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Arm vom Tische, die Karten fielen aus der Hand, — ein Schlagfluß Haire dem Leben des Mannes ein jähes Ende bereitet. Eine eigenartige Entdeckung machte in Glauchau ein junger Mann, der gerade im Begriff war, ein ge kochtes Ei zu verzehren. Durch einige dunkle Schattierungen in dem Eiweiß stutzig gemacht, forschte er der Ursache nach und fand dann das Innere des gekochten Eies mit einem ca. 1 Meter langen Roßhaar durchzogen. Der Fall, daß ein Huhn einen derartigen Gegenstand verschlucken und sich desselben ohne weitere üble Folgen in so origüreller Weise wieder entledigen kann dürfte wohl selten vorkommen. Zwickau. Im Ratsarchiv der Stadt Zwickau be findet sich u. a. eine interessante päpstliche Urkunde, die vom 21. Juni 1389 aus Rom datiert ist. Sie erteilt die vom Rat der Stadt erbetene Freisprechung vom Kirchenbanne, mit dem der Papst Urban IV. die Stadt drei Jahre vorher wegen der Teilnahme mehrerer Bürger an einer Fehde belegt hatte. In Seitendorf stürzte ein Haus, welches man emporschrauben wollte, ein. Schon hatte man es einen Meter gehoben, als es sich drehte und zusammenbrach. Ein großes Glück ist es, daß der drohende Einsturz von den Arbeitsleuten rechtzeitig bemerkt wurde und dieselben flüchten konnten. Gegen 4000 Quadratmeter 16jähr. Fichtenbestand wurden im Gräflich Solmsschen Walde bei Wildenfels von einem Brande vernichtet. Letzterer wurde durch Funken einer Lokomotive verursacht. Der Militärverein in Hundshübel faßte den Be schluß, den dem Verein als Ehrenmitglied angehörenden Pfarrer Krah auszuschließen, ein gewiß seltener Fall. K. hatte sich geweigert, die Weihe des Kriegerdenkmals vorzunehmen. Handarbeiter Bachmann in Chemnitz wurde zu einem Jahre Gefängnis verurteilt. Er hatte, um aus dem Militärverhältnis loszukommen, sich zwei Finger abgehackt. Mit dem 1. Oktober 1900 wird Flöha Sitz einer Schulinspektion werden. Gohlis bei Cossebaude ist am meisten durch das letzte Hochwasser geschädigt. Anstatt grünender Saat felder erblickt man graugelbe Ackerstücke, auf denen Getreide, Klee u. s. w. völlig vernichtet sind. Auf manchen Feldern steht fauliges Wasser, dessen Ableitung der tiefen Lage halber sehr schwer ist. Die bei GohliS befindlichen tiefen Lehmgruben der Eisoldschen Ziegel werke in Serkowitz, die ihr Material von diesseits mittels Trajektschiffes über die Elbe fährt, sind total über schwemmt. Ein Abziehen ist bei der festen Bodenschicht ausgeschlossen. Der Betrieb der Gruben ist daher für eine lange Zeit lahm gelegt. Auch die Kleinbahn ist vielfach zerstört. Zeitgemäße Betrachtungen. Nachdruck verboten. Mancherlei Besuch! — Die Welt ist wieder an Freuden reich: es wehen die Lüfte so lind unß weich, — die Wiesen blühn und der Wald erwacht, und überall Lust und Maienpracht! — Wie reich der Mai allem Rechnung trug: Zu Gaste lud er lieben Besuch! — Da harrten mit der Heimkehr nicht länger die letzten der gefiederten Sänger. — Nun hallt es wieder im Fest-Diskant: So schön kam selten der Mai inS Land. — Und wie er so mild und sonnig schien, da blickten die Völker nach Berlin! — Mit goldmn Lettern in Klios Buch prangt es: Alldeutschland hatte Besuch, — es waren vereint im Maienglanze Europens Fürsten im schönsten Kranze! — Sympatisch empfand's die ganze Welt: Ein Friedensbündnis ist hergestellt! — So wurde die schönste Ovation dem jungen, blühenden Kaisersohn; — auch klang es traulich durch all den Glanz: Gott schütz' und schirme den Kaiser Franz! — Durch Freudenböller ward es erwidert: Nationen haben sich neu/verbrüdert! — Der Mai der Blätter und Blüten streut, hat auch den Rhein mit Besuch erfreut: — Die grünen Wogen vom Vater Rhein tragen Tor pedoboote Landein. — Auf ihren Felsen die Loreley ändert sofort ihre Melodei — und singt: Willkommen Ihr blauen Jungen, Ihr werdet nicht in den Grund gesungen! — Es bringt der wunderherrliche Mai gar liebe Gäste so vielerlei; — auch Frankreich natürlich würdigt dies, Besuch auf Besuch erhält Paris! — Die Ausstellungsbesucher nahn von allen Seiten per Schiff, per Bahn: — doch führt sie ihr Weg etwa auf Brücken, dann suchen sie sich . . . herumzudrücken! — Besuch erhält auch Amerika: die Buren-Deputation ist nah; — sie sucht, was sie immer noch nicht fand, den Friedens- Vermittler für ihr Land. — Herr Mars ist noch immer zu Besuch im Lande, das sich so tapsir schlug; — doch hoffen wir, daß der alte Streiter sich balde nach Ruhe sehnt! Ernst Heiter. Vermischtes. Südaustralien ist kürzlich von einem Staubsturm heimgesucht worden, worüber den Berl. N. Nachr. aus Adelaide geschrieben wirb: Monatelang fehlte der Regen, Hunderttausende von Schafen und Rindern waren zu Grunde gegangen — giebt es doch hier gottverlassene Striche, wo seit Jahren kein Tropfen gefallen ist, an einzelnen Punkten West-Queensland regnete es seit 1892 nicht mehr durch dringend. Ungeheure Buschfeuer verheerten das Land, dann kam die Pest, und zuletzt brach, um das Maß voll zu machen, ein Staubsturm ohne Gleichen aus. Damit war das Unheil erschöpft, und jetzt strömt das ersehnte Naß wieder aus den Wolken. Ueber jenen Sturm laufen von allen Seiten Berichte ein, denen ich folgendes entnehme: In Jamestown wurde urplötzlich jeder Verkehr unterbrochen; alles Lebende flüchtete dem nächsten Dache zu, die Kinder und Kranken wurden sofort in die Keller gebracht. Dann brach's los! Die Sonne verlor ihren Schein, dichter feiner Sand, unter mischt mit Blättern, Früchten, Unrat erfüllte die Lust; trotzdem alle Fenster und Thüren fest verschlossen wurden, drang der feine Sand in alle Räume und machte das Atmen zur Qual. Zwei Holzhäuser riß der Wind um, Zinkdächer wurden durch die Luft ge wirbelt; die Gärten boten ein entsetzliches Bild der Zer störung. Nach einer halben Stunde war alles vor- über und die Sonne schien wieder vom tiefblauen Himmel. AuS Eurelia wird berichtet: Die Passagiere des Eisenbahnzugs nach Quoen hatten einen eigen artigen Anblick. Die Reisenden gewahrten plötzlich rechts von der Bahn eine dunkelrote, dichte Wand, welche sich mit rasender Schnelligkeit in entgegengesetzter Richtung bewegte, links schien die Sonne und lein Lüftchen war wahrzunehmen. Auf der Station kreuzten wir jene Wand und es wurde so finster, daß niemand einen neben ihm Sitzenden zu erkennen vermochte. In einer Zuschrift aus Port Augusta heißt es: Es war ein überwältigender Anblick — eine feste, vielfarbige Wand näherte sich uns in großer Schnelligkeit, ihr unterer Teil war tiefschwarz, rote, gelbe und purpurfarbene Strahlen schoflen nach allen Richtungen hin aufwärts, die Luft erschien blutrot und gleichzeitig mit einem Silberglanz übergossen, wie ihn kein Maler darzustellen vermag. Dann trat tiefe Nacht ein, die 20 Minuten dauerte, und nun war alles vorüber. Die Luft war wieder völlig still und die Sonne schien — als sei nie etwas außergewöhnliches passiert. Solche Stuubstürme wenn auch nicht in dieser Stärke und Art, sind im Süden und Westen Australiens nichts seltenes; sie haben ihren Ursprung in den weiten wasser« und baumlosen Wüsten des Innern. * Eine nette Neberraschung hat die Stadt Kirch hain in Westfalen erlebt. Es stellte sich heraus, daß der verstorbene Bürgermeister Lackner Schwindeleien verübt und u. a. auch bei der Sparkasse der Stadt Beckum eine Anleihe von 88000 Mark im Namen der Stadt Kirchhain durch Fälschung von Unterschriften aus genommen und im eigenen Interesse verwandt hat. * Der schönste Teil des Hartes, das Bodethal. soll praktischen Rücksichten geopfert werden. Man will es durch eine Thalsperre z>mi Wasser-Reservoir Magde burgs und anderer Orte machen und zugleich eine elek trische KraftstaÜon einrichten. * Die Frau emes Webers in Aachen, Mutter von neun Kindern, steckte, wahrscheinlich in einem Wahnsinnsanfall, ihr 18 Monalaites Kind in den Oscu und verbrannte st. * Ein Krankenhaus für Tiere soll in Paris cm- gerichtet werden. Zwei alte Damen haben zu diesem Zweck ein paar Millionen Franks hinterlassen. Einen Friedhof für Tiere besitzt Paris bereits. Astronomischer Kalender Dienstag, den 15. Mai 1S0V. Sonnenaufgang 4 Uhr 7 Min. Sonnenuntergang 7 Uhr 46 Min. Mondaufgang 9 Uhr 5 Min. Monduntergang 4 Uhr 15 Mn. Gpielplan der Leipziger Stadtthcater. NrueS Theater. Mittwoch, den 16. Mai: Der Ring deS Nibelungen 11 „Die Walküre". Anfang Uhr. Donnerstag, den 17. Mai: Goethe-Zyklus V „Egmont". Anfang 7 Uhr. Altes Theater. Mittwoch, den 16. Mai: „Jugend von heute". Anfang V,8 Uhr. Donnerstag, den 17. Mai: „Der Obersteiger". Anfang 7-8 Uhr. Kirchennachrichten. Nau nhof. Freitag, den 10. Mai, vormittag 10 Uhr : Wochen, kommunion. Beichtanmeldung vorher in der Sakristei erdeten. scbnellLgut pstsntbünesu. 8zcl<-l.ciWv Endlich vereint. Roman von Ewald August König. 89 „Ja, mein liebes Fräulein, die Menschen haben mitun ter recht dumme Gedanken. Soll ich einen VerlobnngSring au diese kleine Hand malen?" »Sie scherzen und thun mir weh damit." »DaS will ich nicht! Fasten Sie Mut, ich sage Ihnen noch einmal, eS kann alles noch gut werden." „Ja, wenn Hugo wieder in Freiheit ist, und dann mag k mmen, was will, ich teile alles mit ihm Alles, Freude wie Leid, Not, Sorgen und Elend, wenn nur seine Liebe niir bleibt! Und wenn die Eltern ihn nicht als meinen Garten anerkennen wollen, dann verlaste ich fie, wie eS ja Gottes Gebot ist, daß das Weib Vater und Mutter ver fassen soll, um denl Manne zu folgen!" „Kind, Kind, daS wolle der Himmel verhüten," sagte Wildenbruch kopfschüttelnd. „Sie würden diesen Schritt je denfalls bereuen, auch dann, wenn Sie an der Seite deS Gatten das erträumte Glück fänden. Denken Sie daran überhaupt jetzt noch nicht, fassen Sie keine Entschlüsse, so lange das Schicksal Hugos noch unentschieden ist." „Und wie denken Sie, daß es sich gestalten wird ?" fragte Bertha in hoffnungslosem Tone. „Entweder er wird ver- urteilt, oder wird wegen Mangel an Beweis freigespro chen, und das Eine ist für ihn so schlimm, wie das An dere." „ES giebt noch ein Drittes," sagte der Maler ruhig. »Der wirkliche Dieb könnte ermittelt werden." „Halten Sie da- heute noch für möglich?" „Weshalb nicht ^aben Sie nicht kürzlich in der Zeit ung gelesen, daß ein Mann vier Jahre lang im Zuchthaus gesessen hat, ehe derjenige ermittelt wurde, für dessen Schuld er büßen mußte?" „Und diese Entdeckung hing von einem Zufall ab! Wäre die Sache von Anfang an gründlich untersucht worden.. »Sagen Sie da» nicht, das Gericht trifft in diesem Falle keine Schuld, gegen denMMMg Verurteilten lagen Be- w eise -ss^Mejetzt anch gegen meinen Verlobten, also kann auch er schuldlos verurteilt werden," unterbrach sie ihn bitter. „Die Möglichkeit läßt sich nicht leugnen, aber eben so nahe, wie diese, liegt die andere Möglichkeit, daß der Schuldige vor dem Urteilsspruch entdeckt werden kann. Und Ihnen will ich's im Vertrauen sagen, daß ich schon Verdacht auf eine Person geworfen habe, und daß es in den nächsten Tagen sich zeigen wird, ob dieser Verdacht begründet ist." „Und wer ist diese Person?" fragte Bertha in deren Augen eS aufleuchtete. „Ich darf Ihnen nichts weiter verraten!" „Sie glauben, ich könne nicht schweigen?" „Nein, wenn Sie eS auch wollten, Sie würden eS nicht können!" „Nun, Sie mögen recht haben," sagte das Mädchen nach kurzem Nachdenken, „mein Herz würde mir gebieten, den Verdacht zu verfolgen. Aber mit dem Untersuchungsrich ter könnten Sie darüber reden. Sie müssen es sogar, um ihm die Spur zu zeigen, die er verfolgen soll." „Und wissen Sie, was der Untersuchungsrichter mir antworten wird? Daß ich ihm die Richtigkeit meines Ver dachts beweisen solle und das kann ich nicht. Vermutun gen sind keine Beweise, das werden Sie ja auch wissen." „Hat der Untersuchungsrichter nicht auch nur auf Ber- Mutungen hin Hugo verhaftet?" fragte sie erregt. „Sie müssen mit ihm reden, Herr Wildeubruch, ich verlange es von Ihnen, dem ehrlichen Freunde. Er wird die Be weggründe, die Sie leiten, achten und anerkennen, viel leicht kommt nun die weitere Untersuchung in die Hände eines geheimen Beamten, der den Schuldigen ermittelt." Wildenbruch wiegte ablehnend das Haupt und malte einige Minuten lang schweigend weiter. „Der geheime Be amte könnte mit seinen Nachforschungen alle-verderben," sagte er, „und der UntersnchungSrichter wird schwerlich auf meine Anschauungen eingehen. Warten wir ab, was in den nächsten Tagen geschehen wird, liebes Fräulein, ich will die Rolle des geheimen Beamten übernehmen und unausgesetzt beobachten." Während der Maler im Atelier das Mädchen zu be ruhigen und zu ermutigen suchte, beriet Bauerband mit sei- ner Frau über die Mittel, durch die Bertha zerstreut wer- den könne „InS Theater und in Concerte will sie nicht mehr," klagte die Gnädige, „sie sitzt immer zu Hanse und hängt den trüben Gedanken nach; wenn daS noch lange so fort geht, hat sie die Schwindsucht und dann haben wir unser Kind verloren." „Spaß!" sagte Bauerband achselzuckend, der auf dem weichen Teppich ruhelos auf- und niederwanderte. „DaS Mädchen hat eine gesunde Konstruktion. Das Schlimme ist, daß sie vor diesem Hugo Wildeubruch keine» anderen Herrn kennen gelernt hat, inan müßte ihr dazu Gelegen heit geben, vielleicht würde sie dann den Schauspieler bald vergessen." „So kümmere Dich darum und lade einige Herren ein! Du triffst ja in der Stadt mit viele» zusammen, die un- als Schwiegersöhne recht sein könnten!" „DaS wäre Kleinigkeit, aber wird Bertha die Herren anch freundlich empfangen ? Daran zweifle ich, und wenn es nicht geschieht, so ist der Versuch mißglückt. Ich will Dir einen anderen Vorschlag machen, Marie, hab' schon seit einigen Tagen daran gedacht. Wir schließen unsre Billa zu und reisen." „Reisen ? Mitten im Winter? Wohin?" fragte die Gnä dige spöttisch. „Nach Italien!" erwiderte er, indem er stehen blieb und seine Frau mit einem triumphierenden Blick ansah. „Was sagst Du dazu?" 78,18 „Hm, er ist keine üble Idee? sagle sie überrascht, »aber die Leute reden dort eine audere Hprsche."