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ÄailiiUel T KWEteii KrtrklM für MnGhm, -mebhM, Dchmhm, JalHa, Darsüorf, KHa, MmWljM, AGM L«WNn>. Ai>u. 8«s» LleiVis«, MWai. iiiWt, Pmßn, knfnW», SMtlit, Wn», 8»Wi». 3»ttlW «U llMtÄ. MU einer illustrierten Sonntags- Vellage. Diese» Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit d«N Datum des nachfolgenden Tage« und kostet monatlich 3b Pfg-, vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Nrklameteile, mit 10 Pfennige«, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 52. Freitag, den 4. Mai 1900. 11. Jahrgang. Oeffenttiche Sitzung des Stadtgemeinderates zn Naunhof Freitag, den 4. Mai 1900, abends 8 Uhr. Tagesordnung befindet sich am Ratsbrett. Igel, Bürgermeister. Eine neue Form das Kleingewerbe zu unterstützen, hat in der zweiten sächsischen Kammer in der Sitzung vom 26. April der Abg. Nudelt angeregt. Von den Abgg. Hähnel und Gen. war der Antrag gestellt worden, dem bereits mit zwei Millionen Mark dotierten Fonds zur Gewährung von Darlehen an landwirtschaftliche und gewerbliche Genossenschaften weitere drei Millionen zuzuführen. Thatsache ist, daß das Kleingewerbe von dem hier er wähnten Fonds so gut wie keinen Gebrauch gemacht hat. Der Antragsteller erklärt, daß durch eine ganze Reihe von Gründen, die dem Kleingewerbe die Gründung von Genossenschaften unmöglich machen: Mangel an Interessengemeinschaft, starken Konkurrenzneid Verschulden- artigkeit der Berufszweige und des Materials, Lieferung auf Bestellung rc. und glaubt, daß den Kleingewerbe treibenden in anderer Weise geholfen werden könne, wenn die Gemeinden durch staatliche Garantie in die Lage gebracht würden, ihnen unter billigen Bedingungen Gas, Elektricität und sonstige Betriebskrast abzugeben. Allerdings wäre das, wie Vizepräsident Georgi hervor hob, ein bisher noch nicht betretener Weg, der mit der bisherigen Methode, die Genossenschaftsbildung durch Krediterleichterung zu fördern, nichts gemein hätte. Auch der Herr Minister trug wegen der noch nicht zu übersehenden Tragweite de- Antrags Bedenken, dem selben stattzugeben. Sicher liegt ihm aber ein richtiger Gedanke zu Grunde. Für viele Zweige des Klein gewerbes wird sich die Beschaffung billiger Betriebskrast mit der Zeit vielleicht als da- Arkanum erweisen, wie dem gesunkenen Kleingewerbe wieder zu helfen ist. Die Technik in Gestalt der Dampfkraft und anderer Vor teile des Großbetriebs hat den Niedergang des Klein gewerbes herbeigeführt. In Gestalt neuerer Errungen schaften ist sie vielleicht berufen, auf dem kleingewerb lichen Gebiet wieder aufzubauen und gut zu machen, was sie hier verschuldet hat. Gelingt es in Zukunft z. B., die elektrische Kraft dem Handwerker um ein Vielfaches billiger zugänglich zu machm, als ek zur Zeit noch möglich ist, so wäre es nicht ausgeschlossen, daß dieser wichtigen sozialen Schicht unserer Bevölkerung nach Jahrzehnten des Rückganges eine neue Blütezeit beschieden wäre. Das mag Zukunftsmusik sein, hindert aber nicht, dem Gedanken näher zu treten, ob hier nicht gerade in der Form der Genossenschaft, die der Antrag steller zurückweist, geholfen werden könne, eS sollten sich doch im Kleingewerbe Genossenschaften zur Beschaffung billiger Betriebskraft bilden, denen dann unbedenklich, wie jeder anderen gewerblichen oder landwirtschaftlichen Genossenschaft, billiger Staatkredit zu eröffnen wäre. Deutsches Reich. — Das 100. deutsche Topedoboot ist auf der Schichauwerst in Elbing vom Stapel gelaufen. — Die Illumination des neue« Domes in Berlin ist vom Kaiser zur Feier der Großjährigkeit de« Kron. Prinzen befohlen worden. Die Beleuchtung wird vor- auLfichtlich am Abend de« 4. und 5. Mai stattssnden. — Die Torpedoflottille, die am Rhein die deutsche Flagge -eigen wird, soll nicht nur Köln und Koblenz besuchen. Nach einer Mitteilung der „Post" soll sie, falls die Wasserverhältnisse r« gestatten, bi» Straßburg Vordringen. — Ueber den Inhalt de- in der Fleischbeschau srage vorbereitete» Kompromisses verlautet, daß das Verbot der Einführung von Wurst von den verbündeten Regierungen zugestanden worden fein soll, dagegen die Konserven frei Hereingelasfen werden. Beim Pökel fleisch wird höchstwahrscheinlich eine differente Behand lung Platz greifen. — Der Bund deutscher Schmiedeinnungen, dem auch die sächsischen Schwesterinnungen angehören, begeht sein 25jähriges Bestehen am 24. bis 26. Mai in Magdeburg. — Dem Staatssekretär v. PodbielSki ist in Amerika eine besondere Ehrung zu teil geworden. Orden haben die Amerikaner nicht zu verleihen. Die Havanah- Comercial - Company beschloß, ihre edelste Sorte Havannas, die Guclerusche Apuilas, mit dem Bilde de» Herrn v. PodbielSki, wegen dessen Verdienste um die Hebung der deutsch-amerikanischen Handelsbeziehungen, zu schmücken. — Am Audorfer See bei Rendsburg soll, wie ver lautet, von mehreren deutschen Wersten gemeinsam eine Fabrik zur Herstellung von Panzerplatten errichtet werden. Als erstes Anlagekapital sind 7 Millionen Mark versichert. Also eine Krupp-Konkurrenz? — Im Militär-Untersuchungsgefängnis zu Berlin befindet sich der Hauptmann Kannenberg von der deutsch- ostasrikanischen Schutztruppe. Er soll sich nach dem B. L. A. schwer« Mißhandlungen von Untergebenen zu Schulden haben kommen lassen. Das Oberkommando der Schutztruppe in Berlin berief daher den Offizier nach Deutschland zurück und die Folge der Voruntersuchung war die Inhaftnahme. — Der im Reichsamt ausgearbeitete Entwurf eines Saccharin-Gesetzes hat, wie die „Post" hört, die Zustimmung des Staatsministeriums gefunden und dürfte demnächst dem Reichstage zugehen. — Die Finanzlage Preußens und des Reiches wird in drei gleichzeitig veröffentlichten Artikeln eines offiziösen Organs in den glänzendsten Farben geschildert. — Der deutsche Flottenverein zählt zur Zeit bereits 540 000 Mitglieder. — Im Reichstage hat Graf Schweriu-Loewitz folgende Interpellation eingebracht: „Ist der Reichs kanzler in der Lage, Auskunft zu erteilen, weshalb der Bundesrat zu den wiederholten Beschlüssen des Reichs tages betr. Aufhebung der gemischten Transttläger und Mühlenkonten, sowie besonders zu den letzten im Jahre 1897 angenommenen Resolutionen weder in ablehnendem noch zustimmendem Sinne Stellung genommen hat? Ein Berliner Blatt bringt die Sensations nachricht, daß der Kaiser bei Gelegenheit der Groß- jährigkeitSerklärung des Kronprinzen einen Amnefiieerlaß im weitgehenden Umfang kuudgeben werde. Nach anderen Informationen ist diese Meldung vorläufig unzutreffend. Vielleicht ist dieses Gerücht der Schatten, welchen große Ereignisse vorau^uwerfrn pflegen. ««sland. Krieg in Südafrika. Pretoria, 1. Mai. Anläßlich der Explosion in Johannesburg hat die Regierung heute eine neue Prok lamation erlassen, durch die angeordnet wird, daß die noch zurückgebliebenen englischen Unterthauen mit wenigen Ausnahmen die Republik binnen 48 Stunden zu verlassen haben. Zugleich ist ein besonderer Sicherheitsdienst zum besseren Schutze der ungarischen und italienischen Arbiter auf den Regierung-Werke« eingerichtet worden. Kimberley, 30. April. Eine etwa 200 Mann starke Burenabteilung hat Wiodsorton besetzt. London, 1. Mai. Die Morgenblätter veröffent lichen ein Telegramm aus Kapstadt, wonach gestern wieder ein Gefangener erschossen wurde, der aus dem Lager der Gefangenen bei Greenpoint zu entweichen suchte. — Me lwr Time- au- Bloemfontein vom 39. April gemeldet wird, ist dort eine engkmdfetndliche Bereinigung entdeckt worden, welche zahlreiche Mttzlieder hat und mit dem Feinde in Verbindung stand. London, 2. Mai. Das „Reut. Bür." meldet aus Thabanchu von gestern: Die berittene Infanterie- Division des Generals Hamilton war gestern und heute in einen Kampf verwickelt, um den Durchgang durch Houtncck nordwärts zu erzwingen. Der Feind hatte eine Stellung auf den Hügeln besetzt, die das Gelände an den Seiten des Passes beherrschen. Er wurde an gegriffen und mußte sich zurückziehen und den Durch gang freigeben. Das außen gelegene englische Lager wird von den auf den Bergen stehenden Ab teilungen der Buren beschossen, so daß es nötig ist, es an einen sicheren Platz zu verlegen. Kapstadt, 1. Mai. Der Sekretär des Johannes burger Hilfsausschusses Vincent, der Burgher deS Orange-Freistaates ist, machte kürzlich dem Staats sekretär Reitz einen Besuch und verhandelte mit ihm wegen der landesverwiesenen Ausländer. Reitz erklärte nicht nur alle britischen Staatsangehörigen, sondern auch die Deutschen, Amerikaner und sonstigen Ausländer, die sich weigerten, die Waffen zu ergreifen und zu kämpfen würden allmählich ausgewiesen werden. Oesterreich-Ungarn. In Kladno brach neuerlich elv Bergarbeiterstreik auS. Auf dem Maxschachte und dem Mayrauschachte der Prager Eisenindustriegesellschaft stellten die Arbeiter die Einfahrt ein, nachdem sie seit längerer Zeit durch späteres Einfahren und früheres Ausfahren die Achtstundenschichi zu erzwingen gesucht hatten. England. Bei der Trauung der Tochter deS Lon doner russischen Botschafters, Mademoiselle de Staal, und ihres Gatten, Grafen Davidow, in der russischen Bot- schaftskapelle fing plötzlich mitten in der Ceremonie der Schleier der Braut an der von ihr gehaltenen Kerze Feuer. Der Bräutigam riß denselben ab und zerdrückte die Flammen, ehe die Braut Verletzungen erhielt. Spanien. Die Handelskammern fordern alle Kauf leute zur Steuerverweigerung auf. Mehrere tausend Kaufleute haben sich bisher der Bewegung angeschlossen. Innere Wirren scheinen unvermeidlich, da der Minister präsident Silvela entschlossen ist, Gewalt anzuwenden. Amerika. 3000 Angestellte der New - Iorker Zentralbahn in Buffalo sind wegen Lohnfragen in den Ausstand getreten. Weitere Streiks großen Umfanges werden befürchtet, falls die Verwaltung nicht noch heute nachgiebt. Portugal. Die Studierenden der Oportoer Uni versität beschlossen, gegen die Bewilligung des Durchzugs englischer Truppen von Beira nach Rhodesien energische Verwahrung einzulegen. Portugal. Der Herzog von Oporto wird sich an läßlich der Großjährigkeitserklärung des deutschen Kron prinzen nach Berlin begeben und demselben die Kette des Turm- und Degenordens überreichen. Oertliches und Sächfiches. Naunhof, den 4. Mai 1900. Naunhof. Donnerstag, den 10. Mai, findet hier- selbst Gerichtstag statt. Naunhof. Bei der hiesigen städtischen Sparkasse wurden im Monat April 434 Einzahlungen im Be trage von 45 665 Mark 77 Pfg. geleistet, dagegen er folgten 297 Rückzahlungen (an Einlagen und Zinsen) im Betrage von 78 551 Mark 39 Pfg. Der Kassen- Umsatz betrug 168213 Mark 99 Pfg. Einlagen werden mit 3^/, Prozent verzinst. Geschäftszeit: Montags und Donnerstags vormittags. Naunhof. Die Einführung der Biersteuer in unserer Stadt hat als notwendige Folge eine allgemeine Preiserhöhung de» Bieres an die Konsumenten gezeitigt. W'e der Gastwirtsverein Naunhof u. a. bekannt macht, hat derselbe beschlossen, den Preis für das GkrS Lagerbier auf 15, für das GlaS Bairisch auf 25 festzusetzen und die Mitglieder verpflichteten bei Konventionalstrafe, nicht unter diesen Preisen Bier zu verabreichen. Die Biertrinker find von dieser Maßnahme natürlich nicht sonderlich erbaut, und zeigen sich teilweise verstimmt.