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NmUtl B IchriGeli ßMN für MchOin, MmckljM, Kchnrßaiii, JeilA, Asrrdsrf, KA, Mmmshain, IHshaiil SnUmin,. SW, Sih», Sleiyisu, Sleilßeiitn«, LWnit, PW». SchMm, NMiitz. Alm, MIW». 3»ttiW M Ü«M». I ! Mtt einer illustrierten Sonntags - Vellage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datum des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 38 Pfg., vierteljährlich 1 Marl. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der AmtShauptmannschast Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein. Nr. 13. Mittwoch, den 31. Januar 1900. 11. Jahrgang. Die bevorstehende Revolution in China und die Kolonie Kiautschau. Die Kaiserin-Witwe von China hat einen Staats« streich bedangen. Sie hat den bisher regierenden Kaiser abgesetzt und an seiner Stelle einen neunjährigen Knaben zum Kaiser ernennen lasten, über den sie die Vormundschaft führt. Hierauf hat die Kaiserin-Witwe den Generalissimus der chinesischen Armee Xung-lu und viele andere hohe Be amte entlassen, weil sie glaubt, dieselben seien mit dem Staatsstreich nicht einverstanden. In einzelnen Teilen des chinesischen Reiches scheint die Revolution ihr Haupt erhoben zu haben. Das gilt besonders von der unserer deutschen Interessensphäre am nächsten gelegenen Provinz Schantung. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Aus Peking liegen telegraphische Nachrichten vor, denen zufolge die Provinz Schantung zur Zeit aber mals von einer aufständischen Bewegung durchzogen wird. Durch dieselbe sind auch die deutschen Eisenbahn bauarbeiten bei Kaumi in Mitleidenschaft gezogen worden und haben angesichts der drohenden Haltung auf rührerischen Gesindels gegen Mitte dieses Monats unterbrochen werden müssen. Indessen werden die Un ruhen bei Kaumi von europäischer Seite in Peking als nicht bedenklich bezeichnet. Immerhin hat die chinesische Regierung auf Veranlassung des deutschen Gesandten Truppen entsandt und dem Gouverneur von Schantung Schutzmaßrcgeln aufgetragen. Schlimmere Aussichten eröffnet aber ein in der „Kölnischen Volkszeitung" veröffentlichte Neujahrsbrief des chinesischen Missionsbischofs Anzer. Derselbe meldet von planmäßigen, unter dem Schutze von Beamten be triebenen Verfolgungen gegen die Mission. Die Plan mäßigkeit habe nach der Besetzung von Kiautschau, die für den chinesischen Nationalstolz eine tief schmerzende Wunde ist. begonnen. Nachdem die erste Verblüffung über die Besetzung gewichen, machte sich Mißstimmung und Feindseligkeit unter den Eingeborenen gegen alle Ausländer geltend, die für den Durchschnittschinesen ein solidarisches Ganze sind. Da die Missionäre nickt selten die einzigen Fremden sind, welche in seinem Gesichts felde erschienen, macht der Chinese die Missionäre und ihre Christen für alle politischen Thaten der Ausländer verantwortlich. „Du hast die Deutschen gerufen," sagte zu Bischof Anzer der Gouverneur von Schantung: „wären keine deutschen Missionäre in Schantung, so wären Kiautschau, Port Arthur rc. (Wei-Hai-Wei und die französischen Kompensationen) nicht in fremde Hände gekommen. Ihr seid schuld an allem!" Auch Li-Hung- Chang hat dem Bischof Anzer erklärt, daß er sich gar nicht wundere, daß in Südschantung alles drunter und drüber gehe, Aufstände seien die natürliche Folge der Besetzung von Kiautschau. In der Nähe von Kiautschau hat sich, wie Bischof Anzer berichtet, ein patriotischer Geheimbund gebildet, die Hei-Hui, der Bund der Schwarzen, der unter der Devise: Schutz der Dynastie, Tod den Fremden ! sich die Vernichtung alles fremden Wesens, also zunächst des Christentums, zu seiner Auf gabe macht Mit der patriotischen Bewegung vereinigt sich die Raublust der armen Bevölkerung, die in den letzten Jahren durch schwere Hungersnöte heimgesucht war. Der Gouverneur von Schantung, Möhien, soll sich bei der alten Kaiserin bemüht haben, daß ihm die Erlaubnis zu einem Kriege mit Deutschland erteilt werde. Bedeutende Heeresmaffen seien in Schantung zusammengezogen worden. Als ihm sein Gesuch abge schlagen wurde, richtete sich sein ganzer Ingrimm gegen die Mission, und in der Sekte vom großen Messer fand er willfährige Hilfstruppen. Es heißt somit, die Augen offen halten. Das gemeinsame Interesse, die Allen drohende Gefahr wird alle Europäer in eine Linie zwingen. -R,. Deutsches Reich. Die erste Beratung der Flottenvarlagc dürfte am Montag, 5. Februar, im Reichstage beginnen. Ueber die Aussichten der Vorlage läßt sich zur Zeit Bestimmtes nicht sagen. Für die Vorlage sind sicher die Deutsch konservativen, die Reichspartei, die Nationalliberalen, die freisinnige Bereinigung und wohl auch die Antisemiten mit zusammen 145 Stimmen, gegen dieselbe werden 120 Volksparteiler, Sozialdemokraten, Polen, Elsässer und Welsen votieren. Wenn man zu den Freunden der Vor lage von den fraktionslosen Abgeordneten noch 16 rechnet, so hat man 161 Ja-Stimmen. Zur Mehrheit sind also noch 40 Stimmen vom Zentrum erforderlich. Dr. Lieber scheint geneigt, die Politik des Fürsten Hohenlohe zu unterstützen, und er sei deshalb bemüht, eine Verständigung mit der Regierung zu suchen. Ob mindestens 40 seiner Fraktionsgenosten ihn dabei unterstützen würden, bleibt abzuworten: doch kann eS als wahrscheinlich betrachtet werden. Reuß j. L. Bei der Landtagswahl in Zeulenroda wurde am Freitag der Redakteur Feustel gewählt, der der erste Sozialdemokrat im Landtage deS Fürstentums sein wird. Aachen. Nachdem die Direktion der „Vereinigungs gesellschaft" die Forderungen der BerHdrdeiter abgelehnt hat, wurde in einer vorgestern abgehaltenen Bergarbeiter versammlung beschlosten, in einen allgemeinen Streik am 1. Februar rinzutreten. Nur vereinzelt wurde Wider spruch in der Versammlung gegen diesen Beschluß er hoben. Der Volkswohlstand nimmt in Deutschland sehr stark zu. Heute hat das deutsche Volk bereits ein Gesamteinkommen von 21 Milliarden Mark, Frankreich hat weniger, 20 Milliarden, und nur England hat mehr, ein Gesamteinkommen von 25 Milliarden Mark. A«sla«d. Frankreich. Durch die Neuwahlen von 99 Senatoren, die am Sonnabend vorgenommen worden sind, ist keine wesentliche Aenderung in der Zusammensetzung deS französischen Oberhauses erfolgt. Der Verlauf der Wahlen war überall ein ruhiger, nur in Nantes kam es bei dem Wahlsiege des GeueralS Mercier zu einigen Demonstrationen. Die französische Presse ladet den Präsidenten Krüger zur Weltausstellung nach Parts ein und stellt ihm den Empfang eines Triumphators in Aussicht. Rußland. Notlage der finischen Bevölkerung. Wie aus Helsingfors geschrieben wird, veröffentlichen die finischen Blätter eine Reihe von Berichten über die Not lage im Norden d^S Landes, welche den entsetzlichen Umfang deS Elendes erkennen läßt. Daß Heu und Stroh in das Brot gemengt werden muß, ist gar keine Seltenheit. Vielen Familien fehlt daS Mehl überhaupt, und sie nähren sich von allerlei Surrogaten. Auf den zahlreichen, abseits von allem Verkehre liegenden Einzel- Höfe» ist die Not am größten. Der Kaiser von Rußland hat aus Anlaß des Hinscheidens der Herzogin von Schleswig-Holstein eine sechstägige Hoftrauer angeordnet. In Petersburg gab zu Ehren des Deutschen Kaisers das kaiserliche Paar im Winterpalais ein Kala- frühstück. Der finische Landtag wurde in Helsingfors mit einer Botschaft des Zaren eröffnet, die nicht den Bei fall der drei vertretenen Stände (Adel-, Bürger- und Bauernstand) fand. Oesterreich. Im Kohlenrevier Kladno verboten die Gewerke den Aerzten der Krankenkassen, während des Streiks den kranken Bergarbeitern unentgeltlich Medikamente zu verabreiche». Die Statthalterei ordnete sofort die Auf hebung deS Verbots an und wies die Gemeindevorsteher an, für die Ausfolgung von Medikamenten an die Berg arbeiter zu sorgen, da dies gesetzlich vorgeschrieben sei. In Dux wurden 1884, in Aussig 1260 Arbeiter ent lasten. Die Lohnauszahlungen verliefen ruhig. Die Sitzung des Einigungsamts in Kladno verlief resultatlos. Die Gewerkbesitzer erklärten, mit den Arbeitern, so lange diese im Streik verharren, nicht zu verhandeln. In Pilsen blieben die Gewerkbesitzer von der Sitzung des Einigungsamtes fern. Krieg in Südafrika. Die englische Niederlage ruft in ganz Spanien laute Befriedigung hervor. Der „Jmparcial" sagt, England muß für sein Verbrechen hart büßen. Der Spionkop hat sich wie ein Dolch ins Herz Englands eingebohrt. Auf den afrikanischen Schlachtfeldern ver wandelte sich das schwache Völker mißbrauchende perfide Albion in das einfältige Albion. Das Fiasko wird von der Kritik immer verurteilt werden, weil es auf militärischer Unwissenheit beruhe. Obwohl keine neuen Einzelheiten über die Kämpfe am Spionkop vorliegen, gilt die Niederlage der Eng länder als eine derartige, daß bis zum Eintreffen neuer erheblicher Verstärkungen eine weitere Offensive Bullers ausgeschloffen erscheint. Die Buren werden kaum die Offensive ergreifen, so lange Ladysmith nicht kapituliert hat. Die Buren verstärken erheblich ihre Stellungen um Colenso. Die Engländer scheinen indessen bereits Ver stärkungen erhalten zu haben. Denn aus dem Orte Modderspruit am oberen Tugela ist in Pretoria folgende, vom 23. d. M. datierte Meldung aus Burenquelle ein getroffen: Die Engländer! bemühen sich jetzt, mit 4O,ooO Mann auf der Spionkop-Route den Weg nach Ladysmith zu erzwingen. Das gestern Montag, gegen die Stellung Bothas gerichtete Feuer war furchtbar Ter Kampf blieb jedoch ein einseitiger, von Seiten der verbündeten Buren wurden nur 30 Schöffe abgegeben. Diese Andeutung, daß die Engländer 40,000 Mann stark wären, kann nur dahin gedeutet werden, daß die 6. und 7. englische Division, auf deren geheim ge haltene Landung in Durban bereits wiederholt hinge wiesen wurde, thatsächlich bereits am Tugela cingetroffen find. Sollte sich diese Meldung, was sehr wahrschein lich ist, bestätigen, so muß eine nepe große Schlacht vor Ladysmith unmittelbar bevorstehen. Weitere Nach richten vom Kriegsschauplatz bestätigen voll die Angaben über die Vernichtung der Division Warren. Die Kolonne Lytteleton allein verlor mindestens 800 Tote und Ver wundete. Der Gesamtverlust Warren wird auf mindestens 3700 Mann geschätzt. Die Buren erbeuteten den ganzen Artilleriepark. Die Niederlage der Engländer ist so vollständig als möglich. Daß diese Brüsseler Austastung der Wahrheit ziemlich nahe kommen dürste, geht auch daraus hervor, daß die englischeZensur folgende Depeschen des Reuterschen Büreaus aus Lourenco Marques passieren ließ: Eine Buren-Depesche, datiert vom Tugela 24. Januar, die sich auf den Kampf der Buren um die Wiedergewinnung des Spionkop beziehen dürfte, berichtet: Mittwoch, ging ein hartnäckiger Kampf vor sich. Die Abteilungen der Buren rücken Schritt vor Schritt vor. 150 Eng länder in den ersten Verschanzungen ergaben sich; die Gefangenen werden nach dem Haupttager gesandt. Der Kampf dauert fort. Aus dem Burenlager bei Modderspruit in der Nähe von Ladysmith wird unter dem 25 Januar ge meldet: Die Zahl der Toten, die die Engländer auf dem Schlachtfeld zurückließen, beträgt 1500. Unterredung mit Dr. Leyds. Der Gesandte der Südafrikanischen Republik Dr. Leyds ist aus Paris vergangenen Sonnabend in Berlin eingetroffen und hat kurz nach seiner Ankunft einen Mitarbeiter des Berl. Lokal-Anzeiger empfangen, welcher die Unterredung, wie folgt, schildert: „Es wird Ihrer Anwesenheit in Berlin, Exzellenz, eine hohe politische