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Nur auf den Schächten der Staotselsinbahngesellschast erklärten die Arbeiter, im AuSstand verharren zu wollen, da vorläufig nur ein Drittel der Belegschaft ausgenommen und die Forderung des GeneralpardonS und des Minimal lohnes abgewiesen wurde. Uttgitim. In Sabatka pfändete die Steuerbehörde 300 für England angekaufte Pferde, weil die für die selben vorgeschriebene Steuer verweigert wurde. Dänemark. Die Verhandlungen mit Amerika über die Abtretung der dänisch-westindischen Inseln sind plötzlich abgebrochen. Der ganze VerkaufSplan wird als aufgegeben betrachtet. Spanien. Die Erhöhung der Tabakpreise gab in der Provinz Murcia Anlaß zu Ruhestörungen, bei denen eine Person getötet wurde. Portugal. Der portugiesische Geschäftsträger in Washington hat den Staatssekretär Hay davon in Kennt nis gesetzt, daß die portugiesische Regierung den vom Berner Schiedsgericht für die Delagoabahnez festgesetzten Geldbetrag zur Verfügung der Regierung der Vereinigten Staaten halte. Dieser auffällige Geldüberfluß Portugals gewinnt durch die letzten Lobeshymnen auf England in der portugiesischen Kammer und die Erlaubnis des Truppendurchmarsches über Beira ein erhöhtes Interesse. Sollte der „großherzige" Freund in London einmal wieder in die Tasche gegriffen haben, damit er es nur allein mit Portugal zu thun hat? Dos letzteres auch für England die Summe, zu der Portugal verurteilt worden ist, bereit hat, davon verlautet merkwürdiger Weise nichts. In Washington wurde eine sehr zahlreich be suchte Versammlung zu Gunsten der Buren abgehalten, an der viele Senatoren und Mitglieder des Repräsentanten hauses, sowie andere hervorragende Persönlichkeiten teil- nahmen. Resolutionen, in denen der Sympathie für die Buren Ausdruck gegeben wird, wurden unter allgemeinem Beifall angenommen. Oertliches und Sächsiches. Naunhof, den 13. April 1900. Naunhof. Anläßlich des Osterfestes verkehren außer den fahrplanmäßigen Zügen aus der LinieLeipzig-Döbeln- Dresden noch folgende Sonderzüge. Sonnabend, am 14. April 1900 ab Naunhof: nach Döbeln 12.49 Nachm. „ Leipzig 3.52 „ Döbeln 5.34 ,, Leipzig 8.30 „ „ Grimma 9.12 „ „ Leipzig 10.30 Dienstag, am 17. April 1900 ab Naunhof: nach Döbeln 12.49 Nachm. „ Leipzig 3.52 „ „ Döbeln 5.34 „ Leipzig 8.32 „ „ Dobeln 9.10 , Naunhof. Von jeher wurde von der Firma Günz L Eule ein besonderes Augenmerk auf die Erzeugung gediegener Ansichtspostkarten gerichtet, denn diese bilden eine ganz zugkräftige Reklame für die Stadt. Heute ist nun abermals eine entzückende Neuheit in einer An- sichtskarte erschienen, auf der unser trautes Kirchlein und die neue stattliche Pfarre in wirkungsvollem Drei- farbendruck, umrankt von Frühlingsblumen wiedergegeben sind. Das mit „Frühlingsgruß aus Naunhof" dekorierte Kärtchen, welches von heut ab in der Druckerei und den Endlich vereint. Roman von Ewald August König. 34 „Go darf ich auf ein Bündnis mit Ihnen rechnen, wenn eS gilt, jene Gründe zu bekämpfen." „Gewiß, da» dürfe« Siel" erwiderte der alte Herr, ihm die Hand reichend. „Was soll ich thun ?" „Lasten Sie mich nachher «och einmal mit dem gnädi gen Fräulein allein." Der Oberst sah ihn eine geraume Weile prüfend an, dann blies er eine lange, dichte Rauchwolke über dasSchach- breit. „Sie haben ein offenes, ehrliches Gesicht," sagte er. „Sie werden da» Vertrauen eine» alten Mannes nicht mißbrauchen. Und nun wollen wir unser Spiel fortsetzen. Ich fürchte, Sie verlieren auch diese Partie." Das wollt« Hugo nicht, mit einem schwachen Geg ner, der immer verlor, zu spielen, war uninteressant, und in feinem Plane lag es auch jetzt noch, pch dem Oberst unentbehrlich zu machen. Einige fein berechnete Züge brachten ihn au» der dro henden Gefahr heraus, er ging nun au» der Defensive zum Angriff über und ließ den alten Herrn nicht mehr zu Atem kommen, der trotz seines heimlichen Nerger» diesem fei nen Spiel seine Anerkennung nicht versagen konnte. „Schachmatt!" sagte Hugo endlich, „Sie haben sich ta pfer verteidigt." „Und nehmen Sie'» mir nicht Übel, Sie haben mich gehetzt wie ein angeschofsene» Wild," erwiderte der Oberst; „aber von einem solchen Gegner besiegt zu werden, ist keine llnehre." Helene war bei den letzten Worten wieder etngetreten, sie gab den Pflanzen auf dem Blumentisch Master, voll Bewunderung ruhte der Blick Hugos auf der schlanken, schönen Gestalt. „Willst Du e» mit dem Herrn versuchen, Helene?" fuhr der Oberst fort. „Wenn Du auch besiegt wirst, so kannst Du doch manche» lernen." bekannten Verkaufsstellen für Ansichtskarten zu haben ist, wird gewiß den Beifall des Publikums finden, manchen in der Ferne weilenden Lieben ein gern ge sehenes Zeichen aus der Vaterstadt bilden und die auf dem Gebiete des Kunstdruckes leistungsfähige Verlags firma zu weiteren Herausgaben veranlassen. Der Spar-, Credit- und Bezugsveretn ErdMUNNs- hain hat auch im verflossenen Monat wieder eine rege Thätigkeit zu verzeichnen, was am besten aus folgendem Kassenausweis hervorgeht. Monat März 1900. Einnahme 49 Mk. 67 Pf. Anteile, 5725 Mk. 33 Pf. Sparein lagen, 831 Mk. 55 Pf. Darlehn, 13203 Mk. 83 Pf. Warenschulden (Einnahme für verkaufte Waren), 4897 Mk. 50 Pf. Bankverkehr, 4 Mk. 79 Pf. Unkosten, 87 Mk. 5 Pf. Zinsen, Summa 24799 Mk. 72 Pf. Aus gabe: Anteile und Anlehn 100 Mk., Spareinlagen 3856 Mk. 27 Pf., Darlehn 4125 Mk. 17 Pf., Lieferanten (Ausgabe für gekaufte Waren) 12162 Mk. 87 Pf., Bankverkehr 3500 Mk., Lausende Rechnung 234 Mk. 65 Pf., Unkosten 763 Mk. 57 Pfg., Zinsen 20 Mk. 69 Pf., Inventar 36 Mk. 50 Pf., Summa 24 799 Mk. 72 Pf. Gesamtumsatz 49599 Mk. 44 Pf. Auch in Albrechtshain, Erdmannshain und Grotzsteinberg ist die Maul- und Klauenseuche aus gebrochen, wie amtlich gemeldet wird. f Für Eltern und Vormünder. Zur gegenwärtigen Zeit, in der Tausende junger Leute ihre Lehre antreten, erscheint es geboten, darauf hinzuweisen, daß nach dem neuer Handwerkergesetze der Lehrvertrag binnen vier Wochen nach Beginn der Lehre schriftlich abzuschließen ist. Der Lehrvertrag muß enthalten: 1. die Bezeichnung des Gewerbes oder des Zweiges der gewerblichen Thätig keit, in welcher die Ausbildung erfolgen soll; 2. die Angabe der Dauer der Lehrzeit; 3. die Angabe der gegenseitigen Leistungen; 4. die gesetzlichen und sonstigen Voraussetzungen, unter welchen die einseitige Lösung des Vertrages zulässig ist. Der Lehrvertrag ist kosten- und stempelfrei. Wer es unterläßt, den Lehrvertrag bei Ein- gehung eines Lehrverhältnistes abzuschließen, hat eine Geldstrafe bis zu 20 Mark zu gewärtigen. — Für alle diejenigen jungen Leute, die in ein Arbeits- oder Dienst verhältnis treten, ist die Ausstellung eines Arbeits- oder Dienstbuches nötig. Hierzu ist die Einwilligung des Vaters, oder wenn dieser verstorben, des Vormundes unbedingt erforderlich. Wenn dieser auswärts wohnt und nicht persönlich erscheinen kann, so muß die Einwilligung schriftlich und behördlich beglaubigt beigebracht werden. Die Einwilligung der Mutter oder die Erklä rung der Mutter: der Vater oder der Vormund ist mit der Ausstellung eines Arbeitsbuches einverstanden, genügt nicht. Ferner ist zur Ausstellung eines Arbeitsbuches der Konfirmationsschein, zur Ausstellung eines Dienstbuches der Konfirmalionsschein und der Impfschein über die Impfung im 12. Lebensjahre (grüveS Papier) vorzulegen. Von der Generaldirektion ist die Erlaubnis erteilt worden, daß die Begleiter von Tiersendungen in Zukunft auf Verlangen in Packwagen oder in Personenwagen 3. oder 4. Klasse befördert werden sollen. -j- Die Zahl der in Berlin lebenden Sachsen wird auf 40 000 geschätzt. f Die Höhenangaben auf den Verkehrsstellender sächsischen Staatseisenbahnen sind bekanntlich nach dem Ostseespiegel bewirkt. Nachdem nun aber in Deutsch land für alle Höhenmessungen der Nullpunkt des Amsterdamer Pegels angenommen worden ist, werden „Nein, nein, ich danke," unterbrach sie ihn lachend, aber dieses Lachen klang gezwungen. „Na, wie Du willst. Ich hoffe noch manche Partie mit Ihnen zu machen, Herr Wildenbruch. Sie kommen also auch heute nachmittag nicht ins Cafe ?" „E» wird mir nicht möglich sein, da ich in der Billa Bauerband zum Diner geladen bin." „Wie kommen Sie zu diesem Herrn? Er war früher Schneider." „Bitte um Entschuldigung: Marschand Talljbr!" „Ja so, und sein KonservationS-Lexikum wird wohl in seiner Billa auch die Hauptrolle spielen!" lachte der Oberst „Je nun, ich nehme ibn, wie er ist, gute Leute und schlechte Musikanten pflegt man zu sagen, es muß ja auch solche Käuze geben. Er war ein Freund meines Vaters und diese Freundschaft hat er nun auf mich übertragen, wes halb soll ich sie nicht annehmen?" „Sie haben recht, ganz recht," erwiderte der Oberst, „er ist bei all seinen lächerlichen Eigenschaften ein guter Kerl Ich glaube, ich habe aus früheren Jahren noch einen Brief von ihm, über den Sie sich krank lachen werden, wenn Sie ihn lesen Entschuldigen Sie mich auf ein paar Minuten, ich werde nachsehen, ob ick ihn finde." Hugo trat, sobald der alte Herr oa» Zimmer verlaffen hatte, an den Blumentisch, er sah den entschlossenen Zug wohl, der letzt die Lippen des Mädchen» umzuckte, aber er ließ sich durch ihn nicht zurückschrecken. „Welche Antwort geben Sie mir?" fragte er. „Keine," antwortete sie mit gepreßter Stimme. „So herzlos können Sie nicht sein!" „Nennen Sie das herzlos?" „Jawohl, gnädiges Fräulein; ich kenne zwar den Wort laut de» Briefes nicht, aber ich weiß seinen Inhalt Ihr Schweigen würde ein arme» aus tausend Wunden blu tendes Herz nock unglücklicher machen." Helene wandte das Antlitz ab und blickte lange sin nend zum Fenster hinaus. „Was soll ich antworten ?" brach sie endlich ihr Schweigen. „Soll ich wiederholen, wa» ich auch die Höhenangaben im Bereiche der sächsischen Staatsbahnen nach diesem Normal-Nullpunkt abgeändert, der 2,9 om über dem Ostseespiegel liegt. 1- Die Abgg. Dr. Schill und Opitz haben in der zweiten Kammer einen Antrag auf Einführung einer Warenhaussteuer eingebracht. Da er von den meisten » konservativen und nationalliberalen Abgeordneten unter zeichnet ist, wird er auch wohl angenommen werden. Als Dirigent der Leipziger Singakademie ist an Stelle des Kapellmeisters Hans Winderstein, der Leipzig mit seiner Kapelle wieder verlaffen hat, Gustav Wohl gemuth, der rühmlichst bekannte Chormeister des „Leipziger Männerchor", gewählt worden. Leipzig. Ein Hochstapler dec sich stuä. msä. Freiherr Karl v. Hönnger nannte und in Universitäts städten, darunter auch in Leipzig, seine Gaunereien ver übte, ist endlich in Greifswald dingfest gemacht worden. Er entpuppte sich als ein zwanzigjähriger Barbier aus Zeitz. Leipzig. Prozeß der „Harmlosen". In dem Prozeß gegen v. Kayser, v. Kröcher und v. Schacht- meyer hob auf die Revision des Staatsanwalts das Reichsgericht daS freisprechende Urteil des Landgerichts I Berlin vom 21. Oktober v. I. auf und überwies die Sache an die Vorinstanz zurück, weil der Begriff der Gewinnsucht beim gewerbsmäßigen Glücksspiel verkannt worden sei. Leipzig. Ein französisches Kanonenrohr, das im 1870er Feldzuge erbeutet worden war, hätte bald ein großes Unheil angerichtet. Gan; in der Nähe des Ortes, wo sich am Sonnabend Abend das gräßliche Brandunglück ereignete, befindet sich an der Ecke der Glocken- und Sternwartenstraße die Jaucksche Glocken gießerei, deren Besitzer eine Anzahl alter französischer Kanonenrohre vom Kriegsministerium zum Glockenguß erworben hat. Eins dieser Rohre sollte bevor es dem eigentlichen Schmelzofen übergeben werden sollte, erhitzt werden, um es besser zertrümmern zu können, nachdem es von dem Chef der Gießerei untersucht worden war, ob es nicht etwa aus den Zeiten seiner Kriegstüchtig keit her noch einen verderbenbringenden Inhalt berge. Die Revision war befriedigend ausgefallen, wonach man die Hitze des glühenden CoakS auf die alte Kanone wirken ließ. Gegen i/z1l Uhr vormittags ertönte nun eine mächtige, weithin vernehmbare Detonation, die die ganze, noch von dem großen Brandunglück aufgeregte Umwohnerschaft von neuem in Schrecken setzte. Allge mein glaubte man, eS habe in den Trümmern der aus gebrannten Celluloidfabrik eine neue Explosion statt gefunden. In Wirklichkeit aber bildete diesmal der Hof des Jauckschen Grundstückes die Stätte der Zer- störung. Es wird angenommen, daß durch das heiß gewordene Kanonenrohr der an seiner inneren Gewandung angesetzte alte Pulverschleim zur Explosion gebracht worden ist. Die Scheiben sämtlicher nach dem Hofe gehenden Fenster sind bis ins dritte Stockwerck hinauf von dem gewaltigen Luftdruck zertrümmert morden. Ganz fürchterliche Folgen hätte die Explosion haben können, wenn das Kanonenrohr direkt in den Schmelz ofen gelangt wäre. Nicht nur daS ganze Fabrikgebäude wäre der Zerstörung ausgesetzt gewesen, auch zahlreiche Menschenleben hätten in großer Gefahr geschwebt. So sind Menschenopfer erspart geblieben, denn im Augenblicke der Explosion befand sich zum Glück Niemand auf dem Fabrikhofe. Zu erwähnen ist noch, schon einmal gesagt habe? Ich möchte das nicht gerne, denn mir selbst stno diese Worte schmerzlich, und doch kann ich auch heute nur dasselbe sagen." „Und darf ich fragen, aus welchen Gründen." „Nein, diese Frage dürfen Sie nicht an mich richten," fuhr sie hastig fort, „thun Sie es dennoch, so werden Sie keine Antwort darauf erhalten. ES kann vielleicht einmal eine Zeit kommen, in der ich meine Gründe nennen werde, nur jetzt nicht." „So bitte ich Sie, beantworten Sie mir nur die eine Frage: RichtetJhreAbueigungsich gegen die PersonTheoö? Er weiß ja selbst, daß er ein unschöner Mann ist." „Halten Sie ein!" unterbrach sie ihn abermals, indem sie beide Hände auf daS stürmisch pochende Herz preßte. „Sie quälen mich mit Ihren Fragen, Herr Wildenbruch. Glauben Sie, ich sei so gedankenlos, daß ich nur auf die äußere Erscheinung und nicht auf den inneren Wert fähe?" „Nun, wenn es dieser Grund nicht ist, dann verstehe ich nicht, welcher andere es sein soll," sagte Hugo kopf schüttelnd. Theo ist in jeder Beziehung ein guter Mensch, er befindet sich in guten Verhältnissen ..." „Und glauben Sie, daß diese glänzenden Verhältnisse mich blenden und auf meine Entscheidung irgend welchen Einfluß üben können?" fragte Helene, sich hoch aufrich tend. „Sie sind kein guter Anwalt Ihres Freundes, der Hinweis auf die glänzenden Verhältnisse kann mich nur in meinem Entschluß bestärken." Sie verließ nach diesen Worten mit einer leichten Ver beugung das Zimmer; und kaum hatte sie die Thüre hin ter sich zugezogen, al» der Oberst wieder eintrat. „Ich kann den Brief augenblicklich nicht finden," sagte er, „na, ich werde später noch einmal nachsehen. Ich werde nun ja wohl noch öfter da» Vergnügen haben, Sie zu be grüßen." Hugo holte die Handschuhe au» der Tasche und zog sie langsam an, sein Blick ruhte dabei forschend auf dem wet- tecgebräunten Antlitz de» alten Haudegen». 73,18