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L-rtltches und SttchKfches. Naunhof, den 25. Februar 1900. Rauvhof. Unser Markt belebt sich, zahlreiche ge schäftige Hände bauten heute eine kleine Budenstavt darauf auf, denn am kommenden Montag halten wir unsere „Naunhofer Messe ab. Wenngleich die Bedeutung der Jahrmärkte nicht mehr so ausschlaggebend für die gesamte Geschäftswelt ist, so ist doch d« Jahrmarkstag ein echtes Volksfest geblieben, bei dem neben mannig fachen praktischen Einkäufen zahlreiche Näschereien ve» konsumiert werden. Für die Erwachsenen aber haben unsere Wirte wie immer durch Heranziehung tüchtiger und lustiger Künstler gesorgt, so daß der Jahrmarkt auch dies Jahr in der bekannten Weise verlaufen wird. Naunhof. Ein sehr interessantes Wintervergnügcn hatte die „Konkordia", Gesangverein für gemischten Chor am Donnerstag im Ratskellersaale veranstaltet. Der erste Teil desselben bot u. a. musikalischen Darbit jungen ein Singspiel „Die Alpfahrt" in Kostüm, bei dem 40 Damen und 8 Herren mitwirkten, und das recht frisch und wacker durchgeführt wurde. Ein Damenchorlied, ein Männerchor und mehrere SoliS bereicherten das sorgfältig gewählte Programm. Aus dem sich nun an schließenden Ball sei besonders der von 24 kostümierten Damen aufgeführte Reigen hervorgehoben. Ein schr sinniges Arrangement war der vom Ehrenmitgliede Herrn Apotheker Lerscht veranstaltete Cotillon. Couv rts mit gleichen Farbenabzeichen dienten zur Bestimmung der einzelnen Paare, und diese Couverts enthielten als ebenso wirkungsvolle, wie jedenfalls neue Cotillonorden je einen präparierten Maikäfer auf grünem Blatt. Das Fest hielt denn auch alle Teilnehmer in fröhlicher Stimmung bis weit nach Mitternacht vereint. Naunhof. Die Tierarztfrage ist für unsere Stadt wiederum gelöst, indem Herr C. Reineck sich hierselbst als solcher niedergelassen hat. Das Bedürfnis eines wissenschaftlichen Vertreters der Tierarzneikunde in dem noch verhältnismäßig viel Viehbestand besitzenden Städtchen und den zahlreichen Ortschaften der Umgebung machte sich stets mehr geltend. Leider waren die Vorgänger des Herrn Reineck meist nur von kurzer Dauer, sodaß vielleicht mancher im Publikum auch jetzt wieder die Befürchtung hegt, daß die Thätigkeit des nunmehrigen Tierarztes auch nur wieder eine vorübergehende sein werde. Wie wir jedoch erfahren, ist Herr Reineck auf Jahre hinaus verpflichtet, und ihm von der Behörde auch die amtliche Fleischbeschau übertragen worden. Es dürfte also als sicher gelten, daß wir Herrn Reineck nicht so leicht wieder verlieren. Auf dem Vorwerk Fuchshain warf am Donnerstag eine 3jährige Zuchtsaue auf den vierten Wurf 19 Ferkel, das erste Mal brachte dieselbe 14, das zweite Mal 19, das dritte Mal 18 und dem letzten Wurf obige 19 Ferkel zur Welt. ' s- Die Staatsschulden des Königreichs Sachsen beliefen sich nach dem Prüfungsberichte, wie er von der dritten Deputation der 1. Kammer erstattet worden ist, am Schluffe des Jahres 1897 auf 752464950 M. Zur Verzinsung der Staatsschulden wurde im genannten Jahre der Betrag von 12655287 M. verausgabt, ferner zur Tilgung der Betrag von 4934942 Mark. Die durchschnittliche Verzinsung der Staatsschulden stellte sich auf 31/, Prozent. - j- In Folge des Einstellens von weit über 300 Eisenbahnzügen werden in Sachsen täglich über 106 Doppelwagenladungen Sohlen erspart. Eine Ma schine, die längere Streken zu durchfahren hat, ver braucht täglich mindestens 50 Centner Kohlen. - j- Im Erzgebirge ist die Kohlennot bereits eine so große, daß in manchen Orten die Leute, um nicht der Kälte ausgesetzt zu sein, alte HaushaltungSgegenstände zerschlagen und verbrennen. - j- Nach dem Medizinalberichte gab es im König reich Sachsen im Jahre 1898 108 öffentliche Kranken häuser mit zusammen 7401 Betten, 27 Anstalten hatten je mehr wie 60 Betten, Landes-Irrenanstalten 3781 Bettrn, 1897 Aerzte, 291 Apotheken, 1824 Hebammen. - j- Bauwesen. Das König!. Ministerin! des Innern hat auf Grund einer Beschwerde neuerdings ausge sprochen: Steht für unbebaute Räume (Wiesengrund stücke rc.) eine ausgedehntere Bebauung in Aussicht, so kann ein Bebauungsplan entweder durch OrtSgesetz oder nach § 5 der Ausführungsverordnung vom 6. Juli 1863 durch Verfügung der Baupolizeibehörde festgesetzt werden, welcher der Anfechtung durch die geordneten Rechtsmittel unterliegt. Auch bei solchen Plänen, die auf Antrag eines Unternehmers lediglich durch die Bau polizeibehörde festgesetzt werden sollen, ist es zwar zweck mäßig und üblich, den Plan vor seiner Festsetzung öffentlich auszulcgen, um späteren Widersprüchen gegen die erfolgte Festsetzung vorzubeugen. Eine ausdrückliche gesetzliche Vorschrift besteht aber hierüber nicht. Die Abänderung eines solchen Planes kann allerdings durch gewichtige öffentliche Interessen, deren Vorhandensein Sache der thatsächlichen Beurteilung ist, erfordert werden. Die Zahl der Schulinspettore« in Sachsen soll von 28 auf 31 erhöht werden. Leipzig. Die Zahl der Exmittierten ist hier erfreulicherweise in Rückgänge begriffen, sodaß jetzt die von der Stadt zur Steuerung der Wohnungsnot er richteten Baracken weniger Insassen aufweisen. Gleich wohl sind im städtischen Budget für das laufende Jahr über 30000 Mark Zuschuß für das Exmittierten wesen vorgesehen. Der Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft, Or weä. Ferd. Götz-Leipzig, feiert am 15. Juni sein 50- jährigeS Doktorjubiläum. Wurzen. Die städtischen Kollegen beschlossen unter Vorbehaltung des Rückkaufsrechtes dem Landwirtschaft lichen Kreisverein zur Errichtung eines Obstlehrgartens mit Wohnhaus für den Obstbau-Techniker und dessen Gehilfen 1000 Quadratmeter Land zu einem billigen Preise zu überlassen. Rotzwein. Hier ist ein großes Wohlthätigkeits- Concert geplant, dessen Ertrag zum Ankäufe von Heizungs material für arme Einwohner verwendet werden soll. Schöneck i. B. Wegen epidemischen Auftretens der egyptischen Augenkrankheit hat in dem großen Kirch dorfs Marieney (Geburtsort des Dichters Julius Mosen) vom 18. Januar bis 12. Februar die Schule geschlossen werden müssen. Nicht nur fast sämtliche Kinder, sondern auch zahlreiche Erwachsene wurden nach und nach von der Krankheit befallen. Der Gewerbeverein zu Sayda beschloß die Veran staltung einer Gewerbeausstellung in diesem Jahre. Der Mörder von Westewitz ist noch nicht entdeckt. Bei dem in Aken aufgegriffenen Arbeiter Hähner hat sich herausgestellt, daß er im Zustande des Irrsinnes unwahre Angaben gemacht hat und nach Lage der Sache der Mörder gar nicht sein kann. Wie die Zeitereignisse von Betrügern auSgenützt werden, hat sich in Hainichen wieder in zwei Fällen gezeigt. Unter Vorlegung einer gefälschten Liste sammelte ein Unbekannter für die verwundeten Buren. Als der Schwindel erkannt und Anzeige erstattet wurde, verschwand der Mann. Ferner entpuppten sich als Schwindler auch zwei „arbeitswillige Bergleute", die die Stadt unter der Angabe „abkloppten", daß die Arbeitskollegen sie nicht anfahren ließen, obwohl sie sich nicht an dem Streik be teiligen wollten. Die Universität Greifswald ist vorangegangen in dem — jetzt so viel besprochenen — Streben der Hoch schulen, sich an weitere Kreise der Gebildeten zu wenden. Spricht sich das darin aus; daß hier zuerst eine Ver einigung aller Lehrenden (Lehrer der Universität; der höheren und niederen Schulen) gegründet ist und erfolg reich wirkt; so besonders in den seit 1894 bestehenden Ferienkursen. Die diesjährigen Kurse (VII. Jahrgang) finden vom 16. Juli bis 4. August statt. Die Fächer sind folgende: Sprachphysiologie (Geh. R. Prof. LandoiS); Deutsche Sprache und Litteratur (Prof. Siebs, Privat dozent Bruinier); Englisch (Prof. Konrath, Br Quiggin); Französisch (Br. Brandin); Religion (KonsistorwlratProf. Eremer); Pädagogik (Prof. vr. Rehmke); Geschichte (Proff. Seeck; Bernheim, vr. Altmanu); Geographie (Prof. Grebner); Physik (Prof. Nicharz); Botanik (Prof. Schütt). In diesen Jahre sollen zudem zoologisch-anato mische Vorlesungen und Übungen gehalten werden. Auch findet wie in den letzten Jahren eine Ausstellung be deutenderer Erscheinungen der neuesten deutschen Litteratur statt. Die Kurse sind in erster Linie für Lehrer und Lehrerinnen eingerichtet, doch nehmen auch stets Damen und Herren teil, die nicht dem Lehrstande angehören, die aber gern die Gelegenheit zur Fortbildung benutzen. In letzten Sommern beteiligten sich jedes mal etwa 450 Herren und Damen (Deutschs, Österreicher, Skan dinavier, Finnländer, Engländer, Amerikaner, Ruffen usw ). Für billige Unterkunft und Ferien-Erholung wird, wie in früheren Jahren, Sorge getragen werden. Ausführliche Progamme erscheinen Anfang Mai; Adresse „Ferienkurse", Greifswald. Zu Pfingsten d. I. (1. und 2. Feiertag) wird in Plauen i. B. und zwar im Saale des .Schützenhauses", der erste sächsische Taubstummentag abgehalten. Atts den Kohlenstreikrevieren. Halle, 22. Febr. Bei dem neuausgebrochenen Streik im Weißenfels-Zeitzer Revier streiken von 1222 325 Mann. In Halle ist die Lage unverändert, im östlichen Revier streiken 530, im'westlichen 351 Mann. In den vier Revieren Halle östlich und Halle westlich, Weißenfels und Zeitz streiken zusammen 1206 Mann oder 9 Prozent. In Meuselwitz streiken 100 Mann. Alles bereitet sich zur Entscheidung am nächsten Sonn tag vor. Zwickau, 23. Febr. Die Schächte richten wieder Doppelschichten, Frühschichten und Abendschichten ein. Die jetzt noch ausständigen Arbeiter sind entlassen und zählen nicht mehr zur Belegschaft. Der Ausstand war für beendet erachtet. Vermischtes. * Ein Opfer der Sozialpolitik. Dem Pastor Hillmann an der refomierten Kirche in Hamburg ist nach dem „Reichsboten" von dem PreSbiterium der Kirche seine Stelle gekündigt worden. Anlaß dazu soll der Umstand gegeben haben, daß er am Neujahrstage und noch einem anderen Sonntage soziale Fragen in seiner Pedigt berührt hat. * Steht seinem Vater sehr ähnlich. Ein Land bürgermeister in Bayern hatte kürzlich das Signalement eines seiner verschwundenen Gemeindeangehörigen fcst- znstellen und führte unter den „besonderen Kennzeichen" auf: „Sieht seinem Vater sehr ähnlich und raucht Cigarren." Ob der Gesuchte auf Grund dieser genauen Personalbeschreibung schon gefunden sein mag? * Teichwolframsdorf. Billiges Bier gab es bei der Zwangsversteigerung in der Finkeschen Brauerei hier. Es kämm einie Gebräu obergährigen Bieres zur Versteigerung. Für einen Hekwliter wurden 10 Pfg. gelöst! Der Brauerei b<sttzer Finke befindet sich in Untersuchungshaft wegen Betruges. * Eine zweijährige Mörderin. Wie aus New York geschrieben wird, hat die zwei Jahre und vier Monate zählende Tochter eines Beamten Namens Ledman ihr drei Wochen altes Brüderchen aus Eifersucht getödtet. Das kleine Mädchen fühlte sich durch den Neuankömmling in der Familie aus seiner bisherigen Stellung den Eltern gegenüber verdrängt. Eines Tages als die Mutter auf wenige Minuten fortgegangen war und ihrer Obhut das schlafende Brüderchen anvertraut hatte, ergriff Betsey eine größere Holzharmonika, die ihrem erst vor kurzem durch einen Sturz vom Dach ums Leben gekommenen älteren Bruder gehört hatte, und schlug damit aus allen Kräften auf den Kopf des Säuglings. Die dünne, schwache Schädeldecke brach, und als Frau Ledman zurückkehrte, fand sie ihren Lieb ling als Leiche vor. Der kleinen Mörderin scheint es nicht im geringsten leid zu thun, daß der Babybruder verschwunden ist. * Ein amerikanisches Ehepaar, das angeblich infolge einer Wette zu Futz die Erde umwandern wollte, hat man sich amtlicherseits in der Schweiz etwas näher angesehen, da es in ähnlicher Weise „Geld »nachte", wie das jüngst in Sachsen aufgetretene Paar. Möglicher weise ist das in der Schweiz angehaltene Ehepaar dasselbe was sich in Sachsen zeigte. Dem „V. A." wird aus Biel folgendes berichtet: „Aus dem Gebiete des Kantons Bern bleibend fortgewiesen wurde durch Verfügung der kantonalen Polizeidirektion Greatheed Beresford, Williams, und Amalie Baillie, von Lymington, England angeblich Journalist, geb. 1862. Beresford Greatheed giebt vor, er habe eine Wette eingegangen, zu Fuß ohne Geld und Gepäck die Reise um die Weit zu machen und seinen Unterhalt durch öffentliche Vor träge zu verdienen, und nennt sich deshalb „Globe trotter". Er bleibt zuweilen einige Tage in den Gast höfen und verduftet dann, ohne die Rechnung bezahlt und die angekündigten Vorträge gehalten zu haben. Er wurde wegen solcher Prellereien in Luzern in Orbe (Waadt) und am 18. Januar 1900 im Laufen (Bern) bestraft und am 25. Januar bei Delle über Landes grenze gesetzt." * Aus London wird dem „Berl. Lok-Anz." ge meldet: In der Sangcrschen Menagerie riß sich vorgestern Nachmittag der wütend gewordene große Elkphant Charlie plötzlich los. Die meisten Wärter entflohen; doch einen ergriff der Elefant, schlitzte ihm den Leib aut und trampelte ihn zu Tode. Jetzt brach ein zweiter Elefant los und lief, Thüre und Wände niederreißend, durch das Restaurant in den Konzertsaal des KrystallpalasteS, in dem die Menagerie untergebracht war. DgD Publikum floh, und Frauen und Kinder, die entsetzlich schrieen, kamen in Gefahr erdrückt zu werden. Der Elefant ging, alles niederreißend, durch Mauern und Glasscheiben des Theaters und des Skating Rink in den Garten. Unter dessen versuchten Wärter vergeblich, Charlie, der im Garten Statuen zertrümmerte, jurückzulocken; schließlich gab man ihm vier Unzen Blausäure, die ihn etwas be- täubien, worauf er zurückgebracht und angekettet werden konnte. Abends wurde er durch mehrere Salven auS fünf Jnfanteriegewehren erschossen. Der andere Elefant lief nach dem Ort Beckenham, wo er schließlich von be rittenen Verfolgern eingefangen wurde. Er soll enormen Schaden angerichtet haben * WaS ist die Liebe - Diese gewiß hochinteressante und wissenschaftlich verschieden zu beantwortende Frage stellte der Ordinarius der Sekunda eines Gymnasiums An- und Verkauf von Staatspapieren, Pfandbriefen, Aktien etc. Heremsßank Kontrole von Verlosungen und Kündigungen. Verwahrung von Wertpapieren. Beleihung von börsengängigen Effekten, Spar- s» ^7 kassenbüchern, Hypotheken. Vermittelung von Hypotheken. An- und Verkauf von Grundstücken. Diskonto-und Jnkassoverkehr. ' Abschluß von Leibrenten- und anderen Versicherungen. Zinsfuß bis auf Weiteres für Spareinlagen bet Rückzahlung innerhalb 3 Monatl. Frist 3'/, p. a. „ „ „ „ „ „ „ „ längerer Fristen und mit Kündigung 4 °/, p. A.