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„Wird dieses Glück nun non Dauer sein?" „Sei sn put," crwiderle ich, „und erinnere Dich des Birnbaums und des sonderbaren Buches. Nud daun der Schwarzbärügc, der da beim Fenster hcrauösah — hast Du seinen Blick gesehen? — wenn der eine so schön fest gebundene Glocke wieder lodlöst, dann, zum Teufel, weist er, warum er es thut!" Halte ich nicht recht mit meiner Antwort, lieber Leser? . . . Künstliche Lislieveitunn im Annse. Von Or. Theodor Roller. <Nachdru>k verboten.) Das Eiö ist heute ein medizinisches, hygie nisches und diätetisches Mittel geworden und — dass wir cs richt vergessen — auch ein gastronomisches. In grosten Städten, mit ihren Eiswcrken und Eisfabriken, ist die Beschaffung des Eises im Sommer auch dann leicht möglich, wenn der Winter diese Aaturgabe versagte. Aber in der Provinz und an abgelegenen Orten mangelt es im Sommer, wenn der vorausge gangene Winter seine Schuldigkeit in dieser Beziehung nicht oder nur ungenügend erfüllte, gar sehr an verfügbarem Eise. Und doch können Rrnnkheitsfällc cintrelcn, welche gebie terisch die Eiskühlung verlangen. Da führt ein unendlicher einfacher Weg zu dem gewünschten Ziele. Wenn man gleiche Gewichtstcilc salgeter- sanreü Ammoniak und Wasser zusammeuthut und dieses Salz in dem Wasser durch Umrührcn rasch zur Auslösung bringt, so beschlägt sich das GlaSgcfäst, in welchem diese Auslösung vorgcnommeu wird, aussen mit einer dünnen Eisschicht. Bei einer Zimmertemperatur von -I 17« 0. sinkt die Temperatur der Flüssig keit sehr rasch bis auf — 10« 0. herab, er hält sich längere Zeit unter 0° E. und nur sehr allmählich stellt sich wieder die normale Tem peratur ein. Das salpetersaurc Ammoniak bindet nämlich bei seinem Uebergange aus dem festen in den slüssigcu sAuslöningü-) Zustand eine so groste Menge Wärme, das; im Umkreise eine fchr niedere Temperatur entsteht. Abge sehen nun davon, dast das salpetersaure Am moniak durch Auflösung in seinem gleichen GewichtSteile Wasser eine so nusterordcntlich niedrige Temperatur, trotz der vorhandenen Wärme in seiner Umgebung, erzeugt, ist eü besonders auch wertvoll durch den Umstand, dast cö aus dieser zu Abkuhlungü- oder EiS- bilduugüzwccken verwendeten Lösung durch ein faches Abdampfen, selbst auf einem Herde in einer Porzellanschale, wiedergewonuen und aber mals zu gleichen Zivecken benutzt werden kann. Nichts ist einfacher, als Pie praktische Anwen dung des salpetersauren Ammoniaks in dieser Beziehung. Ich ivar selbst einmal vor einer Reihe von Jahren in der Provinz in der Lage, bei einem Fieberkranken das salpetersaure Ammoniak mit Wasser als Eiskühlung verwenden zu müssen, da Natureis oder Kunsteiü nicht zu erhalten war. Ich brachte in den Eisbeutel gleiche Gcwichtsmengen salpetcrsanrcs Ammoniak und Wasser, schüttelte gut durch, und die erzielte Abkühlung war so erheblich, dast dem Kranken an der Stelle, auf welche der Eisbeutel zu liegen hatte, ein Tuch untergcbreitet werden musste, weil die Einwirkung der starken Ab kühlung ein Schmerzgefühl verursachte. Im Notfälle also könnte mau in dieser primitiven Weise das salpetersaure Ammoniak für den Eisbeutel benutzen. Die Leistung des Gemisches gleicher Ge- wichtsteilc salpetersauren Ammoniaks und Wasser geht aber noch höher, sie steigert sich zur Ihatsächlichen Erzeugung und Gewinnung von Eis und zwar, da man hierzu reines Brunnenwasser verwenden kann, zur Erzeugung von Speiseeis. Zu dieser EiSerzeugung ist ein kleiner Apparat erforderlich, welchen Professor Reichardt in Jena beschrieben hat, mittelst dessen man in wenigen Minuten ioo k>00 Gramm Eis darstellen kann. Der Apparat, der zum besse ren Schube gegen Wärme doppelte Wanoungcn und in dem Hohlraum schlechte Wärmeleiter besitzt, ist so eingerichtet, dast sich an der einen Seite eine graste Oeffuung angebracht befindet, in welche mit grösster Leichtigkeit das Salz und Wasser cingeschütlet werden können; man seist dann vorher oder nachher, nur möglichst schnell, das innere Gefast ein, welches das in Eis zu verwandelnde Wasser enthält; das Ganze wird sehr einfach durch eine Platte mit .Kautschuk dicht verschlossen und der Apparat nun wie eine Knsfeetrommel 5 bis ttt Minute» gedreht. 2 Kilogramm Salz in 2 Liter Wasser gelöst, liefern in 10 Minuten tiU> Gramm Eis. Die Versuche verlaufen ebenso glücklich im heistem Sommer wie im Winter im warmen Zimmer. Das gelöste Salz kann durch Eindunstcn wieder gewonnen und neuerdings verwendet werden. Neuerdings werden auch mit dem gleichen Salz und Wasser arbeitenden Eismaschinen namentlich für Apotheker und dergleichen empfohlen. Dieser Apparat besteht aus einer doppelwandigen, mit Asbest bekleideten Trommel, welche durch zwei Zapfen mittelst einer Kurbel um eine Achse gedreht werden kann. In die Ocsfnung paßt ein Blech- gcfäst, dessen Lumen die Form einer leicht ab gestumpften Pyramide mit einem viereckigen Stern als Basis hat. Geschlossen wird mit Hilfe eines SchraubcnbügelS durch Metall- platten. Ist die Beschüttung mit Wasser ge schehen, so wird die andere Ocsfnung nach oben gedreht, 3 Kilogramm Salz und 3 Liter Wassel cingcfüllt und ebenfalls geschlossen. Es genügt, zur Eisbereitung etwa 15 Minuten zu drehen. Nach dieser Zeit össnet man die nach oben ge stellte Platte, hebt das Blechgefäst heraus und spült die Austenwäude mit kochendem Wasser ab, um das Eis abzulöscn. Die verwendete Salzlösung läßt man in eine emaillierte Pfanne Hineinlaufen, um sic dann abzudampfen. Der Preis stellt sich auf -10 Pf. für das Kilo Eis, gegenüber dem gewöhnlich käuflichen Eis ist dies teuer; da, wo keine Möglichkeit zur Be schaffung des Eises in grösseren Ouantitäten vorhanden ist, wird dieser Preis immerhin er träglich erscheinen, umsomehr, wenn man be denkt, dast das Eis sterilisiert werden kann. Der lehtbeschricbenc Apparat liefert mit der oben angegebenen Füllung 500 Gramm Eis. Misere Milder. - Ä In der Nlvstrrjellk. Die weltcntlcgene Klosterzelle ist nicht selten die lchtc Zuflucht dec Wissenschaft gewesen. Fromme und gelehrte Mönche schürten daS heilige Feuer, während die Welt von rauhem KriegSlärm wicdcrhallte, ree Aufruhr durch die Lande toble und das Faustrcchl florierte. Und nicht die Wissenschaft allein zog sich hinter die schützende Rlostcrmaucr zurück, auch die schönen Künste, vor allein die Malerei, sanden sorg liche Pslege von den Händen kunstbegeisterter PatrcS. Wer erinnerte sich nicht der rührenden Innigkeit der unsterblichen Gemälde eines Fra Angelico da Fiesole, die heute noch den ersten Schmnck und den Stolz der Museen bilden. Wer, der seine Fresken im Kloster von San Marco zu Florcuz auch mir iu der photo s graphischen Nachbildung gesehen, vermöchte den Köpfen seiner Heiligen, wat! himmlische - Verklärung, gänz liche Abgewandheit von allein Irdischen anlangl, etwas gleich Vollkommenes an die Seite zu setzen. Selbst die Niederländer van Epck, selbst Meister Wilhelm von Ztöln haben nicht den Ausdruck des von göttlicher Liebe erfüllten Charakters der Engel und der Wonne der Seligen so vollkommen dargeslellt wie der Heilige von Fiesole. Und Fra Bortolommco, der in sechs jähriger Klostcrcinsamkeit sich vorbereitete ans die grosten Werke, die sein Pinsel erschuf uud die ihn fast ncbeu Lionardo uud Raphael stellen! Und jener Carmeliter mönch Fra Filippo Lippi, von dessen hoher Kunst die Fresken im Dome von Spalato Zeugnis geben! Und viele andere, deren Namen unbekannt geblieben, deren Merke aber die Wände von.Kirchen und.Klöstern »ercu. Zn ihnen zählt wohl auch der kunstbegeisterte Pater, dessen „Atelier" unser heutiges Bild zeigt. „Des Malers Namen meldet kein Bild, kein Lcrikon —" aber sicher ist es ein begeisterter Künstler, nud die Madonna mit dem Bambino, die er ans die Leinwand wirst, er wecken augenscheinlich das Wohlgefallen de« frommen, sonst etwas kritisch drcinblickcuden EonsraterS; er faltet die Hände und bringt damit nubcwustt dein Genins der Kunst seine Verehrung dar) denn die Wirkung die der Maler beabsichtigt, ist bei dem Klostergenosscu wenigstens erreicht. Uud dah unser Künstler im MönchSgewande eia gar slcisuger Mann ist, daS beweisen die vielen Skizzen und Eutwürsc, die Tische und Wände dec Zelle bedecken, das beweist anch der Feuereifer, mit dem er arbcilct, sich selbst uud die Welt vergessend. Tenn daS ist der nrewige Zauber der Kunst, das, sic ihre Iüngcr über -jcit nnd Raum hinwcgftthrt in jene lichten Höhen, in denen sic die Kraft nnd dic Bc gcistcrung znr Hervorbringung herrlicher Werke schöpfen. Die wahre Knust ist und bleibt eine Himmclstochter! Dev Schimpanse. Der Schimpanfc, dessen geographisches Verbreitung-! gebiet von der Sierra Leone bis znm Kongo reicht, bleibt in beiden Geschlechtern hinter dem Gorilla an Gröhe und massiver Körpcrcnlwiclelnng zurück. Die vo» Savage, dem Entdecker de« Eorilla, gemessenen männlichen Schimpansen überstiegen niemals k> Fuji, etwa läc>0 f1k>24) mm, in der Höbe, die Wcivchen waren fast genau so hoch. H. Lenz gicbt die Größe dcS Lübecker ausgewachsenen, sehr allen Schimpanse- Männchens nur zu 13l>0 mm an. Ein solches ist gewöhnlich kräftig gebaut, aber doch im allgemeinen weit schlanker als der erwachsene männliche Gorilla. Am knöchernen Schädel dcS alten Schimpanscmännchcns entwickeln sich nur ein niedriger knöcherner Mittel läugskamm und ein ebenfalls nur relativ schwacher querer Hinlcrhauptkamm, auch die Dornsory'ätze der Halswirbel bleiben von mähigcr Länge, daher erscheint der Kopf des Schimpansen nicht so pyramidal nnd sein VordcrhalS nicht so stark gewölbt wie beim Gorilla, bei welchem von der Mitte des MittcllängSkammes aiil Schädel an ein mächtiges, von Muskeln, Sehnen nnd Haut erzeugtes Pvlpcr bis in den breiten Rücken hinein läuft. Die Gesamlsärbung deS Pelzes des Schimpansen nennt H. Lenz rabenschwarz, bei älteren Tieren bran» verbleichend. Die oberen Partien der nackten Gesichtshant zwischen nnd über den Augen, der Hintere Teil der Wangen sind dnnkel. Ein breiter dunkler Streifen zieht sich über die Nase, auch dic Ränder der Nasenlöcher sind dunkel, während ciu da- rübcrlicgcnder schmaler bellcr Streifen sich seitwärts etwas hinter die Mundwinkel hcrabzicht nnd mit der Färbung der Oberlippe zusammcnslicßt, so dah die ganze vordere Partie des Gesichts, unterhalb der Nase, hell erscheint. DaS Kinn ist ebenfalls Heller, nur der obere Teil der Oberlippe ist duuklcr. Au den Seiten des kahlen Gesichts zieht sich ein Backenbart, von den Ohren bis zum Niveau der Munvwinkcl herab. Dic Oberlippe ist kahl, bei dem allen Lübecker Männchen auch das Kinn, daS bei anderen Eremplaren sich aber ziemlich schwach behaart zeigt. Dic Ohren sind ans- fallend grost und slügelartig abstehend, bedeutend grüstcr nnv, >vie cs scheint, in ihrer Faltung normal, ivcit ein facher als beim Gorilla. Dic Arme des altem Schim- panscmännchcn reichen bis zu den Knien. Tic Hand ist lang, verschmälert, der Daumen ist etivaS länget als der des Gorilla und erreicht meistens das Gelevl zivischeu Mittclhandknocheu und erstem Fingerglied dec Zeigefingers, zuweilen ist er etwas kürzer. DaS erwachsene Schimpanseweibchen hat einen kleineren, im Hirnschädcltcil gewölblcrcn Kops, wenigen scharf ausgeprägte, weniger plastisch hervorragende Ober augcnhöhlenbogcn, Augcnbraunenwülste und Nascnteilc. Ihm fehlt daü mächtige Gebiss dcS Männchens, namentlich sind die weiblichen Eckzahne viel kürzer und schmäler Die Gliedmaßen, abgesehen von den Händen, erscheinet beim Weibchen im Durchschnitt untersetzter gebildet alc beim Männchen, an welchem sie mehr lang gestreckt und sehniger sind.