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DuHA G NEMtcii ßrtsSlitt für DreWm. Ammckhsin, Jelgtrslfm, AeBa, Aorbdsrs, M, MmMsftin, Äuchshliiil 8»KMkq, M>«. W«, lklnisiSu, AeWNnt. ANPNt, Pmhk«. SchrWi, LtsNinitz. Wm, z»»,W M Ilmziz-al MU einer illustrierten Sonntags - Beilage. Dieses Blatt erscheint in Naunhof jede« Dienstag, Donnerstag und Sonnabend, Nachmittag 6 Uhr, mit dem Datnm des nachfolgenden Tages und kostet monatlich 35 Pfg., vierteljährlich 1 Mark. Für Inserate wird die gewöhnliche einspaltige Zeile oder deren Raum mit 8 Pfennigen, für solche außerhalb der Amtshauptmannschaft Grimma, sowie für Anzeigen am Kopfe und im Reklameteile, mit 10 Pfennigen, berechnet, bei Wiederholungen tritt Preisermäßigung ein- Nr. 12. Sonntag, den 28. Januar 1900. 11. Jahrgang. Beta ntmachung. Geführten Beschwerden zufolge wird gemäß Z 3 des amtshauptmannschaftlichen Tanzregulativs nochmals darauf hingewiesen, daß allen Schulkindern, allen Fort bildungsschülern, allen Lehrlingen, allen Mädchen vor dem erfüllten 16., allen Jünglingen vor dem erfüllten 17. Lebensjahre, selbst dann, wenn sie sich in Begleitung ihrer Eltern oder sonstiger Erzieher befinden, der Besuch von Tanzvergnügen bei Strafe verboten ist Naunhof, den 26. Januar 1900. Der Bürgermeister. Igel. b^n die Entrichtung des Schul- und Fortbildungsschulgeldes auf das 1. Vierteljahr d- I. wird erinnert. Die Grundsteuer auf den 1. Termin ist am 1. Februar fällig und bis zum 14. Februar d. I. zu bezahlen. Naunhof, am 27. Januar 1900. Der Bürgermeister. Igel. Womit bezahlen wir die neue Flotte? Begeisterung ist etwas Edles und Schönes, wenn sie Entschlüsse und Thaten im Gefolge hat. Ohne solche, blos ein Gefühlsausbruch, ist sie eine Narren komödie, von Schwächlingen aufgeführt. Wer von Waffenehre deklamiert und die Welt mit Kriegsgeschrei erfüllt, aber daheim bleibt, wenn es an den Feind geht, oder womöglich gar als Armeelieferant sein un sauberes Profitchen macht, der ist verächtlich. Und rver tagaus tagein in Flottenpatriotismus arbeitet, die Kosten der neuen Schiffe aber, auf die breiten Schultern des kleinen Mannes — der migsrn plsds oontriduens — abladen will, der ist ein Schreier, aber kein Patriot. Es ist bezeichnend, daß gewisse Leute bereits daran gedacht haben, die Getreidezölle zu erhöhen, also das Brot teurer zu machen, damit wir die erforderlichen Millionen für die neue Flotte erhalten. Wie es heißt, ist man von diesem schönen Plane abgekommen. Und da ein Appell an den Patriotismus der Reichsten — der Herren Krupp, Stumm, Rotschild, Bleichröder, der fabel haft begüterten schlesischen Magnaten, der stolzen Reichs unmittelbaren und anderer — wegen einer Selbst besteuerung, wie sie anno 1813 stattfand, heutzutage mit großer Entrüstung zurückgewiesen wird, so ist mitten in der Flottenbegeisterung die AllerweltSfrage angebracht: Woher das Geld dazu nehmen? Das Berl. Tageblatt antwortet nun darauf mit dem sehr richtigen Hinweis, daß dieses neue Riesen opfer, das das Vaterland fordert, zum größten Teile von den Begüterten getragen werden müßte, von jenen, denen ein Erbe zufällt — bekantlich die mühe- und verdienftloseste Art, zu Besitz zu gelangen. Also eine Erbschaftssteuer! Der Gedanke ist zwar nicht neu, aber gut. Im Gegensatz zu den meisten europäischen Kulturländern ist die Erbschaftssteuer in Deutschland unverhältnismäßig gering ausgebildet. Sie beträgt in Preußen etwa den dreißigsten Teil wie in England, den zwanzigsten wie in Italien, den sechzehnten wie in Frankreich. Trotzdem die Erbschaftssteuer in England bereits von jeher sehr stark angezogen war, besannen sich die dortigen Staats männer keinen Augenblick, eine Erhöhung durch das Unterhaus votieren zu lassen, als vor fünf Jahren die bekannten Mehrausgaben für die Flotte dort gefordert wurden. Damals wurde die Erbschaftssteuer genau um so viel erhöht, wie notwendig war, um die 80 Millionen Mehrausgaben zu beschaffen, ohne die Einkommensteuer zu erhöhen, ohne die mittleren Hausbudgets zu belasten. Weshalb sollen wir also in Deutschland, wo, wie wir schon angedeutet, diese an und für sich sehr gerechte und sehr geringe Erhebungskosten verursachende Steuer so außerordentlich wenig in Anspruch genommen wird, deshalb, so fragt das Berl. Tgbl., sollen wir diese Be steuerungsform zu Gunsten unserer Flotte nicht ver wenden? Außer den genannten Vorzügen der Gerech tigkeit und der bequemen wie billigen Einziehbarkeit spricht noch ein dritter Moment zu Gunsten dieser Steuer, daß sie nämlich nicht so sehr in die Finanz wirtschaft der Einzelstaaten eingreift, wie dies durch die Einführung der Reichseinkommensteuer der Fall sein dürfte. Diesen Einwand machten von jeher die Parti- kularisten geltend, um die Forderung der Liberalen auf die Einführung einer Reichseinkommensteuer zu Falle zu bringen. Gegenüber der Forderung einer Reichs erbschaftssteuer muß unseres Dafürhaltens dieser oder ein ähnlicher Einwand selber zu Falle kommen. Deutsches Reich. Die Kaiserin-Mutter, Herzogin Friedrich von Schleswig-Holstein ist in Dresden nach langem Leiden verschieden. Sie hat ein Alter von reichlich 64 Jahren erreicht. Die Novelle zum Flottengesetz ist im Reichstage eingebracht worden. Sie fordert, was im allgemeinen schon bekannt war, eine 2. Schlachtflotte, gleichstark wie die alte, aber außerdem 6 große und 7 kleine Kreuzer 2 Geschwader bilden die aktive und 2 andere Geschwader die Reserve-Schlachtflotte. Die Mittel werden alljährlich durch den Etat bereit gestellt. Die Begründung giebt die finanzielle Durchführung bis 1916 (unter einer jährlichen Steigerung) als abgeschloffen an, sieht 11 Millionen vor und erwartet eine Deckung unter Zu ziehung von Anleihen ohne neue Steuern; sie betont die Notwendigkeit der gesetzlichen Festlegung des Flotten sollbestandes und verzichtet auf eine gesetzt. Normierung der Beschaffungsfrist. Zur Vorbereitung der Handelsverträge ist eine Produktionsstatistik seitens des Reichsamts des Innern veranstaltet worden, deren Erfolg schon jetzt außer Frage steht. Von den versandten Fragebogen sind rund 46 000 in erschöpfender Weise beantwortet und nur etwa 7000 bisher noch zurückbehalten worden. Dieses günstige Ergebnis ist um so höher zu veran schlagen, als eine derartige Statistik nicht nur für Deutschland neu und ohne Vorbild war, sondern auch in anderen Staaten bisher noch nicht in so umfassender Weise und zu einem derartigen Zwecke vorgenommen worden ist. Der Zweck der Statistik ist die möglichst genaue Feststellung der im Deutschen Reiche erzeugten Waren sowie der Ein- und Ausfuhr gleichwertiger Waren in das Reich und aus demselben. Ein Zuckerkartell nach dem Muster des Spiri tusringes soll nun auch zu stände gebracht werden. Die Eröffnung des Elbe-Travekanals findet, wie aus Lübeck gemeldet wird, Mitte Juni dieses Jahres statt. Die Wirkung der Reichstagsrede deS Grafen v. Bülow über die völkerrechtlichen Grundsätze bei der Verfolgung von Kriegskontrebande erweist sich auch in der öffentlichen Meinung Englands als nachhaltiger als anfänglich angenommen werden konnte. Es stellt sich heraus, daß der Kern dieser Ausführungen auch in England als berechtigt anerkannt wird. Das Porto für Kolonialbriefe ist ermäßigt worden, und zwar für Briefe bis 15 Gramm auf 10 und für schwerere auf 20 Pf. Bisher mußten 20 bez. 40 Pf. gezahlt werden. Freiwillige Feuerbestattung. Im preußischen Abgeordnetenhause beantragen die Freisinnigen, die Re gierung zu ersuchen, die zur Einführung der freiwilligen Feuerbestattung in Preußen erforderlichen gesetzgeberischen Maßregeln zu treffen. — In der vorigen Tagung ist ein ähnlicher Antrag abgelehnt worden. Die Zahl der Millionäre hat in Preußen in den letzten zwei Jahren um 574 zugenommen. Der Staatssekretär des Innern Graf v. Posa- dowsky veröffentlicht ein von ihm in Sachen des Bau- arbeilerschutzes an die Bundesregierungen gerich tetes Rundschreiben, das in eindringlichen Worten die auf diesem Gebiete herrschenden Gefahren und die Mittel zu ihrer allmähligen lleberwindung behandelte. Dabei wird auch in bemerkenswerter Weise die Frage erörtert, ob es sich empfehle, bei der Kontrole der Bau ausführungen die beteiligten Arbeiter selbst zur Mit wirkung heranzuziehen. Ausland. Krieg in Südafrika. Dem „Standard" wird aus Rensburg unter dem 23. d. M. berichtet, daß 7000 Buren bei Colesberg in Unruhe seien, da General French seine Truppen planmäßig und vorsichtig enger um Colesberg zusammen ziehe. — Nach dem „Daily Mail" ist General Wood gate der Verwundung, die er bei dem Sturme auf Spionskop am 23. d. M. erhalten hatte, erlegen. „Daily Mail" meldet aus Durban, Buller habe einen Tagesbefehl an seine Truppen erlassen, worin er ihnen rät, bei Angriffen gegen die Buren immer sprung weis vorzugehen. Das Blatt fordert Absendung neuer Verstärkungen. Völlig unerwartet kam folgendes Telegramm: Ge neral Barton meldet, die Engländer hätten bei Chie- veley am 23. d. Mts. 11 Mann verloren, darunter einen gefallenen und einen verwundeten Offizier. Dem nach muß auch dort also am Dienstag ein Gefecht statt- gesunden haben. Wahrscheinlich haben die Buren von Colenso aus einen Vorstoß gemacht, um die dünne Verbindungslinie Chieveley - Springfield zu durchbrechen. Weitere Nachrichten liegen über einen solchen Kumpf nicht vor. Diese Depesche dürfte vom Kriegsamte wahrscheinlich „aus Versehen" veröffentlicht sein. Berlin. Die hiesige Transvaalgesellschaft bezweifelt die Wahrheit der Siegesbotschaft Warren's, dessen lakonische Depesche die Vertreibung einer kleinen Buren truppe meldet, während 10000 Buren den Spionskop besetzen. Es handelt sich offenbar um die Besetzung eines vorgeschobenen Postens woraus die „War office" einen großen Sieg macht, weil Chamberlain einen solchen für die Kammereröffnung braucht. Wien. Der Pariser Korrespondent des „Neuen Wiener Journals" hatte neuerdings eine Unter redung mit Dr. Leyds, dem Gesandten Transvaals. Dr. Leyds erklärte, alle Hoffnungen auf einen baldigen Frieden oder Waffenstillstand seien völlig irrig. Trans vaal verfüge für lange Zeit über ein ausreichendes Menschen- und Kriegsmaterial und lehne alle Frei willigenangebote ab. In Oesterreich sind zur Zeit nicht weniger als 341 ausländische Zeitungen verboten; davon sind 7 ge richtlich verboten, während 334 der Postdebit entzogen worben ist. Unter den verbotenen Zeitungen befinden sich 26 in Deutschland erscheinende, während die Mehr-