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Auchfel V Wlilßten ßrtrM für DrchksjM, AmckljM, AcherrhM, Ducha, IsrsSorf, M, Mmmrljaiil, KWiiil SnWNkri. Mp. Wi, MWn, SleiiWnl, MplN. ?Wßn>, önfMm, AiMtz, Wein, MWi«. Aiktisulf ui kkMU. Mtt einer illustrierten Sonntags - Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Bfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopse und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 24. Sonntag, den 25. Febmar 1900. 11. Jahrgang Naunhofer Kram mir Mehmck den 26. und 27. Februar 1900. Die „polnische Wirtschaft" einst und jetzt. Die »polnische Wirtschaft", d. h. die Lüderlichkeit, Armseligkeit und Verkommenheit der polnischen Be völkerung Preußens wie Rußlands, der Mangel fast jeder Industrie und Erwerbsthätigkeit in jenen Landes« teilen, waren einstmals sprichwörtlich. Heute ist das anders. Die wirtschaftliche Erstarkung des Polentums ist eine Erscheinung, die volle Aufmerksamkeit verdient, und die Zeiten, in denen von einer »polnischen Wirt schaft" gesprochen werden konnte, sind längst vorüber. Heute schwimmen die Polen geradezu im Gelbe. Polnische Läden, polnische Gasthäuser werden in's Leben gerufen, Güter und alte Geschäfte, welche längst zurück gegangen, treten, durch fremdes Kapital unterstützt, in neue Blüte; neue industrielle Unternehmungen werden gegründet, und zwar von Persönlichkeiten, welche als mittellos gelten. Ueberall spürt man die helfende Hand einer großen kapitalkräftigen Vereinigung. Woher stammt nun das viele polnische Geld? Diese Frage beantwortet ein Bericht in der „Nat.-Ztg." wie folgt: Eine Quelle des polnischen Reichtums sind die Einlagen der polnischen Außenarbeiter in die zahllosen polnischen Banken. Die als Saisonarbeiter nach dem Westen wandernden polnischen Arbeiter bringen 200—400 M. bar nach Hause zurück und legen sie, meist auf Zureden der polnischen Pröbste, in jenen Banken an, von denen nun demjenigen Polen, der irgend etwas unternehmen will, jede beliebige Summe zur Verfügung gestellt wird, und zwar sind hier nicht etwa kaufmännische Grundsätze, sondern rein nationale Interessen maßgebend. Wie hoch diese Summen sein mögen, die die polnischen Arbeiter im Westen von deutschen Arbeitgebern ver dienen, läßt sich leider nicht feststellen; man wird sich aber ein Bild machen können, wenn man erfährt, daß, wie die „Ostmark" berichtet, die Ende vorigen Jahres aus Preußen über Kalisch in die Heimat zurückkehrenden russisch polnischen Arbeiter allein über 85000 Mk. bei der russischen Staatsbank in Kalisch in russisches Geld eingewechselt, also als Barverdienst mit nach Hause genommen haben! Die augenblickliche Lage in Südafrika. Wie ein richtig gefaßter und durchgeführter strategischer Entschluß die ganze Kriegslage verändert, das haben die Operationen des Marschalls Roberts wieder schlagend bewiesen. Zwar wurde bereits fest gestellt, daß Roberts sein Hauptziel, eine möglichst ver nichtende taktische Niederlage des Generals Cronje, nicht erreicht hat; allein die Rückwirkung der glücklichen Offensive des Marschalls Roberts ist doch so groß gewesen, daß die Buren sich zur Räumung Natals ent schlossen haben. Trifft dieser Entschluß zu, so geben die Buren damit ihren biS^r großen erfolgreich durch geführten Plan, ihr Vaterland auf feindlichem Gebiet zu verteidigen, preis. Sie würden also folgerichtig die Einschließung von Ladysmith aufheben muffen. General Buller dürfte in diesem Augenblick mit seiner garten Macht, die seit dem 15. d. M. den vorgeschobenen Truppen der Buren verschiedene Gefechte geliefert hat, sich auf dem nördlichen Tuaela-Ufer befinden. Dies ist aber nur möglich geworden durch die Kriegskunst des Marschalls Roberts. Die Buren wieder haben sich in Natal nicht vor der englischen Macht unter Buller zurückgezogen, sondern ihren Entschluß freiwillig gefaßt und scheinen die Zeit vom 15. dieses Monats ab zu glücklichen Nachhutgesechten benutzt zu haben, um alles, was für sie militärischen Wert hat, aus der Umgebung von Ladysmith fortzuschaffen. Sie werden vermutlich unter Nachhutgefechten, wie sie sie bisher seit dem 15. geliefert Haden, in der Richtung auf Harry- smith und Majuba Hill zurückgehen, um hier an den zahlreichen befestigten Pässen das Eindringen der Engländer in den Oranjestaat und in Transvaal zu verhindern. Die hierfür nötigen Streitkräfte dürfen auf ungefähr 6000 bis 7000 Mann veranschlagt werden, und mit diesen Ziffern können sie die Aufgabe lösen. Stärker als 25000 werden die Buren in den letzten Tagen in Natal schwerlich gewesen sein. Sie könnten mithin gegen 18000 Mann mit der Eisenbahn aus der Gegend von Ladysmith nach Bloemfontein schaffen und, nachdem dies geschehen, werden sie vermutlich die Bahnlinien auf Harrysmith und Johannesburg bis zu den Paß höhen gründlich zerstören. Es kann angenommen werden, daß die Buren mit der Wegschaffung der ersten Unterstützung am 17. be gonnen haben. Sie bedürften in Bloemfontein, alles in allem gerechnet, etwa zwei Tage, und wir wissen aus einem Brüsseler Telegramm, daß die Truppen unter Lucas Meyer, Botha und Schalk Burgher nach Bloemfontein befördert worden sind. Die Gesamtzahl der diesen Drei unterstellten Truppen darf wohl auf 10 000 Mann berechnet werden und kann heute sehr wohl in Bloemfontein sein. Der General Cronje ging anfänglich auf dem nördlichen Ufer des Modderflusses zurück, und erzwang sich an der Klipp Drift den Uebergang auf das südliche Ufer zwischen den englischen Kolonnen hindurch. Vorher hatte Cronje nordöstlich der Klip Drift den Engländern blutige Gefechte geliefert, und wenn er trotzdem diesen kühnen Plan durchführen konnte, so kann die Erklärung nur darin beruhen, daß diese Rückzugsgefechte von den Buren siegreich durchgeführt worden siud. Bis hierher hat sich Cronje entschieden als der überlegener« Führer gezeigt und scheint ziemlich unangefochten bis nach Paardeberg gelangt zu sein. Die ganze Rückzugsbe wegung von Kimberley bis Paardeberg beträgt in Luft linie 48 Kilometer, die tägliche Marschleistung vom 17. ab bis zum 21. beläuft sich also etwa auf 12 Kilometer. Englischerseits widersprechen sich heute noch die Nachrichten über die Verteilung der Divisionen, und Marschall Roberts ist weise genug, uns darüber im Unklaren zu lassen. Wahrscheinlich operierte Marschall Roberts mit der Division French und Kelly Kenny (6.) auf dem nördlichen Modderufer und ging wieder bei Koedoes Rand auf das Südufer' über. Deshalb wäre es möglich, daß diese Truppenteile zwischen Cronje und Bloemfontein ständen. Unterdessen marschierten die siebente und neunte Division ungefähr parallel von Jacobsdal und etwa Koffyfontein aus ebenfalls gegen Paardeberg, wo sie sich im Augenblick mit French und Kelly Kenny vereinigt haben können. Treffen diese Vor aussetzungen zu, so könnte Cronje sich allerdings am Paardeberg in einer üblen Lag« befinden. Zufolge der vorhergehenden Ausführungen muß Cronje aber in diesem Augenblick Hilfe aus Natal nahen, und über dies ist auffällig, daß von den bedeutenden Kräften des Generals Delarey, die bisher bei Colesberg standen und Paardeberg in drei Tagen erreichen konnten, von TranSvaalischer Seite nichts verlautet. Deutsches Reich. Der deutsche Kronprinz hat am Mittwoch in Plön sein Abiturientenexamen abgelegt. Prinz Eitel Friedrich legt heute, Sonnabend seine Fähnrichsexamen ab. Die Rejchstagskommissiou nahm das Gesetz betreffend die Schlachtvieh- und Fleischbeschau in der Fassung der zweiten Lesung mit den von der Subkommission ver schärften Strasvorschriften an. Pensioniert wurden in der deutschen Armee vom l. Januar bis 15. Februar ein General der Infanterie, 3 Generalleutnants, 1 Generalmajor, 3 Oberste, 2 Oberst leutnants, 12 Majore, 14 Hauptleute, 3 Oberleutnants, 7 Leutnants. In Summa 46 Offiziere. Kosten per Jahr ca. 223000 Mk. — Ohne Pension wurden ferner verabschiedet bezw. sind ausgeschieden: 1 preußischer Oberleutnant, 12 preußische und ein bayrischer Leutnant, so daß der Gesamtverbrauch an Offizieren 60 beträgt. Dienstbotenversicherung. Der „K. L.-K." wird aus Berliner Quelle berichtet, daß die Reichsregierung beabsichtige, den KcankheitsversicherungSzwang auch auf die häuslichen Dienstboten auszudehnen und eine bezüg liche Gesetzesvorlage demnächst an den Reichstag gelangen zu lassen. Außerhalb der schwarz-rot-goldenen Grenzpfähle der reußischen Lande wird schwerlich bekannt sein, daß im Fürstentum Reuß ä. L. eine Steuer für Neuverehe- lichte besteht. Danach hat jedes Ehepaar, welches als bald nach seiner Eheschließung seinen Hausstand ipr Fürstentum gründet, eine Steuer von 2,50 Mark zu entrichten. Die Ausprägung neuer 50«Psennigstücke soll in Erwägung gezogen werden. In der ReichstagSkommisfion zur Vorberatung des Münzgesetzes wurde regierungs seitig hervorgehoben, daß zur leichteren Unterscheidbarkeit des Fünfzigpfennigstückes vom Zehnpfennigstücke wohl notwendig sein werde, die Kerbung des MünzrandeS schärfer zu machen, statt der Aufschrift »50 Pfennige" die Aufschrift »*/z Mark" zu wählen und vielleicht auch an Stelle des Reichsadlers etwa- anderes zu setzen. Für den Bau von Arbeiterwohnungen haben die Jnvaliditäts- und Altersversicherungsanstalten auS ihren Beständen bis jetzt 52 Millionen Mark hergeliehen, wovon auf das Jahr 1899 allein 16,6 Millionen ent fielen. Einem besseren Zweck kann das Geld kaum nutz bar gemacht werden. Ausland. Krieg i« Südafrika. London, 22. Febr. Aus JakobSdal wird gemeldet: Lord Kitchener fordert die Nachsendung von starker Artillerie, weil ihm sonst die Einnahme des Buren- lagers am Paardeberg unmöglich ist. Alle Sturman griffe der Engländer sind bisher abgeschlagen und der Versuch General Cronje zu umgehen ist gescheitert. Die englischen Verluste sind schwer und betragen wahrschein lich weit über 10000 Mann, worunter sehr viele Offiziere. Botenläufer melden, daß 2000 Buren von Südoften her heranrücken, deren Eintreffen nahe bevorsteht. Aus JakobSdal wird vom 21. Februar abends be richtet : Dw Föderierten schlagen alle Angriffe ab. Die britische Artillerie ist ungenügend. Beide Versuche, die Paardebergstellung zu umgehen, siud mißlungen. Macdonalds Rückenangriff wurde vollständig abgeschlagen. Ueber hundert Offiziere und fünfzehnhundert Mann sind auf englischer Seite tot. Verwundet sind 52 Offiziere. Einige sechshundert Verwundete wurden be reits eingebracht, meistens Schotten. Delarey bedrohtHei Kossyfontein unsere Verbindungen. Ein zweites Frei- staatkorps rückt gegen die Jakobsdalst raße von Süden vor. Dänemark. Kopenhagen. Die jüngste Schwester des Zaren, Großfürstin Olga, ist an den Pocken bedenk lich erkrankt.