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Krieg in Südafrika. Während der letzten Wochen traten wieder zahl« reiche Kapholländer in vaS Burenheer ein. Ern all gemeiner Aufstand der Kapholländer ist derzeit unmöglich, weil die englischen Behörden in allen Privathäusern die Waffen beschlagnahmten. Die Bewegung der Truppen Bullers östlich von Ladysmith dauert fort. Buller ordnet anscheinend allerlei Märsche an, um die Buren zu täuschen. General Buller verlor bei seiner Flankenbewegung vom 18. bis 27. Januar nach den tropfenweise ver« zapften Meldungen des KriegSamtcs 1845 Mann tot, verwundet und vermißt. Jordaan, der Privatsekretär Cec l Rhodes, wurde bei Kimberley gefangen genommen und nach Bloem« sontein gebracht. Er war der Träger mündlicher Bot schaften. Oesterreich. Allen Meldungen zufolge steht der österreichische Bergarbeiterstreik vor einer entscheidenden Krisis. Seine verhängnisvolle Rückwirkung auf die verschiedensten industriellen Unternehmungen, vor allem aber auf die, Lebensbedingungen der Bevölkerung ver schärft Lie Situation von Tag zu Tag. Schon müssen z. B. in Prag in der letzten Zeit täglich zahlreiche Waggonladungen Kohle aus Oberfchlefien bezogen werden, sowie sächsische Braunkohle und deutsche BriquetS. In Wien ist die Kalamität noch viel schwerer. Dazu steigern verschiedene energische Maßregeln der Regierung die allgemeine Unzufriedenheit der Arbeiter, während hinwiederum ihre Hoffnungen auf ein gutes Gelingen des Ausstandes durch die überhandnehmende Bewegung im rheinischen Kohlenrevier genährt werden. Asien. Der alte welthistorische Gegensatz zwischen Rußland und England tritt seit dem Ausbruch des südafrikanischen Krieges immer deutlicher zu Tage. In allen Teilen Asiens geht die russische Politik angriff»« weise grgen den englischen Einfluß vor. Oerttiches und Gächksches. Naunhof, den 7. Februar 1900. Mitteilung«« au« dem Leserkreise find der Redaktion stet« willkommen. Der Name de« Linsender« bleibt Seheimni« der Redaktion. Anonyme Zuschriften können nicht berückfichtigt «erden.) Raunhof. Der gestrige große Elite-Maskenball im Ratskeller war ein Arrangement pur sxoeHsuos, das dem Wirt wie allen Teilnehmern zur Anerkennung gereicht, letzteren sicher aber ein Genuß gewesen ist, wie er in unserem Städtchen nur vereinzelt geboten werden kann. Obwohl die Anzahl der Masken nur eine mäßige war, so warm es dafür aber ausschließ, lich gediegene, elegante Kostüme. Da» Preisrichteramt war denn auch durchaus kein so leichte«; weshalb Herr Feldmann noch in letzter Stunde die Preise um 2 weitere vermehrte. Die originellste und treffendste, in jeder Hinsicht großartig gezeichnete Maske war entschieden Ohm Paul, der in Tracht, Maske, Haltung und Auf treten naturgetreu war und dem auch der erste Preis zuerkannt wurde. Der zweite Preis wurde dem „ § taats- anwalt", der dritte dem „Fuhrmann" zugesprochen. Von den Damenmasken fand die „Sektflasche," der »Sieg der Buren" und .Die Orientalin" die Anerkennung der Preisrichter. Die Stimmung war eine außer ordentlich animierte und manche Ueberraschung brachte Mloyntsr Kriminalroman von William Michelson. 44 „Wenn Sie nur Mitteilen, wa» Sie wissen, um so besser, wo nicht, werde ich weiter forschen, bi» ich e» ohne Sie an da» Licht gebracht habe. Ich werde alle» in Be wegung setzen, zu erfahren, wa» Betty Morgan vor ihrer Abreise von Australien erlebte, alle ihre Beziehungen und alle ihre Verhältnisse, und ich bin gewiß, auf diesem Wege früher oder später zu entdecken, wer der Mörder Widson» ist. Wenn ein sehr gewichtigerGrund vorhanden ist, Schwei gen zu bewahren, werde ich mich vielleicht zu Ihrer An sicht bekehren und die Angelegenheit fallen lassen, doch muß ich die Spur de» Mörder» durch eigene» Bemühen auffinden, so hat der Verbrecher keine Gnade von mir zu erwarten. Ueberlegen Sie reiflich, ehe Sie eine Entscheid ung treffen. Bon Ihrer Antwort wird e» abhängen, ob ich weiteres unternehme. Mich Ihnen und Ihrer Fräulein Braut, wie Herrn Roger empfehlend Ihr sehr ergebener Lovell." Der Brief war Taryll» Hand entglitten »Ich kann nicht» mehr thun," rief er bitter. „E» wird mir nicht» übrig bleiben, al» Lovell alle» zu sagen. Meine arme Al bertine! Meine arme Albertine !" , Am nächsten Morgen begab sich Earyll in da» Roger- sche Landhaus, um Albertine mitzuteilen daß er in die Stadt zurückkehre und sich von ihr zu verabschieden Der Diener sagte ihm, er werde Albertine tm Garten finden, und von dem Geräusch froher Stimmen und hei teren Lachen» geleitet schlug er den richtigen Weg ein Albertine und ihre Gäste saßen im Schatten einer hohen Ulme. MitGenuathuung bemerkte Taryll daß Roger nicht zugegen war. Albertine, plötzlich aufblickend sah ihren Bräutigam herankommen und flog ihm entgegen „Wie aut von Dir, zu kommen," rief sie entzückt sich an seinen Arm hängend. „Und noch dazu an einem so hei ßen Lage." die Demaskierung sowohl als die übermütige und echt karnevalistische Laune. Die Zahl der Teilnehmer über- harcht jedoch war eine ziemlich große. Raunhof. Donnerstag, den 8. d. M. findet hier- selbst Gerichtstag statt. Radnhof. Unter feierlicher Ansprache und im Beisein der ganzen Kompagnie erhielt Herr Zigarren macher Hoyer durch Herrn Bürgermeister Igel, das von Sr. Maj. dem König gestiftete Feuerwehr-Ehren zeichen mit Urkunde ausgehändigt. ErdmannShai«. In der Versammlung des land wirtschaftlichen Vereins, welche am Sonntag im hiesigen Gasthofe stattfand, wurde der Dienstmagd Alma Schumann aus Staudtnitz, welche beim Gutsbesitzer Mätzold in Großsteinberg seit 5 Jahren im Dienste ist, ein Ehrcn- zeugnis mit Diplom und Ehrengeschenk feierlichst ausgehändigt. Klinga. Vergangenen Donnerstag zog durch unser friedlich gelegenes Dörfchen im Laufe des Vormittags eine Truppe Zigeuner. Dieselben haben, von Polenz kommend, im Nachbarorte Staudnitz versucht, sich mit dem Strafgesetzbuche bekannt zu machen, indem dieselben in der Materialwarenhandlunq von E. Walther ver- schiedene Kleiderstoffe, welche ihnen zum Kaufen vorge legt wurden, mitgehen hießen. Der andere Kaufmann dr» Ortes, Herr Hermann Fleischer, dem sie ebenfalls einen Besuch abstatteten, war gewitzigt genug, machte mit dieser Gesellschaft, da er ihre Scheinmanöver mertte, wenig Federlesen und steckte sie mit Hilfe eines hand festen Trösters zur Thüre hinaus. Bei anderen Be wohnern des OrteS haben sie Geld, Futtervorräte usw. gestohlen. Leider hat diese Diebesgesellschaft der Arm der rächenden Nemesis nicht erreichen können. Sie wendeten sich von hieraus nach Naunhof. Wie scheint ist unsere Gegend der Tummelplatz für diese Sippe, denn e» vergeht wohl kaum eine Woche, daß nicht Durchzüge stattfinden. Allgemein hört man in der Be völkerung den wahlberechtigten Wunsch laut werden: Die Behörden möchten gegen dieses vagabondierende Umherziehen ganz energisch einschreiten, denn sie sind für uns eine Landplage im vollsten Sinne des Wortes geworden. f Dem Landtage ist ein Dekret betr. den Ent wurf eines Gesetzes über Familien-Anwartschaften (Familien-Fideikommiffe) zugegangen. f Auch die Papierfabriken haben infolge der gestiegenen Rohstoffe, Kohlen, sowie Löhne die Preise für ihre Fabrikate erhöht. Die Erhöhung beträgt 5 bis 10 Prozent. -j- Nach statistischen Mitteilungen betrug am 1. Oktober 189d der Gesamtschüterbestand der sächsischen Seminare 3663; hiervon kamen auf die 18 Lehrer seminare des Landes 3429 Schüler und die Zahl der Seminaristinnen von Dresden und Callnberg belief sich auf 234 Schülerinnen. An den Lehrerseminaren Sachsens wirken 18 Direktoren und 280 Lehrer, an den beiden Lehrerinnenseminaren 2 Direktoren, 1b Lehrer und 20 Lehrerinnen. -j- Wann beginnt in Sachsen der Lenz? Diese Frage beantwortet Prof. Dr. Drude in Dresden folgen dermaßen: Die Grenze des FrühlingSeinzuge» oder Be ginnes der Begetationsdauer in den drei Zonen Sachsens schwankt in der ersten Zone zwischen 28. April und 9. Mai, in der zweiten zwischen 10. und 17. Mai, in der dritten zwischen 18. und 25. Mai, also in nicht ganz V«- „Jch erhielt gestern einen Brief, der HM» dortige Rückkehr nach der Stadt fordert, meine teure AI^> ^tine, und Du stehst mich hier, um Abschied von Dir zu nehn»7u " „Ich glaube, wir werden Dir sehr bald folgen," wortete Albertine nachdenklich. „Papa beabsichtigt schon Ende der Woche von hier fortzugehen." „Weshalb?" „Ich weiße» nicht Er ist jetzt beständig so ruhelos und zerstreut, und spricht beständig davon, Hinfort nicht» an dere» zu thun, als die Welt zu durchwandern." „Unstät und flüchtig sollst Du sein," fuhr es Earyll durch den Sinn. „Ich muß Dir sagen, daß ich selbst jetzt einen solchen Anfall von Ruhelosigkeit habe," fügte er laut hinzu. - Bei den übrigen Gästen angelangt, wurden Grüße und Fragen auSgetauscht, ehe Albertine ihren Bräutigam in ihre» Vaters Zimmer» führte Al» sie eintraten, erhob sich Roger au» einem Sessel in der Nähe deS Fenster», wo er gelesen zu haben schien, denn er hielt ein Buch in der Hand „Ah Taryll!" rief er, ihm die Hand entgegenstreckend, in herzlichem Ton „Ich freue mich, Dich wiederzusehen.' „Ich komme mich von Ihnen zu verabschieden," sagte Taryll mit Widerstreben nun die Hand seine» Schwieger vater» ergreifend „Du gehst nach der Stadt zurück?" fragte Roger, mit »einer Uhrkette spielend. „Ich weiß nicht, ob e» wohlge- than ist. die frische Luft hier draußen mit der dunstigen Atmosphäre Melbourne'» zu vertauschen." „Und doch sagte mir Albertine, daß auch Sie beabsich tigten, nach der Stadt zu übersiedeln," erwiderte Taryll. „Das hängt von den Umständen ab, vielleicht, vielleicht auch nicht Du gehst vermutlich Deiner GeschäftSangelegen- heiten wegen nach der Stadt?" „Ja. Lovell schrieb mir . ." Earyll hielt inne und biß sich ärgerlich auf Vie Lippen. Er hatte nicht die Absicht ge habt, den Namen de» Rechtsanwalt» zu neunen. „Lovell schrieb mir, daß er mich in Geschäftsangelegenheiten zu sprechen wünsche." einem Monate durchläuft der Frühling da» LaB Sachsen. Als Mittelwerte des Frühlingseinzuges find festgestellt in der ersten Zone für Pirna der 28. April, für Leipzig der 29. April, für Dresden der 30. April, für Wermsdorf der 2. Mai, für Döbeln der 3. Mai, für Löbau der 8. Moi, für Bautzen der 6. Mai, für Chemnitz der 7. Mai, für Plauen der 7. Mai, für Geringswalde der 9. Mai; in der zweiten Zone für Ebersbach der 10. Mai, für Grillenburg der 11. Mai, für Hinter- Hermsdorf der 12. Mai, für Annaberg der 13. Mai, für Freiberg der 13. Mai und in der dritten Zone für Brunndöbra der 19. Mai, für Oberwiesenthal der 22. Mai, für Reitzenhain der 22. Mai, für Johanngeorgen stadt der 23. Mai. Im Vergleich mit den am günstigsten gelegenen Gegenden Deutschlands (Rhein, Neckar, Main) tritt der Frühlingseinzug bei uns 10, im hohen Erzgebirge 35 Tage später ein. -j- Entschädigung unschuldig Verurteilter. Die zweite sächsische Kammer beschloß, die Justiz möge die unschuldig Verurteilten für ihre Vermögensverluste entschädigen. f Der Landesverband sächsischer Feuerwehren beabsichtigt eine Neugestaltung seines Kassenwesens. -j- Gutem Vernehmen nach wird die Einkommen steuer-Novelle mit sämtlichen von der Regierung be antragten Abänderungen, insbesondere der Nichtbeitrags pflicht der Berufsgenossenschaften, Kranken- und PenfionS- kaffen, kirchliches, gemeinnützigen, wohlthätigen rc. Stiftungen, der Konkursmassen und der Versicherungs- Gesellschaften mit einem bestimmten Teile ihrer Ein nahmen, wie in der Deputation, so auch im Plenum Annahme finden; dagegen dürfte der zu 8 16 des Ein kommensteuergesetze» durch die königl. StaatSregierung gemachte Abänderungsvorschlag, wonach der Ein- schätzungSmoduS nach den dreijährigen DurchschnittS- Jahresergebniffen beibehalten werden, weil der Regierungs vorschlag die Aufstellung zuverlässiger Haushalts- uud Wirtschaftspläne für die Gemeinden, welche die Steuer veranlagung zu den an die Kommune zu entrichtenden Abgaben nach der Staatssteuer-Veranlagung zu bemessen pflegen, unmöglich machen würde. -j- Aus den Landtaasberichten ist zu entnehmen, daß die erste Wageuklaffe auf einer ganzen Reihe von Staatsbahnlinien in Wegfall gekommen ist, und zwar seit Anfang 1898 auf folgenden Strecken: Chemnitz- Aue, Aue-Adorf, Annaberg-Aue-Werdau,Bautzen-Wilthen Flöha-Reitzenhain, Chemnitz-Hainichen-Roßwein, Elster- werda-Noffen, Noffen-Bienenmühle, Leipzig-Geithain, Pirna-Arnsdorf, Schandau-Niederneukirch, (Oelsnitz- Zwickau und Zwickau-Hof (bei gemischten Zügen). -j- Die Kohlennot greift stark auf da» sächsische Erzgebirge über. Mehrere Fabriken sind genötigt, die Arbeitszeit abzukürzen. f Im Monat Februar nehmen die Tage schon um 2 Stunden zu. Im Anfänge des Monats geht die Sonne um 8 Uhr auf, um 5 Uhr unter; Ende de» Monats aber um 7 Uhr auf und 6 Uhr unter. f Zeitgemäß. „Transvaal" hat der Lehrer zum Thema gewählt — Und viel von den Buren den Schülern erzählt. — „Nun Kinder", so sagt er in seiner stets milden — Und freundlichen Weise, „ver mögt ihr zu bilden — Mir einen Satz (Alle spitzen das Ohr), — In dem auch da» Wörtchen „Colenso" kommt vor?" — Rasch hebt da der Letzte der Klaffe die Hand. — „Du kannst es? Ei, sieh' doch, da bin „Wahrscheinlichwegen de» Verkaufe» Deiner Besitzung. Lovell ist ein tüchtiger Mensch, auf den man sich unbedingt verlassen kann " „Beinahe zu tüchtig," antwortete Taryll ärgerlich. „Er will um jeden Preis alle» bi» zum letzten ergründen «w klarlegen." Die Augen der beiden Männer begegneten sich und ruh ten fest ineinander Ein Name durchblitzte ihr Hirn, der Name Betty Morgan. „Roger senkte den Blick zuerst, und damit war die ge- heimnisvolle, magnetische Wirkung gebrochen. „Ah," sagte er leichthin, „wenn Du etwa vie«ekn Tage in der Gtüdt gewesen sein wirst, sprich in St. Kilos vor, und es ist mehr al» wahrscheinlich, daß Du un» dort treffen wirst." Er nahm seinen Hut und ging auf die Terrasse hinau». „Er weiß cS," murmelte Taryll unwillkürlich. „Was weiß er, mein Freund?" lachte Albertine, die hinter ihm stand. „Daß Du hungrig bist und etwa» essen möchtest, ehe Du fortgehst. „Nein, Albertine, ich bin durchaus nicht hungrig." „Unsinn," antwortete Albertine, „ich werde Dich nicht eher sortlassen, ehe Du etwa» gegessen hast." Earyll wollt» sie an sich ziehen und sie küssen. „Nein, nein." wehrte sie ab, „erst da» Geschäft und dann das Vergnügen," und lachend begaben sie sich in da» Speisezimmer. Roger wanderte in den Garten hinunter. Er dachte an den Blick, den er in Taryll» Augen bemerkt hatte. Trotz de» wart,len Sonnenschein» durchrieselte ihn ein kalter Schauer. „ES geht jemand über mein Grab," murmelte er. „Mein Gott, wie abergläubisch ich geworden bin, und dennoch, dennoch, er weiß e», er weiß e»!" Er war in die Nähe de» Springbrunnen» gekommen, wo seine Gäste noch tn heiterem Geplauder versammelt waren. Auch Dr. Bridge beteiligte sich an der Unterhalt ung. 71,18