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Ein Inder über Deutsch-Ostafrika. Unter Bezugnahme auf verschiedene Klagen der in Deutsch-Oftafrika thatigen indischen Kaufleute, nament lich über hohe Steuern, äußert sich ein wissenschaftlich gebildeter Inder Aga Khan, »in Kodja au-Bombay, in einer Zuschrift an die „Times of India" über die Verwaltung der deutschen Kolonie wie folgt: „Kürzlich habe ich eine ausgedehnte Reise nach Deutsch-Ostafrika gemacht und alle wichtigen Punkte besucht. Ich hatte dabei eine selten günstige Gelegen heit, die indische Frage an Ort und Stelle zu studieren, und habe mich von der Gerechtigkeit der deutschen Regierung und davon überzeugt, daß die gegenwärtigen Beamten von hohen moralischen Idealen bei ihrer Ver waltung geleitet werden. Die Inder erhallen für die Steuern, die sie bezahlen, absolute Sicherheit für Leben und Eigentum, ein schnell arbeitendes System der Rechtspflege, ausgezeichnete Straßen, Wasser und alle Wohlthaten einer zivilisierten Regierung. In 10 Jahren haben die Deutschen Dar-eS-Salaam aus einem schmutzigen afrikanischen Dorfe zu einer prächtigen, modernen zivilisierten Stadt gemacht und außerdem den Grund für eine große Stadt der Zukunft gelegt. Selbst kleine ProvinzislftSdte sinv schön, rein und gut beleuchtet mit sehr weiten Straßen; sie sind außerdem durch Polizei vorzüglich überwacht. Ich kann nicht genug rühmen, was die Deutschen an öffentlichen Arbeiten, schönen freien Hospitälern, ausgezeichneter und zahlreicher Polizei in der kurzen Zeit ihrer Verwaltung geschaffen haben. Gute Schulen sind in vielen Teilen des Landes verbreitet, und die Regierung versucht alle verschiedenen Teile der farbigen Bevölkerung dazu zu bringen, die lateinischen Buch staben beim Schreiben ihrer verschiedenen Sprachen zu gebrauchen. Durch dieses System wird der Verkehr in einem Lande, in dem viele Sprachen gesprochen werden, äußerst erleichtert. Etwas, was ganz besonders zu bemerken ist, sind die wissenschaftlichen Arbeiten. Die Flora und Fauna des Landes find durch und durch klassifiziert, während die großen Aussichten auf agrikulturellem und minera lischem Gebiete das Beste für die Zukunft des Landes erhoffen lassen. Die große Gerechtigkeitsliebe, Liberalität und der weite Blick der gegenwärtigen Beamten vom Gouverneur General Liebert abwärts lassen nichts zu wünschen übrig. Wenn die Inder sich in Deutsch- Ostafrika nicht wohl fühlen, so ist es sicher nicht der Fehler der deutschen Regierung. Deutsche- «eich. Was das Fleischbeschau gesetz angeht, so werden sich die verbündeten Regierungen vom Reichstag keines falls über die früher gekennzeichnete Linie — lediglich Verbot von Büchsenfläsch und Würsten aus sanitären Gründen — hinausdrängen lassen. Giebt hier in dritter Lesung die ReichstagStagSmehrheit nicht nach, so fällt auch dieses Gesetz. Wenn auch die Meldung der „M. Mg. Ztg." daß die 1er 8 siv-s im Reichstage überhaupt nicht mehr zur Verhandlung kommen werde, unbegründet lein dürfte, da Zentrum und Konservative zur Zeit auf ihrer Absicht beharren, nach den Osterferien die dritte Lesung zu Ende zu Wren, so mehren sich doch, nach dem „Hamb. Korr.", die Anzeichen, daß der Widerstand in Bundesratskreisel» gegen das Gesetz erheblich zunimmt. Es ist heute entschieden Aussicht vorhanden, daß zwischen den gesetzgebenden Faktoren keine Einigung über die Isr 8sinrs zu Stande kommt, und daß somit die Vorlage fällt. Ausland. Krieg in Südafrika. London, 28. März. Die „Dimes" melden, daß die Antwort Rußlands auf das Ersuchen der Präsidenten Krüger und Steijn um Intervention in der südafrika nischen Frage abgegangen ist. In derselben drückt die russische Regierung in einem den Buren freundlichen Tone ihr Bedauern aus, angesichts der energisch ab lehnenden Haltung Englands in der Angelegenheit nicht vermitteln zu können. Das „Reut. B ur." meldet aus Lourenco Marques: General Joubert ist gestorben. (Da sich wiederholt frühere Meldungen vom Tode Jouberts nicht bewahr heitet haben, so darf man wohl die Hoffnung hegen, daß auch diese Mellmng keine Bestätigung siMn werde. Nach St. Helena ist die gefangene Armee Cronjes nach einem Telegramm des Berliner Lokalanzeigers bis her deshalb nicht eingeschifft worden, weil Präsident Krüger an Salisbury telegraphierte mit der bündigen Erklärung, im Falle der Ausführung jener Drohung würde mit den britischen Gefangenen in Pretoria ent sprechend verfahren werden. Was der Präsident mit ihnen vorhat, deutete er in dem Telegramm nicht an. Die Bergwerke von Johannesburg sollen von der Transvaal-Regierung geschlossen worden sein und die schwarzen Bergwerksarbeiter zum Schanzenbau auf den Johannesburg umgebenden Hügeln verwandt werden. Nach einer Meldung des „Daily Chronicle" ist noch die ganze Gegend westlich von Kimberley bis nach Capstadt hinab in Hellem Ausstande. Die Belagerung und Beschießung auf Mafeking dauert mit ungeschwächten Kräften fort. Oesterreich. Die slovenischen Abgeordneten des steirischen Landtags beschlossen, in Folge des angeblich rücksichtslos ungerechten Vorgehens der deutschen Land tagsmajorität den Beratungen des Landtags fernzubleiben. England. Wie das „Reutersche Büreau" er klärt, beabsichtigt der Prinz von Wales, nicht zur Er öffnung der Weltausstellung nach Paris zu gehen. König Bopold von Belgien zeigt sich unversöhn lich. Er hat entschieden, daß der Kronprinzessin Stephanie weder der Titel königl. Hoheit, noch der einer Prinzessin von Belgien znkommen dürfe; sie führt nun mehr den Namen Gräfin Lonyay ohne weiteren Titel. Schweiz. Im Nationalrat gab der Bundesrat Müller, Chef des Militärdepartements, die Erklärung ab, durch das neue Einbürgerungsgesetz werde die Schweiz verlangen, daß sich die in der Schweiz angesiedelten Aus länder, welche in ihrem ausländischen Heimatstaat keinen Militärdienst leisten, in der Schweiz einbürgern, im Falle einer Weigerung aber die Republik verlassen müssen. Die Einbürgerung sei nötig, damit die Ausländer nicht fernerhin im Militärdienst günstiger gestellt seien als die Schweizer, indem sie weder im Auslande, noch in der Schweiz Militärdienst leisten oder Ersatzsteuern zahlen. Lertttches und GüchNsches. Naunhof, den 30. März 1900. Naunhof. Unsere Kleinsten mit zu erziehen, diese schwere Aufgabe stellte sich im vergangenen Jahre Frl. Gutmann, al- sie hlerselbst, Gartenstraße in Blümel- Villa einen Kindergarten gründete. Wohl mag damals und auch noch heute manche Vorurteil das segensreiche Wirken einer tüchtigen Kindergärtnerin erschwert haben, indes die goldenen Früchte sind nicht ausgeblieven, sondern kamen gestern vor einem größeren Kreise der Angehörigen und Interessenten des Kindergartens deutlich zn Tage. Bereits an Weihnachten hatte Frl. Gutmann die in wenig Wochen erzielten Resultate dargethan, gestern tbat sie cs mit weit größerem Erfolge, und da 4 der Zög linge nun in die Schule eintreten, so war es gleichsam ein Abschiedsfest für die Kleinen, die, vorbereitet unter liebevoller Heranbildung, reif gemacht wurden, für den nun ihnen beginnenden Ernst deö Lebens. Zehn Zög lingen war Frl. Gutmann eine tüchtige Erzieherin, und daß sie es mit Liebe und Aufopferung verstanden, be wiesen die frohen Gesichter der Kleinen, die ihr Können ihren Lieben und zahlreichen Anwesenden in Kuleys Restaurant vorsührten. Mehrere gemeinsame Deklamationen und Liedchen wurden von den Kleinen recht hübsch vorgetragcn. Sehr anmutend war die Szenerie als Tiroler in Kostümen, nach deren Erledigung sich der Kleinen eine übermütige Stimmung bemächtigte, die sich „hinter den Couliffen" deutlich wahrnehmen ließ. Sehr hübsch nahm sich auch der Reigen aus und ein Liedchen mit Vögelstimmen-Nachahmung. Die wiederholt ver sprochene und voa manchem der hoffnungsvollen Sprößlinge recht stürmisch reklamierte Chokolade entschädigte die muntere Schar für alle ihre Mühen. Leider machte sich bet dem Reigen das Fehlen „des starken Geschlechts" fühl bar, da wegen des gänzlichen Mangels an Jungens diese durch Imitation ersetzt werden mußten, — sehr zum Leidmesen einer der beteiligten — Damen! Die kleine Veranstaltung hat sicher dazu beigetragen, die Freunde eines guten Kindergarten- zu vermehren und auch wir wünschen Frl. Gutmann zu ihrem uneigennützigen Unter nehmen fernere beste Erfolge. Naunhof. Eine würdige Veranstaltung bildete der vom Stcrnwirt arrangierte Ball der jungen Landwirte am vergangenen Sonntage, zu dem zahlreiche Einladungen nach allen Ortschaften der Umgegend ergangen waren. 300 Perjonen waren denn auch erschienen und wurden vom Sternwirt herzlich begrüßt. Sämtliche Teilnehmer haben sich vorzüglich amüsiert. Vertreten waren junge Landwirte auS Naunhof, Ammelshain, Beucha, Eicha, ErdmannShain, Fuchshain, Großsteinberg, Klinga, Köhra, Kleinpösna, Pomßen, SeifertShain, Staudnitz, Threna, Großbardau. Vielleicht führt das wohlgelungene Ver gnügen zu einer späteren Vereinigung der Beteiligten, in der neben dem Vergnügen auch die StandeSinteressen und -Fragen ihren Platz finden können. -j- Um der bedeutend entwickelten Industrie Sachsens eine gewisse Unabhängigkeit vom Kohlenmarkte zu sichern, wird die Einrichtung von Thalsperren und elektrischen Kraststationen, zunächst im Schwarzwasser- und Mulden gebiet, und zwar im Oberlaufe dieser Flüsse angeregt. -f- Arbeitssucher. Im Hinblick auf die bevor stehende Konfirmation erscheint es notwendig, darauf aufmerksam zu machen, daß junge Leute, welche ihren Wohnort verlassen, um auswärts in die Leyre oder in ein Arbeitsverhältnis zu treten, sich in der Heimat schon mit dem in der Gewerbeordnung vorgeschriebenen Arbeitsbuche zu versehen haben, da zur Ausstellung des selben die Zustimmung des Vaters bez. Vormundes er forderlich wird. Die Erfahrung hat gelehrt, daß dies Hndttch vsreint Roman von Ew ald August König. 24 „Wohlan, ich will deutlicher reden! Eine Tanne reiß ich au- Norwegen» Wäldern und tauche sie tief in des Aetna glühenden Schlund, und mit dieser feuergetränkten Riesenfeder schreib ich an die dunkle Himmelsdeck«: Bertha, ich liebe Dich!" „Mein Gott!" flüsterte sie erschreckt, wenn das jemand gehört hätte!" «Ich schrieb e» gern in alle Rinden ein, damit dk ganze Welt e» lesen könnte!" erwiderte er. Purpurglut hatte ihr Antlitz übergösse^ sie wagt« nicht, den Blick zu erheben, um nicht seinen Augen zu begeg nen, die brennend auf ihr ruhten. .Wenn Sie so fortfah- een, eile ich ins Haus zurück," sagte sie mit zitternder Stimme. „Sie müssen vernünftig reden, der Gärtner kann un» jeden Augenblick überraschen. „E- ist ja alle- sehr schön, was Sie da sSAen, lieber Gott, Sie sind ..." „Ich weiß, wa» Sie sagen wollen," fahr er fast, al» ste plötzlich abbrach, „Sie sind die Tochter eines reichen Mannes, und ich bin nur ein armer Komödiant." „Nein, nein, da» wat e» nicht, ich wollte sagen, Sie seien so leidenschaftlich..." „Und da» ist Ihnen unangenehm?" „Weil wir von unserm Dienstpersonal überrascht wer den könne»!" In seinen Augen blitzte«»freudig auf, abermsl» fuhr er mit der Hand durch sein langes Haar. „Sagen Sie mir gan-aufrichtig, würde e» Ihnen un angenehm sein, wenn ich di« gütige Einladung Ihre» Herrn Vater- annähme und mich hier einquartierte?" bat er. „Unan^eneHrn? Weshalb?" »Nein, eher da» Gegenteil!" „O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen!" sagte er, indem er Ihre Hand «rhäschtt, -W er a» femie Lippen zog, „ich banke Ahnen!" „Ich denke mir, wenn Sie bei uns wohnen, kann ich noch manches lernen," erwiderte Bertha verwirrt, „Sie kennen alle Theaterstücke, und ich liebe das Theater so sehr." „Ich werde Ihnen Unterricht geben." „Ach ja, aber wenn Sie dann ein Engagement anneh- men, hat das auch wieder rasch ein Ende." „Und wenn ich nun kein- annehme, um mich Ihnen allein zu widmen?" fragte er, indem er einen vergeblichen Versuch machte, ihr in die Augen zu schauen. „Da kommt Mama," sagte sie anfatmend, „Ich bitte Sie, fragen Sie mich um nichs mehr." „ Nur da- eine noch," bat er, „darf ich die Hoffnung mitnehmen, wenn ich von hier scheide?" Er brückte leise ihre Hand, sie erwiderte den Druck und zog dann hastig ihre Hand zurück. „Ein Wort nur sprich, ein Wort vernimm, so ist der Zauber, der un» trennt, gebrochen," flüsterte er, aber sie deutete schweigend mit dem Sonnenschirm auf die Mutter, die in großer Toilette, mit Goldschmuck förmlich behan gen, ihnen entgegenkam. „So, da bin ich wieder," sagte die Gnädige, indem sie mit einer Miene wohlwollender Herablassung dem jun gen Manne die Hand bot. „Nicht wahr, e» ist schön hier? Ja, wir haben'» u»» auch etwas kosten lasten und kein Geld gespart. Ich sage immer, entweder ordentlich oder gar nicht. Haben Sie uns're Pferde schon gesehen? Hat Bertha Ihnen da» Hau» gezeigt? Nicht? Ra, na e» kann ja heute nachmittag noch geschehen, Water wartet auf un» Mit dem zweiten Frühstück." HuAv bot ihr arit einer Verbeugung den Arm, sie lä- chelte geschmeichelt und legte ihren Arm hi,rein, und Bev- tha folgte den beiden mit leuchtende» Augen und glühen den Wangen. Bertram Bauerband übersah im Wohnzimmer mit prü fendem Blick die weißgedeckte, mit Silber und Krystall be ladene Tafel, auf der die feinste» Leckerbissen der Saison standen. „Wa» befehlen Sie?" fragte er, sich stolz in die Brust werfend, nachdem Hugo zwischen den Damen Platz ge nommen hatte. „Portwein, Madeira, alten Rheinwein oder Porto ? Ich kann meinen Porto empfehlen, beziehe ihn di rekt auS Frankreich, ein ganz vermvster Wein." „So bitte ich darum," erwiderte HuM, der bereit» von der Gnädigen mit den silbernen Schüsseln bestürmt wurde. Bauerband hatte eben die Gläser gefüllt, als das Dienst mädchen mit der Meldung eintrat, ein junger Herr aus dem BankhauseFranzWi loenbruch wünsche ihn zu sprechen. „Nur eintreten!" befahl der Hemalige Schneider, in dem er ein goldene» Lorgnon auf die Nase klemmte. „Ah, e» ist der junge Herr Sturm! Schönen guten Morgen, was bringen Sie mir?" „Einen Brief," erwiderte David, während er ihm das Schreiben überreichte und die ruhelosen Augen über die Tafel schweifen ließ. „Sie wollen auf Antwort warten? Gut, setz«, sie sich. Mutter, gieb dem jungen Herrn ein Glas Wein." Er holte den Brief aus dem Couvert und ließ das Lorgnon von der Nase fallen, er konnte ohne dasselbe bes ser sehen. Aufmerksam, aber mit sichtbar wachsendem Unwillen las er die Zeilen, dann faltete er das Schreiben langsam wieder zu. „Kommen Sie einmal hierher," wandte er sich zu dem jungen Mann«, indem er an seinen Schreibsekre tär trat und ein« Schublade herauSzog. „Wa» ist das ?" „Geld, viel Geld," erwiderte David, dessen Augen beim Anblick der Banknoten und Goldrollen funkelten. „Dir- ist meine Haushaltung»- and Taschengelbskasse," fuhr Bauerband in gleichgilttgem Ton« fort, „wissen Sie, für meine kleinen Bedürfnisse. Soll ich Sie nun auch in mein Schlafzimmer führe» und meinen eisernen Schrank Ihnen öffnen?" „O, ich weiß, baß Ske ein sehr reicher Herr sind!" „Weiß da» jeder in Ahrem Hauke?" Memand «M voran MM» ? MS