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Uebergang über dcn Vaal-Fluß bei FourteentzreamS, wo die Bahnbrücke zerstört ist, streitig gemacht wird. Wichtig sind die Maßnahmen der Kapregierung. Wie aus Kapstadt telegraphiert wird, veröffentlicht eine Sonderausgabe des Amtsblattes eine Proklamation des Gouverneurs Milner, welche besagt: Infolge der feind lichen Invasion in den Distrikten PrieSka, Kenhardt, Britstown, Barkly West, und da viele Staatsangehörige die Waffen Hegen die Regierung ergriffen haben, ist es nötig, die Invasion zurückzuschlagen und den Aufstand zu unterdrücken. Deshalb ist in diesen Distrikten das Kriegsrecht proklamiert. Oesterreich ungarn. In Krakau herrscht un erhörter Kohlenmangel. Die Preise bei Kleinhändlern sind um 40 Kreuzer per Zentner gestiegen. Der Vor rat der großen Kohlenlager ist fast erschöpft. Dabei herrscht Frostwetter bis zu 6 Grad. Die Fabriken sind von Stillstarid bedroht. Niederlande. Der holländische Friedensbund versendet an alle auf der Haager Friedenskonferenz ver tretenen Regierungen ein Memorandum bezüglich der Friedensvermittlung. Dasselbe weist darauf hin, daß der Waffenehre beider streitenden Teile Genüge gethan sei, und daß die Beschlüsse der Haager Konferenz den Mächten die Pflicht der Intervention auferlegen. Das Memorandum enthält die Unterschriften von 3000 hervor, ragenden Persönlichkeiten der Niederlande. Amerika. Da die Vereinigten Staaten ihrer seits stets betont haben, daß keine fremde Macht das Recht habe, Amerika bezüglich der in Beratung befind lichen Gesetze Vorschriften zu machen, so hat das ameri kanische Staatsdepartement es auch nicht für opportun gehalten, gegen deS deutsche Fleischbeschaugesetz, so sehr dasselbe auch in Amerika mißfällt, Vorstellungen zu er heben. Indessen sammelt das Staatsdepartement In formationen bezüglich der Verfälschung deutscher Waren und der unter dem deutschen Vieh herrschenden Krank, heiten, und das Ackerbaudepartement läßt die deutschen Weine analysieren. England. Eine Erhöhung der inneren Steuer auf Tabak, Spiritus, Bier rc. wegen des Krieges schwebt seit längerer Zeit in der Luft. Die Kaufleute beeilen sich, sämtliche bedrohten Waren so schnell wie möglich aus dem Zollverschluß herauszunehmen. Oertliches und Sächsisches. Naunhof, den 9. März 1900. Eine Fachschule in Naunhof. Wir sind heute in der Lage, unseren Lesern eine recht erfreuliche vor. läufige Mitteilung machen zu können. Den Bemühungen unseres regen Gewerbevereins ist es gelungen, den Direktor einer auswärtigen Fachschule für unser freund- liches Städtchen zu interessieren, sodaß derselbe die Ver legung seiner Anstalt hierher fest in Aussicht genommen hat. Der Genannte hat mit Hilfe des Gewerbevereins bereits die vorbereitenden Schritte gethan und dürfte nunmehr offiziell mit einer Eingabe an unseren Stadt gemeinderat bez. Schulvorstand herantreten, welche (laut Beschluß der Vorstandssitzung am Montag) durch ein befürwortendes Schreiben des genannten Vereins unter- stützt werden soll. In beiden wird die Stadt um un entgeltliche Ueberlassung eines oder zweier Räume im alten Schulhause gebeten — einem Ersuchen, dem in Anbe tracht der großen Vorteile, die in Aussicht stehen, wohl Hudlich vereint. Roman von Ewald August König. 7 Theo nickte zustimmend und lehnte sich in den Sessel zurück, er hatte an seinem Glase nur genippt, während der andere es hastig austrank. „Du wirst Dich erinnern, daß Dein Vater die Vormund schaft über mich übernahm, als der meinige gestorben war," fuhr Hugo fort, während er das lange, blonde Haar von der hohen, geistvollen Stirne zurückstrich. „Die beiden Her ren waren ja Vettern, da konnte es mir nur angenebm sein, daß ein Mitglied meiner Familie sich des verwaiste» Knaben annahm." „Und über allzugroße Strenge meine» Vaters wirst Du Dich nicht zu beklagen gehabt haben," warf Theo ein. „Nein, er ließ mich lausen und kümmerte sich um mein Wohl und Wehe wenig. Und al» ich ihm sagte, daß ich Schauspieler zu werden wünsche, hatte er auch dagegen wenig einzuwenden. Er gab mir eine kleine Summe und sagte mir, dieses Geld sei der Rest meine» väterlichen Ver mögen», ich möge eS gut auwenden, denn ich müsse nun selbst mir meinen Weg bahnen, von ihm hätte ich nichts weiter zu erwarten. Darf man in diesem eleganten Salon eine Cigarre rauchen -" Theo erhob sich und holte ein kleines, zierlich gear beitetes Kistchen, das er offen seinem Gaste anbot Hugo nahm eine Cigarre heraus und zündete sie an. „ES war kein Segenswunsch, womit Dein Vater mich entließ," nahm er wieder da» Wort, nachdem er den Duft der ersten Rauchwölkchen mit der Miene eine- Kenners eingesogen hatte, „indessen, ich fand das in der Ordnung und beschloß, mein Geld gut anzuwenden Die Summe reichte gerade, daß ich eine Theaterschule ein Jahr lang besuchen konnte, ich hätte das bester nicht gethan, denn ich lernte nur hohles Pathos Dann versuchte ich mich in kleinen Rollen, zuerst al» Statist, dann al» schweigsamer Diener, der nur sechs Worte zu sprechen bat, und nachdem ich da» Lampenfieber glücklich überwunden hatte, wurde - entsprochen werden dürfte. Die fragliche Anstalt besteht seit zirka 9 Jahren und der höchste Bestand ihrer Hörer (Herren im Alter von 20—40 Jahren) belief sich jetzt auf 30. Es werden also^ wenn die Anstalt hierher ver legt wird, das ganze Jahr 20—30 Garyonlogis ge braucht, unsere Wirte erhalten ebensoviel Mittagsgäste, der Bedarf an Kleidern, Schulmaterial, Büchern, Lehr mitteln usw. würde natürlich hier ebenfalls gedeckt werden, einige unserer Herren Lehrer würden Gelegenheit finden, an der Anstalt Unterricht zu erteilen — kurz, wir würden in jeder Hinsicht die Verlegung des Instituts als ein erfreuliches Ereignis zu begrüßen haben. So bald weitere Thatsachen vorliegen, werden wir sie unseren Lesern mitteilen. In Kleinpösna hat man Bohrversuche nach Kohlen gemacht. Bereits bei 20 Meter Tiefe ist man auf ein Kohlenflötz gestoßen. Hoffentlich zeigt sich die Sache ergiebig. -j- Landtag. Bon besonderem Interesse für unsere Stadt war die Verhandlung der zweiten Kammer, in der die Deputationsanträge zur Beschlußfassung gelangten, welche für den Bau des zweiten Geleises statt der als zweite Rate geforderten 1000000 Mark nur 800 000 Mark bewilligte. Unser Abgeordneter, Herr Gleisberg- Grimma, betont, daß der Bericht der Kommission nicht den von der Staatsregierung ausgesprochenen Absichten entspräche, und daß die Regierung an ihrem ursprüng lichen Plane des Ausbaues der Teilstrecken Borsdorf- Großbothen und Döbeln-Nossen festhalten werde hoffe er. Der weitere Ausbau des ersten Teils (Borsdorf- Großbothen), der im Deputationsbericht nur nebensächlich behandelt fei, entbehre jeder Schwierigkeiten, sei aber von wesentlichster Bedeutung für die Städte Naunhof und Grimma. Auch möchte beim Ausbau der Bahn hofsanlagen genannter Städte der außerordentlich stark gewordene Personen- und gesteigerte Güterverkehr in Erwägung gezogen werden. Der Berichterstatter, Abg. Niethämmer befürwortet hierauf die Bereitwilligkeit der Regierung zur schnellen Herstellung der Teilstrecke Bors dorf-Nossen. Großbothen-Leipzig sei schon fin Angriff genommen, und er hofft auch, daß die speziellen Wünsche des Abg. Gleisberg Befriedigung finden werden. Sämt liche Deputationsanträge wurden hierauf von der Kammer angenommen. f Vom Landtage. In den Etat sind 30 000 Mark eingestellt worden zu Unterstützungen an solche bedürftige Pferdebesitzer, deren Pferde bis,'zur Einrichtung einer Zwangsversicherung an der Bornaischen Krankheit umgestanden oder getötet worden find. Abg. Horst- Mulda sprach der Regierung Dank für die Einstellung der Summe aus und bat um Aufklärung, ob die Ein stellung auch rückwirkende Kraft habe. Staatsminister von Metzsch antwortete darauf in bejahendem Sinne, worauf Abg. Schubart-Euba die eingestellte Summe als zu klein für eine reichliche Entschädigung bezeichnete und auf Schwierigkeiten bei der Verteilung der Unterstützungen hinwies. — Die Frage wurde der Finanzdeputation überwiesen. f Der Schluß des Landtages soll um den 10. Mai zu erwarten sein. Besteuerung der Warenhäuser. Voraussichtlich wird sich der Landtag schon in der nächsten Zeit mit einem Anträge konservativer Abgeordneter zu beschäftigen haben, der dahin geht, die königliche Staatsregierung um Vorlage eines Gesetzentwurfes zu ersuchen, der die «-W-MWMSSSSMSMSSISWWWNWWWIS-SWSEWSSSSSWSS»« ich bei einer kleinen Truppe als jugendlicher Liebhaber engagiert. Ich habe mir inimer sagen lasten, man müsse von der Picke auf dienen, wenn man eS zu etwas bringen wolle, ob's richtig ist, weiß ich heute noch nicht, aber das weiß ich, daß ein Körper von Eisen und Stahl dazu ge hört. Wie man mit Anstand hungern kann, ohne eS je mand zu verraten, daS habe ich gründlich gelernt. Ich will Dich nicht belästigen mit Aufzählung aller herben Erfahr- ungen, die ich machen mußte, eS würde Dich ermüden. Ich darf mir vielleicht sagen, daß ich im Laufe dieser Jahre ein tüchtiger Schauspieler geworden bin, denn trotz aller Enttäuschungen und Entbehrungen verlor ich mein Ziel nicht aus den Augen, ich bildete mich weiter, so oft ich Ge legenheit dazu fand, und so habe ich vielleicht mehr ge lernt, al» mancher Schauspieler, der durch einen glück lichen Coup, sagen wir durch einen Coulistenwitz der Lieb ling des Publikum» geworden und geblieben ist. An grö ßeren Bühnen ein Engagement zu finden, gelang mir nicht, so reiste ich denn zuletzt mit einer kleinen Truppe, einer richtigen Schmierenbande durch Baden nach der Schweiz. Anfang» ging alle» gut, die Gagen wurden prompt be zahlt, dann traten Stockungen ein, und da der Direktor ein Lump war, so machte er eine» Tage» kurzen Prozeß, er nahm mit der Kaste Reißaus und überließ uns und seine übrigen Gläubiger ihrem Schicksal. Wir fanden in seiner Wohnung nur ein Dutzend leere Champagnerflaschen und eine Schublade voll gebrauchter Papierwäsche, das war alles, was er hinterließ Na, was war zu machen? Wir beschlossen, auf gemeinschaftliche Rechnung weiter zu spielen, aber das Publikum, daS sich ja überall durch außer- ordentliche Weisheit auszeichnet, schenkte uns kein Ver trauen mehr, die Bänke blieben leer, die TageSkosten wur den nicht gedeckt, der Magen knurrte immer bedenklicher, und schließlich sahen wi^ uns genötigt, bei Nacht und Ne bel zu verduften." „Ohne einen Heller in der Tasche?" fragte Theo teil nahmevoll. „Ohne einen Heller in der Tasche," wiederholte Hugo. Besteuerung der Warenhäuser in ähnlicher Weise vor- sieht, wie derjenige, den der preußische Finanzminister v. Miquel dem preußischen A^eordnetenhause vorgelegt hat. Es ist in Sachsen in das Belieben der Gemeinden gestellt, ob sie Konsumvereine einer besonderen Gemeinde besteuerung bis zu 2 Prozent des Umsatzes unterstellen wollen. Der preußische Gesetzentwurf läßt dagegen die Konsumvereine unbesteuert und will die Umsatzsteuer, die aber 20 Prozent des Ertrages nicht überschreiten darf, erst bei einem Umsätze von 500 000 Mark ein- treten lasten. ES liegt Grund -zu der Annahme vor, daß man bei uns in Sachsen auf eine landesgesetzliche Besteuerung sowohl der Konsumvereine als der Waren häuser zukommen wird, weil diese beiden großkapita- listischen Detailbetriebe durch die Ueberlegenheit, die ihnen ihre Kapitslkraft verschafft, die Existenz der kleinen Kaufleute und Handwerker in ganz gleicher Weise ge fährden. Weiter soll beabsichtigt sein, die großen Konsum- Vereine nach einem höheren Satze zu besteuern, als die kleineren Unternehmungen und mit der Besteuerung nicht erst zu beginnen, wenn der Umsatz eine halbe Million Mark überschreitet, sondern viel früher. Außerdem dürfte die Bevölkerungszahl de» Ortes, in welchem die großkapitalistische Vereinigung ihren Sitz hat, bei der Feststellung der Hohe des Steuerbetruges in Berück sichtigung gezogen werden. f Vom 1. April ab werden bekanntlich die Taxen für offene Ortssendungen (Postkarten und Drucksachen bis zum Gewichte von 50 Z) auf 2 Pfg. ermäßigt. Infolgedessen werden von diesem Tage ab neue Brief marken zu 2 Pfg., sowie Postkarten zu 2 Pfg., und solche mit Antwort zu 4 Pfg. zur Ausgabe gelangen. Diese neuen Wertzeichen zu 2 Pfg. gelangen zunächst in derselben Ausführung zum Verkauf, wie die jetzigen 3 Pfg.- und 5 Pfg.-Marken. Das Markenbild stellt also einen ovalen Rahmen dar, in welchem dcr Wert betrag eingedruckt ist; um den Rahmen ist ein Kranz gelegt mit der Kaiserkrone. Die Marken werden in schiefergrauer Farbe hergestellt. Später wird auch für diese Wertzeichen das für die neue Postwertzeichen-Serie angenommene Germania-Bild Verwendung finden. Um die unrichtige Frankierung von Ortssendungen vor dem 1. April zu vermeiden, wird bei den Postanstallen mit dem Verkaufe der neuen Marken an das Publikum erst am 29. März begonnen werden. Bezüglich der Wohnungsgeldzulage für die sächsischen Staatsbeamten verlautet jetzt aus sicherer Quelle, daß man seitens der sächsischen Regierung be absichtigt, ein Uebergangsstadtum in Gestalt einer soge nannten Teuerungszulage an die Beamten zu schaffen. Diese Zulage soll für die großen Städte 7^ Vg und für die übrigen Städte 5 des Diensteinkommens betragen. -f- Die in der vorigen Woche stattgefundenen Schneestürme erinnern in ihrer Heftigkeit an diejenigen im März des Jahres 1865, zu welcher Zeit die Eisen- bahnfahrten in Sachsen in Folge Schneeverwehungen vielfach unterbrochen waren. In WolfShain ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Die Bahnhofswirtschaft zu Wurzen soll vom 1. Juli d. I. ab anderweil auf 6 Jahre verpachtet werden. Pachtgebote find bis zum 17. März l. I. an die Generaldirektion der Staatsbahnen in Dresden einzusenden. „Hätten wir vielleicht unsere Gläubiger um Reisegeld an sprechen sollen?" „Du hättest mir schreiben sollen!" „Bah, so tief war ich noch nicht gesunken, daß ich um Almosen betteln konnte. Und wenn ich e» später auf mei ner langen Fußwanderung hierher in den Dörfern gethan habe, so bin ich den Bauern für ein Mittagessen oder ein Nachtlager nicht» schuldig geblieben, sch regalierte sie da für mit kleinen harmlosenTaschenspielerkunststückchen, oder ich fidelte ihnen auf der Geige zum Tanze auf. Kam ich in größere Städte, so begrüßte ich da» Handwerk; unter dem lustigen Schauspielervölkchen ist selten einer, der nicht ein gutes Herz hat. Ich suchte natürlich überall, wo ich eine Bühne fand, ein Krgagement, aber die Theatersaison neigte sich zum Ende und alle Fächer waren besetzt, da mußte ich denn den Wanderstab weitersetzen. So schlug ich mich recht und schlecht durch, und nun bin ich hier." „Und wa» suchst Du hier?" fragte Theo. Der Schauspieler blickte eine Weile in die Glut seiner Cigarre, ein ironisches Lächeln umzuckte seine Lippen. „Lebt der andere Vetter unserer Väter noch, der Ma ler Ernst Wildenbruch?" fragte er. „Allerdings, er hat seine Frau inzwischen verloren, Franziska führt ihm die Haushaltung." „Er hat nur diese eine Tochter?" „Jawohl." „Und wie steht Ihr mit ihm?' „Wir kommen selten, sehr selten zusammen," erwiderte Theo ausweichend, „der Maler ist derb und geradeaus, mein Vater macht ihm den Borwurf, er sei neidisch auf ihn..." Ein leise», heisere» Lachen Hugo» unterbrach ihn. „Onkel Ernst zeichnete sich immer durch seine Grobheit aus, aber er war durch und durch ein Ehrenmann," sagte der Schauspieler. Theo, der das Gla» seine» Gaste» wieder gefüllt hatte, blickte unwillig auf. „WaS willstDu damit sagen?" fragte er. „Nichts weiter, al» was ich bereit» gesagt habe." 73,1L