -j- Die Notwendigkeit der obligatorische» Fleisch beschau beweisen beispielsweise folgende statistische Zahlen. Im Jahre 1896 wurden im Königreiche Sachsen von 85016 geschlachteten Rindern 22723 mit Lungentuber- kulose behaftet gefunden. Das sind 26,12 Prozent. Zu diesem Ergebnis führte der eingeführte Schlachthofs zwang in 29 sächsischen Gemeinden im angeführten Berichtsjahre. f Die freie Bereinigung sächsischer Ortskranken- kaffeu hält ihre diesjährige Versammlung am 8. und 9. Juli in Leipzig im Krystallpalaste ab. Die in Aussicht stehende Abänderung des Kravkenverficherungs- gesetzes dürfte den hauptsächlichsten Punkt der Tages ordnung bilden. Außerdem wird Bericht erstattet über die erlangte Fahrpreis-Ermäßigung für Krankenkassen- Mitglieder; auch soll eine Besprechung über die neuere Festsetzung der von der Landes-Versicherungsanstalt ge- währten Vergütung für Beitragseinziehung erfolgen. -j- Deutscher Radfahrer-Bund. Nachdem schon im vorigen Jahre der Gau 21 (Sachsen) des Deutschen Radfahrer-Bundes seinen Mitgliedern eine vorzüglich ausgeführte Karte des Gaugebiets gespendet hat, ist in den letzten Tagen feiten deS D. R-B. allen seinen za. 50000 Mitgliedern eine UebersichtSkarte des gesamten Bundesgebietes, welches das Deutsche Reich und Oester reich umfaßt, gratis und franko überreicht worden. Diese Karte, deren Zeichnung und Druck dem Bunde 90000 Mk. gekostet hat, ist aus dem Weltruf genießenden Bibliographischen Institut zu Leipzig hervorgegangen. Sie bietet bei tadelloser, äußerst genauer und klarer Terrainzeichnung durch roten Ueberdruck einen schnellen Ueberblick über alle wichtigen Straßen, die den Wander fahrer durch Deutschlands und Oesterreichs herrliche Gaue führen. Alle Freunde des gesunden Herz, MuSkel und Nerven stärkenden Wandersahrsports seien bei Be arbeitung des Reiseplons für den beginnenden Sommer auf dieses gelungene Kartenwerk htngewiesen mit dem Bemerken, daß auch jedes neu etntretende Bundesmitglied beide obengenannten wertvollen Karten, die im Buch handel nicht zu haben sind, nebst anderem reichen und praktischen Material, besten jeder Fahrer benötigt, kosten los erhält. — Jede gewünschte Auskunft behufs Ein tritt in den „Deutschen Radfahrer-Bund" erteilt für Grimma und Umgegend: „Herr Hotelier Otto Dünne bier, Grimma, „Hotel Kronprinz", bereitwilligst. -j- Der Sächsische Lehrervereiu hält seine dies- jährige Delegierten-Versammlung entweder in Schnee berg oder in Meißen ab. Endgiltige Entscheidungen hierüber wird in einer der nächsten Vorstandssitzungen getroffen werden. s Wirkt der Biß einer Kreuzotter tätlich? Hierzu bemerkt der „Vogtl. Anz": Gewiß, der Biß einer Kreuzotter kann unter besonderen Umständen nicht unbedenkliche Vergiftung Hervorrufen, indes ist im letzten halben Jahrhundert kein Fall bekannt geworden, in dem durch den Biß einer Kreuzotter der Tod eines Menschen wirklich und nachweislich verursacht worden wäre. Grimma ist als Versammlungsort für die dies jährige Tagung des sächsischen Forstvereins ausersehen und wird in den Tagen vom 24. bis zum 27. Juni zahlreiche sächsische Forstleute bei sich begrüßen können. Der Vorstand des ärztlichen Kreisvereins Leipzig hatte sich an das Ministerium des Innern mit dem Ersuchen gewendet, den KreiövereinSausschüffen und ärztlichen Bezirksvereinen offizielle Gelegenheit zu geben, sich über die Frage der Zulassung der Realschul-Abi turienten zum Studium der Medizin und über die be vorstehende Remission des Krankenversicherungsgesetzes gutachtlich zu äußern. Das Ministerium des Innern hat darauf erwidert, daß keine Veranlassung dazu vor handen sei, da das LandeS-Medizinal-Kollegium das Organ zur Vertretung der ärztlichen Interessen sei. Der Verband der Leipziger Textil-Industriellen lehnte dke von den Arbeitern geforderte zchnDMg« Arbeitszeit ob. Infolgedessen steht eine AMtSein- stellung in Ken Leipziger Webwarenfabriken für den 12. Juni bevor. Am 6. Juni abends gegen Vz8 Uhr schlug der Blitz in die Scheune des Gutsbesitzers Albin Pause in Burkartshain, wodurch dieselbe bis auf die Umfassungs mauern niederbrannte. 4 Schweine verbrannten mit. Zwicka«. Seitens der böhmischen Steinkohlen bergwerke sind Unterhandlungen mit den sächsischen Kohlenwerken eingekeitet behufs Bildung eine- mittel europäischen Kohlenringes. Berggießhübel. Der Schulvorstand Hauswald wurde, weil er als Delegierter zur Dresdner sozial demokratischen Landeskonferenz gewählt worden war und in besonders hervortretender Weise den gegen die bestehende staatliche Ordnung und die Kirchen- und Schul-Einrichtungen gerichteten Grundsätze huldigte, von der Bezirksschul-Jnspektion seines Amtes enthoben. Zur Warnung sei mitgeteilt, daß in Tauchau fünf Knaben wegen Zerstörung von Vogelnestern durch die Polizei körperlich gezüchtigt worden sind. Bei Rückfall droht den bösen Buben die Unterbringung in Bräuusdorf. Dippoldiswalde. Ein für die Beteiligten unan genehmer Fall ist bei der letzten Landeslotterie auch hier vorgekommen. Die Gewinnnummer, auf welche auch die Prämie von 200000 Mark fiel, wurde näm« lich vorler von einer bekannten hiesigen Persönlichkeit achtmal hintereinander gespielt, am letzten Male aber aus Aerger, daß das Los meist Niete, mit einer anderen Nummer vertauscht. Eine Wasserhose richtete in Gaserner Flur bei Meißen ziemlich große Verwüstungen an. Die großen Wassermassen stürzten in Klosterhäuser plötzlich über das Gebirge herein und rissen das Land von den auf der Hochebene befindlichen Feldern, sowie Sträucher, Bäume und große Felsenstücke mit fort. Die großen Steinblöcke und die Geröllmassen bedeckten die Straße so dicht, daß fie aus einige Zeit für den Verkehr ge- sperrt werden mußte. Den Feldbesitzern auf Gasrrner Flur wurde behütender Schaden durch da» Ab schwemmen des Erdreichs zugefügt. Die ungewöhnliche Niststätte einer Schwalben familie — der Regulator im einem Gasthofe zu Unter- marxgrü« — ist Heuer zum dritten Male bezogen worden. Jedes Jahr haben die Tierchen auf das von den Wirtsleuten und Gästen sorglich gehütete Nest ein Stockwerk aufgesetzt, sodaß dieses, eine ungewöhnliche Tiefe und Geräumigkeit erhalten hat, und gegenwärtig sind die Alten bereits bemüht, die erste Brut auf zuziehen. Nette Zustände sollen nach den „Laus. N. Nachr." in der Leichenhalle in Zittau herrschen. „Was soll man dazu sagen", schreibt das genannte Blatt, „wenn es vorgekommen ist, daß man die Leichen einfach über einander gelegt hat! Wie pietätlos ist es, daß die Einrichtungen nicht verhüten können, daß Leichen herunterfallen! Geradezu sagenhaft klingt die Mitteilung, daß Nagetiere die toten Körper in der Halle ange fressen hätten!" Flöha. Die auf der Landstraße in Niederwiesa verkehrende Dampfwalze geriet wahrscheinlich in Folge Versagung der Bremse von der Straße ab in den an jener Stelle besonders tiefen schluchtartigen Straßen graben. Der Führer sprang noch rechtzeitig von seinem Stande ab und erlitt nur geringe Verletzungen, während die Dampfwalze arge Beschädigungen davontrug. Die Walze wiegt etwa 250 Zentner. Der verursachte Schaden beträgt einige Tausend Mark. Weggerissen sind die Straßenbarriere und einige Bäume, auch die Ufermauer ist stark beschädigt. Wie ein Wunder ist es zu betrachten, daß Menschenleben nicht zu beklagen gewesen sind. Der evangelische Arbeiterverein Dresden-Ost will einer Wiederkehr der schlimmen Kohlennot des vorigen Jahres dadurch vorbeugen, daß er einen Massenbezug guter Kohlen zu Engrospreisen vermittelt. Die An meldungen seitens seiner Mitglieder find bereits so zahlreich erfolgt, daß die Ausführung des Planes ge sichert ist. In Dresden stürzte sich eine 19jährige Verkäuferin in die Elbe, weil sie wegen ihres rötlichen Kopfhaars öfters verspottet worden war. Bei Meißen wurde der Leichnam gelandet. Dresden. Auf der Festung Königstein brannte Donnerstag früh das Kammergebäude des 2. Bataillons des 177. Infanterie-Regiments. Ueber die Entstehungs ursache ist nichts bekannt. Plauen i. B. Ein sächsischer Taubstummentag wurde hier abgehalten. Aus allen Gegenden Sachsens waren etwa SOO Taubstumme erschienen. Es wurde die Gründung eines sächsischen Taubstummenbundes be schlossen. Beinahe zwei Zentner Ansichtspostkarten sind an den beiden Pfingstfetertagen auf dem Postamte Oybin abgestempelt worden, an Zahl 28000. Bermifchtes. * Hildesheim. Der Inhaber eines Wander lagers, Kaufmann Fenchel aus Berlin, der seine Waren in den letzten Wochen hier feilhielt, hatte durch Anschlag