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neue Geschlecht, hoffend es werde das Erbe seiner Väter in Ehren halten, und den noch Ungeborenen rufen wir die Worte zu, die auf dem Leipziger Sieges denlmal eingenuißelt sind: Enkel mögen kraftvoll walten Schwer ErrungneS zu erhalten! Deutsches Reich. Der „Berliner Lokalonzeiger," der ost sehr gut unterrichtet ist, teilt den wesentlichen Inhalt des zwischen England und Deutschland abgeschlossenen geheimen Ver trages mit, bei dem es sich um nichts Geringeres als um eine Teilung des portugiesischen Kolonialbesitzes zwischen England und Deutschland handelt. Ter Vertrag wurde im Januar, spätens aber im Februar 1900 veröffentlicht werden. England hat sich schon im Jahre 1891 in Bezug auf die Delagoabai das An- kaufsrecht vorbehalten. Die Session an England wird vermutlich im März 1900 vor sich gehen, wenn nicht Präsident Krüger nach glänzenden Waffenerfolgen über die Engländer eingreift. Der afrikanische Besitz mit rund zwei Millionen Quadrat-Kilometern und 13 Millionen Einwohnern soll an England fallen, der asiatische mit mit 20 OvO Qnadrat-Kilometer und beinahe einer Million Einwohnern an Deutschland. Deutschland würde näm lich erhalten: Die Insel Timor mit 16 300, Goa mit 3270, Damos mit 383, Macao mit 12 und DlU mit 5 Kilometern. Außer diesen Besitzungen in Asien soll auch noch in Afrika das Land nördlich des Zambesi an Deutschland abgetreten werden, mit Ausnahme eines Streifens von drei Meilen, den sich Cecil Rhodes für seine Eisenbahn ausbedungen hat. Der von Deutsch land zu zahlende Preis beläuft sich auf 25 Millionen Mark. — Wolffs Bureau dementiert diese Nachricht offiziell und schreibt, von zuständiger Stelle würden diese Mitteilungen als „willkürliche und ifaliche Kombinationen" bezeichnet. Der „Lokalanzeiger" hält seine Mitteilungen aufrecht und bemerkt, der Begriff »offiziöses Dementi" habe für ihn seine Bedeutung und seinen Wert verloren hat, seitdem das offiziöse Telegraphenbüreau es fertig gebracht hat, die Meldung über den Erwerb der Samoa- Inseln durch Deutschland zu dementieren und 24 Stunden später selbst zu veröffentlichen. Zum 1. April werden alle Postassistenten polnischer Nationalität aus der Provinz nach rein deutschen Gegenden versetzt. Auch andere Behörden ver setzen ihre polnischen Beamten. Das „Berl. Tgbl." enthält einen Aufruf des deutschen Freikorps in Transvaal, in welchem um möglichst rasche Hilfe gebeten wird, um das Elend zu mildern, welches in Folge der durch die lange Krisis vor dem Kriege eingetretenen Erwerbslosigkeit in vielen Familien hervorgerufen worden ist. Ein englisches Blatt, der Daily Ehroniclö schreibt in betreff der deutschen Bagdadbahn, die die Anatolische Eisenbahn mit dem Persischen Meerbusen verbindet: Es ist nicht uninteressant, sich der Thatsache zu erinnern, daß dieses Privilegium während der ganzen Dauer der Regierung der Königin von englischer Seite nachgesucht worden ist. Nichts kann deutlicher den wachsenden Einfluß Deutschlands in Konstantinopel zeigen, als die Konzession für den Bau dieser wichtigsten Eisenbahn. Obgleich ein englisches Syndikat sich er boten hat, die Bahn ohne irgend welche staatliche Garantie zuverbauen, während die Deutschen eine drei- prozentische Garantie auf das angelegte Kapital forder ten, und trotzdem die Opposition Rußlands sich so stark wie je zuvor geltend machte, hat der Sultan nicht ge zögert, den Deutschen die Konzession zu überlassen. A«sla«d. England. In Folge der Aushebung der Reserven und Milizen bereitet sich im Norden Englands eine Kohlenbergwerks-Krisis vor, die vermutlich Mitte Januar zum Ausbruch kommen wird. Verschiedene Industrien werden die Arbeit ganz oder teilweise einstellen müssen. Auch ist das Eisenbahnmaterial durch die militärischen Transporte stark in Anspruch genommen. Die Kohlen preise steigen erheblich und werden bald noch höher werden. In Wales droht schon seit Wochen ein Kohlen bergarbeiterausstand. Eine eintretende Kohlennot würde aber sofort die Schlagfertigkeit der englischen Marine in Frage stellen. Bereits 1898 mußten die Flotten manöver aus demselben Grunde vollständig ausfallen. Auf dem westlichen, wie auf dem östlichen Kriegs schauplatz zeigt sich eine vermehrte Thätigkeit der Buren. Im Osten werden Patrouillen und stärkere Requisitions kommandos vorgetrieben, die bei Gelegenheit die süd liche Kommunikationslinie Bullers zerstören sollen. Im Westen suchen sich die Buren durch Vorrücken ihrer Schützengräben dem Lager Lord Methuens zu nähern. Die politische Situation in den östlichen Distrikten der Kapkolonie ist jetzt akut geworden. Das Land ist über- all in gährendem Aufstand. Ferner ist auch eine Er hebung in den südlichen Distrikten nicht unwahrschein lich. Die Aufständischen liefern den englischen Truppen bereits reguläre Gefechte. In Colenso stehen angeblich 7000 Buren, wahrscheinlich sind es aber 12,000. Ihre Stellung ist außerordentlich stark. Die Hügel sind durch drei bis vier Etagen Schützengräben befestigt, die hinter einem fast unpassierbaren Fluß liegen. In Ladysmith sieht es schlimmer aus als die Engländer zugeben wollen. Auch der Korrespondent des „Chronicle" meldet aus Ladysmith, daß der Entsatz angstvoll erwartet wird. Abessinien. Menelik macht mobil. Er ist der Erste, der aus Englands Verlegenheit Nutzen zu ziehen sucht. Ein aus 8000 bis 10000 Mann bestehendes Armeekorps der Abessinier ist nach der Grenze des Tigre-GebieteS unterwegs, angeblich um den Einfluß Meneliks in dieser Gegend zu wahren, wahrscheinlich aber um einen Teil des englischen Gebietes zu besetzen. Oertliches und Sächsisches. Naunhof, den 1. Januar 1900. Naunhof. Zum Antritt des neuen Jahrhunderts bringen wir unsern werten Lesern und Freunden die herzlichsten Glückwünsche dar. Möge unser Naunhof und seine Bewohner mit dem Jahre 1900 einer recht erfreulichen Entwickelungsperiode entgegen gehen. Zu- gleich bitten wir, unS auch fernerhin das bisherige Wohlwollen zu erhalten — wenn nicht für das ganze Jahrhundert, so wenigstens noch für die erste Hälfte. Naunhof. Wie voriges Jahr, so erhalten unsere gesch. Leser auch diesmal wieder einen praktischen Wand kalender als Neujahrszugabe. Es empfiehlt sich, den selben auf Pappe aufziehen zu lassen, damit er halt barer wird. Jeder unserer hiesigen Buchbinder besorgt das, und die Ausgabe beträgt nur ein paar Pfennige. Naunhof. Nicht weniger wie vier Schlitten- parthieen trafen Freitag in unserem Städtchen ein, und zwar aus: Trebsen, Zweenfurth, Brandis und Seeling städt. Der Marktplatz bot mit seinen vielen Geschirren zeitweilig den Anblick eines Burenlagers. Die Stimmung der Gäste, von denen einige kostümiert, alle aber zum Ulk aufgelegt waren, glich denn auch ganz derjenigen der tapferen Afrikander nach einem Siege über die Engländer. Es konnten wohl gegen 9o Schlitten sein, dazu Vorreiter und Musik. Wir verzeichnen es mit Genugthuung, daß unter anderem auch ein Hoch auf die gastfreundliche Stadt Naunhof ausgebracht wurde. Naunhof. Durch Verordnung des Königlichen Ministerums des Kultus und öffentlichen Unterrichts zu Dresden vom 19. dss. Monates sind dem hiesigen Schulvorstande als Kandidaten für die Direktorenstelle die Herren Lehrer Or. pki1. Friedrich Ernst Deutsch in Leipzig, Karl Hermann Schäfer in Leipzig, Franz Theodor Döring in Chemnitz vorgeschlagen worden. Eine Lehrprobe wird in den nächsten Wochen stattfinden. Nauuhof. Die neue Jahrhundertpostkarte ist nun mehr auch in unserem Orte zur Ausgabe gelangt, und zwar in nur 300 Exemplareu am Donnerstag. Die Karten waren im Handumdrehen vergriffen, und es waren bereits Nachmittags keine mehr zu erhalten. Die Reichsdruckerei soll nicht rechtzeitig fertig geworden sein und nur 5 Millionen haben liefern können. Der Druck dauert weiter und in wenigen Tagen oder Wochen kann jeder soviel Karten haben, als er will. Natürlich war gerade jetzt die Nachfrage nach dieser ersten Ge legenheitspostkarte, die die deutsche Reichspost ausgegeben hat, sehr groß. Selbst in unserem Städtchen, das unseres Wissens keinen passionierten Postwertzeichen sammler größeren Stiles aufweist, sollen den Brief trägern hohe Preise für rechtzeitige Besorgung der Karten geboten worden sein. Natürlich ohne Erfolg, denn ein Beamter darf sich zu solchen Sachen nicht hergeben. Für Sammler hat die Karte nämlich dann den höchsten Wert, wenn sie den 31. Dez. als An nahme- und den 1. Jan. als Ausgangsstempel trägt, also am Sylvester aufgegeben und am Neujahrstag aus getragen ist. In Berlin bewirkte die Ausgabe der Postkarten für 1900 einen wahren Sturm auf sämtliche Postschalter der Stadt. Im ersten Anlauf waren denn auch die Vorräte der Verkehrsanstalten bis auf die letzte Karte erschöpft. Schon um 9 Uhr war keine ein zige Postkarte mehr zu haben. Die Absicht der Reichs postverwaltung, jede Preistreiberei mit den Karten zu vermeiden, wurde schon am Mittwoch Abend vereitelt. Von 8 Uhr Abends an brüllte bereits ein Dutzend Straßenhändler die „neue offizielle Reichspostjubiläums karte mit der eingedruckten Germaniamarke" in dem belebtesten Teile der Friedrichstraße aus. Die Händler verlangten 25 Pfennig für das Stück, fanden aber nur mit Mühe etwas Absatz, da sich das Publikum sagte, am andern Morgen seien die Karten bei jeder Post anstalt zu haben. Auch in Leipzig war der Zudrang so enorm, daß die Auflage kurz darauf vergriffen war. Die Karten wurden nur in Partien von höchstens 5 Stück abgegeben. In Dresden waren sämtliche Post ämter von Menschen förmlich umlagert. Es kam dabei zu wilden Szenen. Auf dem Hauptpostamt wurden die Schalterfenster eingeschlagen und Viele flüchteten durch ein Fenster nach dem Hofe. Auf dem Postamt 9 wurde von der drängenden Menge eine Thür eingedrückt. Bereits nach einer Stunde wurden Plakate mit der Aufschrift „Jahrhundertkarten ausverkauft" angeheftet. In die Jahresliste der Geschworenen für das Jahr 1900 wurden aus dem Amtsgerichtsbezirk Grimma ausgenommen: Andreas, Franz Louis, Rentner, Grimma; Bieger, Johann Carl Wilhelm, Dr., Fürstenschulober lehrer, Grimma; von Böhlau, Carl, Rittergutsbesitzer, Döben; Brehme, Ewald, Hauptmann a. D-, Grimma; Eckardt, Georg, Rittergutsbesitzer, Ammelshain; vom Hau, Rudolf, Fabrikant, Grimma; Hessel, Carl Richard, Kommerzienrat und Fabrikdireltor, Nerchau; Lorenz, Oskar Richard, Lokalrichter, Nerchau; Nauels, Karl, Fabrikdirektor, Gölzern; Schippau, August, Kohlenwerks besitzer, Ragewitz; Schmidt, Friedrich Ernst, Bäckermeister und Stadtrat, Brandis; Weishorn, Julius Hermann, Bauunternehmer, Grimma; von Zimmermeister, Georg, Rittergutsbesitzer, Trebsen; Grohmann, Karl, Königl. Forstmeister, Glasten. -f Das erste Fürstenkind im 20. Jahrhundert dürfte dem sächsischen Herrscherhause beschieden sein. Im Hause des Prinzen Friedrich August sieht man nämlich in den nächsten Tagen einem freudigen Familien ereignis entgegen. In Dresden war bereits am ersten Feiertag das Gerücht verbreitet, daß noch während der Feiertage das zu Erwartende eintreten werde, die Mel dungen erwiesen sich aber als verfrüht. -j- Neujahrssalut. Für alle Garnisonen, in denen Artillerie steht, sind für den Neujahrssalut 100 Schüsse vorgeschrieben worden. In Berlin wird der in der Mitternachtsstunde vom alten zum neuen Jahre von der Leibbatterie des 1. Garde-Feldartillerie-Regiments während der Drfiliercour im kgl. Schlosse zu feuernde Salut auf Allerhöchsten Befehl nur in 33 Schuß bestehen. Der Leipziger Krystallpalast meldet die Thatsache, daß seine Kassenstellen an den beiden Weihnachtsfeier tagen von 21436 Personen passiert wurden. Leipzig. Der weltbekannte amerikanische Circus Barnum H Bailey kommt nächsten Sommer nach Leipzig, um dort auf dem Gohliser Exerzierplätze seine Vor stellungen zu geben. Das Riefenunternehmen zählt nahezu 1000 Künstler und Angestellte, ferner drei Herden Elefanten, zwei Herden Kamele, 100 Käfige wilder Tiere, eine Unmenge Jagd- und andere Wagen, ein Dutzend oder mehr Riesenzelte — einige von ihnen fast 200 Meter lang. Für die mannigfachen Vorstellungen bedarf es dreier Zirkusbahnen, zweier Theaterbühnen, einer Rennbahn und anderer mechanischer Vorrichtungen. Es finden oft ein Dutzend Vorstellungen gleichzeitig in der riesigen Arena statt, und man wird einen Begriff von dem großartigen Stil der Schaustellung erhalten, wenn man bedenkt, daß zuweilen 30 Luftgymnastiker im selben Augenblick auftreten. Leipzig. In der Nacht zum Sonnabend sind Diebe in die Kreuzkirche in Leipzig-Neustadt eingebrochen, glück licherweise ohne in der Sakristei etwas mitnehmen zu können, da man auf ihr Treiben mittlerweile aufmerksam geworden war, sodaß sie die Flucht ergreifen mußten. Riesa. Mit dem „Jahrhundert-Festspiel, das die Riesaer Militärvereinc aufführten, sind sie derb herein gefallen. 500 Mk. Defizit hat es zu den Mühen, dem Aerger nnd sonstigen Kosten gegeben. Karl Künzel und Fra«. meiner werten Kundschaft von nah und fern ein glückliches ÜSIISZ Mr. s s ! Lsrtiisvr Äsuclnik. i s ; ß Meinen lieben Gästen u. Stamm« s ) gästen ein ? r Prosit Neujahr, j j Z/s/'/na/r/r j i Meinen werten Luncken, XuM- durn, k'röunäen u. Leknnutvn die herzlichsten Glückwünsche zum Jahreswechsel. Oscar Heller, s - 9/. ) W S HZ Meiner werten langjährigen M Kundschaft allen Freunden und M Bekannten von Naunhof und W Umgegend wünsche ein W Ä grs««»e» M DNeujahr! L M Uhrmacher 6. LÄvKv. W K ' W