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Firma läßt durch ihre Filiale in Paris Hotels ein richten, um Teilnehmer, die sich für fünf oder zehn Tage und längerem Aufenthalte in Paris Logis, erst klassige Verpflegung, Führung zu den Sehenswürdig keiten in Paris, Führung durch die Ausstellung, Führung bei Einkäufen sichern wollen, Gelegenheit zu geben, dieses billig zu erhalten. Alle obigen Gegen stände und die Reise zweiter Klaffe von der Grenze Deutschlands bis Paris kostet für zehntägigen Auf enthalt in Paris 250 Mark, für fünf Tage 150 Mark. (Die Zeit der Fahrt wird nicht eingerechnet.) Die Leitung und Bedienung des Hotels ist eine deutsche, jedoch ist auch für eine Verständigung in noch zehn verschiedenen Sprachen gesorgt. Prospekte versendet die „Compagnie Comet" in Dresden-A. durch die Abteilung für Spezialreisen nach Paris gratis und franko * Die größte Papiermaschine der Welt ist in der Fabrik von Rinnfor Falls im Staate Maine (Bereinigte Staaten) im Betriebe. Auf derselben wird ein mehr als 3,5 Meter breites Papier erzeugt, das mit einer Geschwindigkeit von 150 Meter per Minute — 2,5 Meter in der Sekunde — aus der Maschine läuft. Diese eine Maschine liefert in ihrer 24stündigen Tagesarbeit 2700000 Quadratmeter Papier, einerecht anständige Leistung. Dem entsprechend ist auch ihr Gewicht nicht gering, die Maschine wiegt ca. 500 000 Kilo, während ihre Tagesproduktion 35 000 Kilo wiegt. Bedient wird die Maschine von 50 eigens für sie an- gestellten Arbeitern. Mechanikern ulw. * Bergarbeiterausstand in Westfalen? Aus Bochum wird der Voss. Zig. gemeldet, daß im Gelsen kirchener Bezirk unter den dortigen starken böhmischen Belegschaften zum Streik aufgewiegelt wird. * Zu der in München herrschenden Influenza- Epidemie ist noch eine heftige Masern-Epidemie ge kommen. Es mußten beinahe 200 Volksschulklaffen geschloffen werden. * Der Prokurist Küng der Züricher Baumwoll- und Kolonialwarenfirma Fierz wurde wegen Unter schlagung von 200000 Fr. verhaftet. Er hatte dieses Geld und sein eigenes Vermögen verspekuliert. * Eine HnngerSuot ist infolge ungünstiger Ernte in Norrland, der nördlichsten Provinz Schwedens ein- getreten. Die Regierung wird für Linderung der Not Sorge tragen. * Eine Knabenschlacht spielte sich kürzlich bei äußerst starker Beteiligung in Barmbeck bei Hamburg ab. Unter lautem Kriegsgeschrei stürzten etwa 250 Knaben gegen einander los, wobei ein derartig heftiger Steinhagel die Straßen überschüttete, daß die Paffanten gezwungen waren, in die Häuser zu flüchten. Eine große Anzahl der an der Schlägerei beteiligten Knaben erlitt durch Steinwürfe, sowie durch Schläge mit Knitteln mehr oder weniger erhebliche Verletzungen. Mehrere Schutzleute, die dem Kampf ein Ende machen wollten, wurden von den Knaben förmlich bedrängt. Erft nachdem zwei reitende Schutzleute requiriert worden waren, gelang es, die kämpfende Schar zu zerstreuen. Vier der größeren Knaben wurden zur Wache sistiert. * Dem japanischen Reichstag ist ein Gesetzentwurf zugegangen, wonach da» Rauchen von Tabak allen Personen unter 18 Jahren verboten ist. DaS Zigaretten- rauchen ist, wie der Ostasiat. Lloyd schreibt, in Japan gerade eine Landplage geworden, es ist nichts Unge ¬ wöhnliches, Kinder von 7 oder 3 Jahren rauchen zu sehen. * D urch drei Jahrhunderte lebend. Der emeritierte Pastor Röstel in Perleberg beging am 7. Februar sei nen 102. Geburtstag. Röstel, geboren am 7. Februar 1798, hat also im 18, 19. und 20. Jahrhundert, wenn man anders meint, sich schon in diesem zu befinden, gelebt. Dem hochbetagten, noch rüstigen Herrn wurden mehrere Ehrungen dargebracht. * In der Narkose gestorben ist die Tochter des Senators Jürgen Lorentzen in Apenrade. Das 18jährige Mädchen hatte sich wie uns geschrieben wird, im Kreis krankenhause zu Apenrade einen Zahn ausziehen lassen und sich auf Wunsch narkotisiren lassen. Alle Versuche das junge Mädchen wieder ins Leben zurückzurufen, erwiesen sich als vergeblich. Dieser Todesfall ist umso bedauerlicher, als vor einigen Jahren ein 17jähriger Sohn der Familie bei einer Bootsfahrt auf der Flens burger Föhrde sein Leben einbüßte. Ei« teurer Schlaf. Durch den Schlaf hat ein junger Mann in Elber feld seine Braut, einen neuen seidenen Regenschirm, sowie einen erheblichen Geldbetrag verloren und sich dafür — den Spott seiner Bekannten zugezogen. Und das kam so. Der Jüngling war mit einer jungen Dame in Köln a. Rh. verlobt. Die Verlobung sollte in Köln durch ein Mahl im Kreise der Angehörigen gefeiert werden und der Bräutigam begab sich am Abend vorher zum Bahnhof, um von Elberfeld nach Köln zu reisen. Auf dem Wege traf er einige Bekannte, die mit ihm das freudige Ereignis schnell noch „be gießen" wollten. Der Bräutiggm verstand sich denn auch dazu, erst mit einem späteren Zuge zu fahren, worauf dann ein Zechgelage begann, das bis zum Morgen dauerte und dem Heiratskandidaten einen kleinen Rausch einbrachte. Ohne geschlafen zu haben, stieg der junge Mann am Morgen in den Durchgangs schnellzug Elberfeld—Köln—Frankfurt a. M>, setzte sich bequem in eine Ecke und schlief bald ein. Als er er wachte, fuhr der Zug gerade in den Bahnhof ein. Er stieg aus und blickte sich verwundert um; das war ja garnicht der so wohlbekannte Bahnhof von Köln. Er rieb sich noch einmal die Augen und befragte endlich beklommen einen Bahnbeamten, der ihm die wenig tröstliche Auskunft gab, daß er sich in Frankfurt a. M. befinde. Inzwischen war der Zug weitergefahren und seine Laune wurde nicht besser, als er bemerkte, daß er seinen neuen seidenen Regenschirm im Zuge vergessen habe. An der Sperre machte man ihm hierauf klar, daß er die Reise von Köln nach Frankfurt nachzuzahlen und außerdem eine Strafe zu entrichten habe, weil er ohne giltige Fahrkarte befunden worden sei. Endlich ermannte er sich, um mit dem nächsten Zuge noch Köln zurückzureisen. Dort langte er jedoch erst spät Abends an. Als er nun seine Braut aufsuchte, sand er sie in Thränen aufgelöst. Sie erklärte, sie wolle von ihm nichts mehr wissen. Er habe sie vor ihrer ganzen Verwandtschaft blamiert. Die Gäste wären erschienen, das Mahl bereit gewesen, aber der Bräutigam hätte sie im Stich gelassen. Alles Zureden half nichts. Er mußte unverrichteter Dinge nach Elberfeld zurück- kehren. In der Thür zu den Gordervbcräumen sticß sie auf ihren Vater, „Da bist Du ja schon, mein Kind," sagte der Chef der berühmten Kaffee-Firma von Tölldorf u. Sohn, indem er merklich zerstreut die Stirn seines Töchterchens mit den Lippen berührte. Fast in demselben Moment nahmen seine Züge den Ausdruck nervöser Spannung an. Er eilte auf Kurt Helmuth Meyer zu, seinen Hamburger Vertreter, der sich ihm mit artiger Ver beugung näherte. „Ich fand eben Ihre Karte zu Hause vor — Sie selbst da — um Himmelswillen, was ist geschehen!!" „Nichts, Herr von Tölldorf" erwiderte dec junge Maun lächelnd, indem er ein Papier aus der Tasche zog, „sobald Sie diesen Schlußschein vollzogen habe» werden, haben Sie rund 240 000 Mark gespart. Herr von Tölldorf warf einen Blick auf das Papier und sank schwer atmend auf einen Sessel. Helle Tropfen perlten auf seiner Stirn. „Gerettet und — durch Sie, mein junger Freund. Wie soll ich Ihnen danken!!" „Indem Sie mich jetzt beurlauben, damit ich dem Oberkellner im „Deutschen Hause" den gepumpten Frack wieder obliefern kann — und wenn Sie noch ein Uebriges thun wollen, so legen Sie ein gutes Wort bei Ihrem Fräulein Tochter für mich ein; — sie ist sehr böse auf mich." Eine Stunde später saßen drei glückliche Menschen in einer gemütlichen R^staurationsecke des „Deutschen Hauses" — und zwei Stunden später war es so gut wie abgemacht, daß Kurt Helmuth Meyer, mit'n Apsilon bitte, an seinem Namen in Kürze nur noch zur Hälfte tragen würde. Vermischtes. * 15W Mark Belohnung, und zwar 500 vom Untersuchungsrichter zu Thorn und 1000 vom Polizei präsidenten zu Posen, sind auf die Ergreifung eines ehemaligen Offiziers ausgesetzt, der seinem Transporteur auf dem Bahnhof zu Posen entsprungen ist. Der Flüchtling ist der Leutnant a. D. Hellmuth Wessel, geboren am 12. Mai 1871 zu Halle a. S.; es ist gegen ihn Untersuchung wegen Betrug, Unterschlagung und schwerer Urkundenfälschung verhängt. Wessel, auf den auch seitens der Berliner Sicherheitsbehörden eifrigst gefahndet wird, ist 1,67 Meter groß, hat dunkelblondes, halbgeschnittenes, fast hochstehendes Haar, kleinen dunkelblonden Schnurbart mit ausgedrehten Enden, braune Augen, hellblonde Augenbrauen und gesunde Zähne. Es wird um seine Verhaftung und Ablieferung in das nächste Amtsgericht gebeten. * Billige Reise zur Pariser Weltausstellung Die Besucher der letzten Weltausstellung in Paris werden sich erinnern können, welche horrenden Preise einem Fremden für Logis und Verpflegung abgefordert werden. Nicht allein die Hoteliers trieben ihre Preise in die Höhe, die Fremden selbst Überboten sich, um nur ein Unterkommen zu haben. Der Besuch der Aus stellung in diesem Jahre wird nun doppelt so zahlreich erwartet, als das letzte Mal. Wer sich diesen schäd lichen Zufälligkeiten nicht aussetzen will, der wende sich an die „Compagnie Comet" in Dresden-A. Diese Metohnter Hdelnmt Kriminalroman von William Michelson. 53 „Woher weißt Du,daß eS Paul Blenkinsop war? "fragte Roger erschreckend „O, Theodor erkannte ihn, a!» er hinausging." „Du hast recht, es mar Blenkinsop," sagte Roger, in den Papieren auf seinem Schreibtisch wühlend. „Es geht ihm schlecht, und da er ein Freund de» armen Widson war, kam er zu mir, mich um eine Unterstützung zu bitten, die ich ihm auch gewährte." Es war ihm peinlich, eine bewußte Unwahrheit zn sa gen, aber er wollte Albertine die Lage der Dinge um je den Preis verbergen, so lange er eS irgend vermochte. „DaS sieht Dir ähnlich," rief Albertine mit kindlichem Stolz. „Du bist der beste und gütigste der Menschen." „Geh' jetzt mir voraus, niein Töchterchen," bat Roger, „ich werde Dir augenblicklich folgen." Roger kehrte noch einmal an seinen Schreibtisch zurück und steckte die beschriebenen Bogen in einen Umschlag, ver- siegelte ihn und versah ihn mit der Aufschrift: „Meine Bekenntnisse," und schloß das Paket wieder ein. Bei Tisch war der sonst so schweigsame und ernste Mann ungewöhnlich gesprächig. Erlachte und scherzte so viel, daß selbst die aufwartenden Diener diese Veränderung bemerk ten. Die Entlastung seine- Gemütes durch das Nieoerschrei- ben seiner Bekenntnisse hatte ihm etwas von seinem ur sprünglichen Frohsinn wiedergegeben. Albettine war ent zückt, ihren Vater in so veränderter Stimmung zu sehen, nur die alte Schottin, des jungen Mädchen» ehemalige Kinderfrau, schüttelte bedenklich den Kopf. Roger begab sich an jenem Abend zeitig zu Belt, denn die Aufregung der letzten Tage und die fieberhafte Hei terkeit bei Tisch hatten ihn erschöpft. Kaum hatte er sei nen Kopf in die Kissen gebettet, als er in einen tiefen Schlaf versank, in dem er alle Sorgen und Kümmernisse seiner wachen Stunden vergaß. Albertine, die noch nicht müde mar, wünschte ein we- nig zu plaudern und ließ Lotte zu sich rufen, mit der sie sich innig befreundet hatte Obwohl zwei Jahre jünger als da- verwahrloste Mädchen, dessen sie sich in herzlicher Sympathie angenommen, und das sie mehr und mehr zu sich heraufgezogen, hatte sie die Rolle der Lehrenden und Führenden übernommen und beibehalten. Es war eine selt same Ironie des Schicksals, welche diese beiden Kinder desselben BaterS, das eine im Ueberfluß auferzogen, stets von zärtlichster fürsorglichster Liebe umgeben, das andere im Schlamm aufgewachsen, znsammengeführt hatte. Die Schwestern saßen an einem kleinen Tisch, auf wel chem eine von grünem Schirm überschattete Lampe stand die nur über einen sehr kleinen Kreis ihr sanftes Licht ansstrahlte und den übrigen Teil des Zimmer- in Halb- dunkel ließ. Sie hatten schon eine Weile über die ver schiedensten Dinge gesprochen, als Lottes Ohr Schritte auf dem weichen Teppich vernahm und, sich umwendend, eine hohe Gestalt näher kommen sah. Auch Albertine hatte sich umgesehen und überrascht ihren Vater erkannt, der, in sei nen Schlafrock gehüllt, Papiere in der Hand hielt. „Aber Papa," rief Albertine, „ich ..." „St!" flüsterte Lotte, „er schläft." Und so war es wirklich Den Geboten des Überreizten Hirns gehorchend, hatte der müde Körper da- Bett ver- lassen und wanderte durch da- Hau« Die beiden Mäd chen drückten sich angstvoll in den Schatten und beobach teten mit angehalteuem Atem den Nachtwandler, der lang sam näher kam, an den Tisch trat und einen großen, mit roterAufschristversehenen.mitPapierenangefüllteu,blauen Briefumschlag unter die Lampe legte Lotte erkannte ihn augenblicklich al- den, den sie bei der verstorbenen „Ko- nigin" gesehen hatte, Und mit ahnendem Gemüt erriet sie, daß eS sich um etwa-für Albertine sehr Peinliches handle, und versuchte die Aufmerksamkeit der Schwester von dem schauerlichen Schauspiel abzulenken, doch vergebens. Al- bertineS Blicke hingen wie gebannt an ihrem Vater. Ro ger öffnete den Umschlag und zog daraus ein vergilbte» Papier heraus, das er auf den Tisch breitete. Albertine beugte sich vor, um zu sehen, wa» eS wäre. Die Namen Betty Morgan, Alex Roger leuchteten ihr entgegen. Sie laS und laS. ES war offenbar ein Trauschein, und die ganze schreckliche Wahrheit durchblitzte ihren Geist. Das waren die Papiere, welche Betty Morgan dein ermordeten Wid- izui eingehändigt hatte, und der Mörder war der Mann, für den diese Schriftstücke einen Wert hatten. „Gott! Mein Vater!" Sie taumelte vorwärts und fiel mit einem markerschüt ternden Schrei zu Boden, im Fallen ihren Vater strei fend, der noch neben dem Tische stand. Plötzlich erweckt, den durchdringenden Aufschrei noch in den Ohren, öffnete er die Angen, streckte die Hände vor, als wollte er etwa- zurücknehmen, schwankte, und sank tot auf den Teppich nie der. Von Grauerr erfaßt, verlor Lotte dennoch ihre Gei stesgegenwart nicht, raffte die Papiere auf den Tisch zu sammen, steckte sie in die Tasche und rief dann erst die Dienerschaft herbei. Die erschrockenen Leute fanden ihren Herrn tot am Boden liegen und seine Tochter in einer Ohnmacht neben der Leiche ihre- BaterS. * « * Kaum hatte Caryll das Telegramm empfangen, da» ihm den Tod Alex RogerS anzeigte, als er den Hut auf setzte, in Lovell- Wagen stieg, der noch vor dem Hause hielt, und von dem Anwalt begleitet, nach St. Kilda fuhr. Bei ihrer Ankunft in dein Sterbehause fanden sie alles, dank der vortrefflichen Leitung Lottes, in vollkommener Ruhe und Ordnung. Sie hatte die Herrschaft übernommen und wußte sich so schnell bei der Dienerschaft in Ansehen zu setzen, daß sie ihr widerspruchslos gehorchten. Alex Ro gerS Leiche war in sein Schlafzimmer geschafft, Albertine zu Bett, ein Telegramm an Caryll geschickt und Dr. Bridge benachrichtigt worden. Caryll und der Anwalt konnten nicht umhin, Lotter geschickte Anordnungen zu bewundern. Dr. Bridge, der an- Albertine» Zimmer kam, trat ihnen mit ernsten« Gesicht entgegen. 71,18